Direkt nach den Stürmen, die Anfang der Woche über den Süden Deutschlands zogen, brach gestern am Firmensitz von Torqeedo in Gilching die Sonne durch. Genau zum richtigen Zeitpunkt feierte der Pionier für Schiffselektromobilität am 30. Juni 2021 die Grundsteinlegung für den neuen Hauptsitz. Die neue Zentrale soll bis 2022 in nächster Nähe zum bisherigen Firmenzentrale entstehen.
Punktgenauer hätte die Symbolik kaum sein können: Während Wetterextreme, die dem Klimawandel zugeschrieben werden, halb Europa durchschütteln, setzt der erste und bislang erfolgreichste Systemanbieter für maritime Elektromobilität ein klares Zeichen für Investitionswillen.
Das Projekt Neubau umfasst 3.720 Quadratmeter Bürofläche mit einer Mischung aus Coworking-Spaces und Vor-Ort-Büros, 4.800 Quadratmetern Lager-, Produktions- sowie Forschungs- und Entwicklungsfläche. Der Neubau soll voraussichtlich im ersten Quartal 2022 bezugsfertig sein.
Deutz bekennt sich zum Electric Boating
Der Kölner Motorenbauer Deutz, zu dem Torqeedo seit 2017 gehört, zeigt mit der Investition in den Neubau, wie wichtig die Eigenständigkeit des Pioniers beim Electric Boating auch für die Konzernmutter ist. Denn die Konkurrenz schläft nicht: Gerade erst hatte der weltgrößte Konzern für Freizeitschifffahrt, die Brunswick Corporation aus den USA, angekündigt, zahlreiche elektrisch angetriebene Boote bis 2023 einzuführen.

Torqeedo bleibt auf dem AirTech Campus Oberpfaffenhofen in der Münchener Metropolregion, wo das in Starnberg gestartete Ex-Startup seit 2012 ansässig ist. Ganz in der Nähe werden auch die Weltraummissionen im Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum überwacht. Hier setzt Torqeedo seit Jahren auch auf den Ausbau des Geschäfts mit der gewerblichen Schifffahrt, und das weltweit mit Fährprojekten in Bangkok und Fischereiprojekten in Südamerika.
Ralf Plieninger, als Geschäftsführer bei Torqeedo auch für die Produktion zuständig, sieht die konkreten Verbesserungen: „Auf der Produktionsseite konsolidieren wir unsere drei aktuellen Produktionsstandorte zu einem. Wir freuen uns auf eine erhöhte Auslastung, da das Personal zwischen den Produktionslinien wechseln kann.“ Zudem habe die Firma mit der Produktion vor Ort und nicht in China Raum für „Wachstum mit weiterhin standardisierten Prozessen“, so Plieninger.
Stärkung für Made in Germany
Durch den Standort könne Torqeedo die Zusammenarbeit zu anderen klimafreundlichen Mobilitätsunternehmen wie Lilium und Dornier Seawings vertiefen, erklärte Plieninger weiter. „Es gibt viele Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in Bereichen wie der Lithium-Ionen-Batterietechnologie, Elektromotorentwicklung und fortschrittlicher Composite-Fertigung.“

Michael Rummel, Geschäftsführer von Torqeedo, sieht am aktuellen Standort nur Vorteile. Nicht nur wegen der Infrastruktur mit der Nähe zu zukunftsorientierten Unternehmen und Organisationen, sondern auch durch die eigenen Mitarbeiter, die man unbedingt halten wolle. „Wir engagieren uns dafür, dass wir auch zukünftig Made in Germany sind.“
Das fand Zustimmung bei den Gästen der Grundsteinlegung, darunter auch Deutz-Vorstand Michael Wellenzohn, und Kersten Schreyer, die als bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr ordentlich Gas gab – mit dem Außenborder Torqeedo 1103, dem Best- und Longseller des einst in einem Bootshaus gegründeten Unternehmens.