Vor genau zwei Jahren hat der Motorenhersteller Deutz den bayerischen Spezialisten für Elektro-Bootsmotorensysteme Torqeedo übernommen. Heute gab die Deutz AG den Zukauf des Batteriespezialisten Futavis bekannt. Mit dem Kauf des nahe der holländischen Grenze ansässigen Unternehmens „ergänzt die Deutz AG ihre Elektrifizierungsstrategie um die wichtige Kernkomponente Batterie“, heißt es aus Köln.
Futavis ist ein Entwicklungs-Dienstleiter von Batteriemanagement-Hardware und entsprechenden Software. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung von Battery-Management-Systemen, kurz BMS, die nach Angaben von Futavis serienmäßig entwickelt, produziert und verbaut werden.
Die von der Deutz-Tochter Torqeedo bereitgestellte „Systemkompetenz im Bereich Elektroantriebe“ werde durch den Neuzugang, so heißt es in der Mitteilung des Konzerns, um Batterietechnologie im Hochvoltbereich erweitert. Nach Angaben von Deutz bringt Futavis umfangreiches technisches Know-how im Bereich Elektronik, Software, Batterietechnologie und Batterie-Testing mit in den Konzern.
Mit dem Motoren- und Energiemanagement-System Deep Blue hat Torqeedo ein schlüsselfertiges Hochvolt-System für Boote für gewerbliche Anwendungen und Freizeitboote wie die Zukunftsprojekte von Frauscher seit einigen Jahren im Einsatz.
Ziel ist die CO2-freie Off-Highway-Mobilität
CEO Frank Hiller sieht Deutz damit auf dem richtigen Weg. „Mit Futavis ergänzen wir die starke Systemkompetenz unserer Entwicklungsteams bei Deutz und Torqeedo durch Komponenten-Know-how bei Hochvoltbatterien, Batteriemanagementsystemen und Sicherheitstechnik“, so Hiller. Der Motorenbauer gehe damit „einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer CO2-freien Off-Highway-Mobilität“.
Dem mit der Torqeedo-Übernahme formulierten Ziel von Deutz, sich im lukrativen Off-Road-Motorenmarkt zu „elektrifizieren“, ist man in den letzten zwei Jahren ein deutliches Stück näher gekommen. Für 2022/2023 plant Deutz, mit elektrifizierten Antrieben fünf bis zehn Prozent des Umsatzes zu erwirtschaften. Welche Auswirkungen die Futavis-Übernahme durch Deutz für das ausschließlich maritime Geschäft von Torqeedo hat, ist noch nicht bekannt.
Die Deutz-Aktie profitiert
Die Deutz-Aktie profitiert von der heute bekannt gegebenen Nachricht leicht und rückt zeitweilig um gut 3% auf 5,17 Euro vor. Zuletzt war Deutz durch reduzierte Gewinnerwartungen in den Fokus von Anlegern gerückt.
Die 2013 gegründete Firma mit 30 Mitarbeitern und rund 5 Millionen Euro Jahresumsatz hat nach eigenen Angaben „zahlreiche Systeme für namhafte Kunden“ entwickelt – bisher ausschließlich im Automotive- und Nutzfahrzeug-Bereich. Immerhin zeigt Futavis auf seiner Website neben anderen Fahrzeugen auch das Symbolbild ein kleines Sportboots.
Neue Batterieplattformen für die Marine-Industrie
Welche Kompetenzen durch den Zukauf von Futavis neu in die Deutz-Firmengruppe kommen, die Torqeedo bisher nicht abdeckt, erläutert Christoph Ballin, gegenüber float: „Torqeedo ist in erster Linie Systemanbieter mit Kompetenz in allen Bereichen elektrischer Antriebssysteme. Mit Futavis akquiriert Deutz einen hochkarätigen Spezialisten für Batteriemanagement-Hardware und Software.“ Diese Tatsache, so erklärt Ballin die Deutz-Strategie, „stärkt die Systemkompetenz für Batterietechnologie im Hochvoltbereich“.
Zur Zusammenarbeit und möglichen Synergien der beiden Elektro-Spezialisten für den Marinebereich sagt der Torqeedo-Mitgründer, der seit zwei Jahren auch Strategie-Chef der Deutz AG ist: „Zwischen Futavis und Torqeedo gibt es bereits seit längerer Zeit eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Diese wird im Nachgang der Akquisition intensiviert, um neue Batterieplattformen für die Marine-Industrie bereit zu stellen.“
Auf die Kooperation von Torqeedo und BMW als Batteriehersteller und Ausrüster soll die Übernahme von Futavis keine Auswirkungen haben. „Die Zusammenarbeit mit BMW bleibt hiervon unberührt.“