Es hatte lange gedauert, bis der wunderbare Film „Maiden“, endlich auch in Deutschland zu sehen war. Der Dokumentarfilm über Tracy Edwards und ihre Frauencrew beim Whitbread Race von 1989, der nun über die Ocean Film Tour vertrieben wird, hatte am 3. März in Hamburg Premiere und war am 8. März, dem internationalen Frauentag, in Berlin zu sehen.
Wir haben mit Tracy Edwards über den Film und das legendäre Rennen im Interview gesprochen. Obwohl die 57-jährige Britin eine Berühmtheit in der Segler-Szene ist, bleibt sie geerdet und sagt sie von sich selbst, sie habe keine besonderen Fähigkeiten und sei nicht einmal besonders intelligent.
Es ist geradezu bescheiden, wenn man bedenkt, was diese Frau erreicht hat: Sie war 1989 die erste Skipperin überhaupt in der Geschichte des Whitbread Round the World Race. Sie führte – ebenfalls eine Premiere bei dieser Weltumseglung – eine rein weibliche Crew um den Globus. Und das mit beachtlichem Erfolg, ihre Yacht „Maiden“ erreichte Platz 2 bei diesem legendären Rennen, das für seine Härte bekannt und gefürchtet ist.
Nicht in die Wiege gelegt
Edwards wurde die Seglerinnen-Karriere nicht in die Wiege gelegt: Mit 15 riss sie aus von zu Hause. Sie heuerte eher zufällig in Griechenland als Stewardess auf einer Motoryacht an, litt unter Seekrankheit, wechselte dann auf eine Segelyacht.

Und lernte dort nicht nur segeln, sondern – erneut ein unglaublicher Zufall – auch den damaligen König von Jordanien, Hussein I., kennen. Als väterlicher Freund stand der philanthropische Monarch ihr fortan tatkräftig zur Seite, unterstützte sie auch finanziell beim Kauf der „Maiden“.
Mastbruch im Südpazifik
Doch Glück und Pech hielten sich im reichen Leben von Edwards immer die Waage. So endete ihre Teilnahme an der Jules-Verne-Regatta 1998, erneut als Kopf einer reinen Frauen-Besatzung, mit einem Mastbruch.
Und 2005 wurde aus ihrer eigenen Weltumsegelungs-Regatta, die Oryx Quest, eine Millionenpleite, weil Sponsoren nicht gezahlt hatten. Die gescheiterte Unternehmerin war insolvent, ihr Pass wurde zeitweise eingezogen, ihr Elternhaus wurde zwangsversteigert.
Doch Tracy Edwards gab nicht auf – und machte das, was sie immer tun wollte: segeln für die Sache der Frauen. 2014 entdeckte sie die alte „Maiden“, die nach der Whitbread-Teilnahme verkauft werden musste, als Wrack auf den Seychellen.

Neues Leben der „Maiden“
Sie konnte das Schiff – erneut mit Hilfe des jordanischen Königshauses – kaufen und für ein zweites Leben restaurieren lassen. Nun fährt es für das Projekt „The Maiden Factor“ über die Weltmeere, um möglichst vielen jungen Frauen den Segelsport näher zu bringen.
Mit float spricht Tracy über den rauen Weg, den sie bisher zurücklegte, und ihre Erfolge. Ein nachdenkliches Resümee über 30 Jahre Kampf. Kampf gegen die Elemente, aber auch Kampf gegen ein männliches Establishment, das ihr und anderen Frauen fortwährend Steine in den Weg legte.
„Sehr seltsam, sich selbst auf großer Leinwand zu sehen“
Ab März wird der Dokumentarfilm „Maiden“ über die Weltumseglung beim Whitbread Race von 1989 in Deutschland als Teil der Ocean Film Tour zu sehen sein.
Tracy, was hast du gefühlt, als du den Film zum ersten Mal sahst?
Tracy: Es ist sehr seltsam, sich selbst auf einer großen Leinwand zu sehen. Und es fühlt sich nicht an, als wären diese Leute wir; es fühlt sich an, als wären sie völlig andere Menschen. Wenn ich mich vor 30 Jahren ansehe, bin ich ganz anders als ich mich an mich selbst erinnere und das ist ziemlich seltsam!
Als ich dann interviewt werde, sage ich Dinge, von denen ich jetzt ziemlich beeindruckt bin. Früher dachte ich, dass ich in meinen Interviews nicht so klug sei, also war das eine angenehme Überraschung.
Wie warst du in den Film involviert?
Wir arbeiteten mit New Black Films zusammen, die den Dokumentarfilm produzierten, um das Originalmaterial von vor fast 30 Jahren zu finden. Es dauerte tatsächlich zwei Jahre, bis sie alles aufspürten, und wir unterstützten so viel wie möglich, wie wir konnten, wie z.B. das Durchsuchen von Kartons mit Fotos der „Maiden“, Bänder von Fernsehinterviews und vielen Presseausschnitten, die meine Mutter während des Whitbread-Rennens aus der ganzen Welt zusammengestellt hatte.
Wir haben die Filmleute auch mit der gesamten Originalcrew in Kontakt gebracht und sie alle in ein Londoner Studio gebracht, da wurden sehr offene Interviews mit jedem von ihnen aufgezeichnet.

Ist die komplette Crew zu sehen?
Ja, außer Michelle, die nicht zu dem Interview nach London kommen konnte, weil sie in dieser Zeit durch die Nordwestpassage segelte (lacht).
Wie bist du eigentlich zum Segeln gekommen?
Es war totaler Zufall. Ich arbeitete in einer Bar in einem griechischen Yachthafen und ein Mann kam und fragte mich, ob ich eine Stewarddess auf seinem Boot sein wolle. Ein paar Tage später dachte ich: „Wow!“ Das ist es, was ich für den Rest meines Lebens tun will.
Ein Kommentar
Beeindruckende Biografie und Person. Gratuliere und für die Zukunft nur das Beste.