Die Sehnsucht, Weihnachten am anderen Ende der Welt zu feiern, ist groß. Doch für die, deren Arbeitsplatz die Ozeane sind, sind es schon immer traurige Tage. Fern der Heimat, getrennt von den Liebsten. Das Herz wird den sonst so hartgesottenen Seeleuten zum Jahresende schwer. Nicht selten mischt sich in die salzige Gischt die ein oder andere heimliche Träne. Denn Weihnachten auf See, das heißt vor allem eines: Einsamkeit. Deshalb versuchen Reedereien und Kapitäne für ihre Seeleute das Fest der Liebe so angenehm wie möglich zu gestalten. Nicht immer klappt das.
Christbaum an Bord

Selbst der Christbaum hat seinen Platz an Bord. Der Weihnachtsbaum ist übrigens ein deutscher Exportschlager. Deutsche Seeleute sollen es gewesen sein, die den geschmückten Nadelbaum vom Erzgebirge aus, wo der Brauch im Jahr 1660 seinen Ursprung nahm, in die Welt hinausgebracht haben. In der Kaiserlichen Marine war es Tradition, dass ein deutsches Schiff, egal wo es sich befand, zu Weihnachten an der Mastspitze einen Christbaum setzte.

Weihnachtsschmuck aus alten Tampen
Da Weihnachtsbäume bei längeren Fahrten schon im Herbst an Bord gebracht werden mussten, war zum Fest der Liebe am anderen Ende der Welt aber oftmals nur noch ein Haufen trockener Nadeln und ein struppiges Gerippe von der grünen Pracht übrig. Weihnachten ohne Tannenbaum? Kaum vorstellbar. Und so bastelten die Matrosen selbst den Weihnachtsschmuck aus alten Tampen und Stoffresten.

Diese und ähnliche Anekdoten hatte das Flensburger Schifffahrtsmuseum vor einigen Jahren in der Sonderausstellung „Weihnachten an Bord“ zusammengetragen. Dabei gab es einige skurrile Fundstücke. Zum Beispiel die Tanne, die per Schlauchboot bei schwerer See vor Grönland vom Fischtrawler „Ahrensburg“ aufgenommen wurde. Die Salzkristalle sollen heller geleuchtet haben als Lametta. Oder der Christbaum, den der Zimmermann der Viermastbark „Hebe“ im Jahr 1900 vor Chile für einen heimwehkranken Schiffsjungen bastelte: aus einem Besenstiel, Seil, Ketten und grüner Farbe.
Schwere See statt frohes Fest
Weihnachten auf See – das klingt romantisch, war aber nur selten besinnlich. Da Weihnachten auf der Nordhalbkugel nun mal in den kalten und windreichen Winter fällt, fallen viele Feste Wind und Wetter zum Opfer. Vor allem auf dem Atlantik. Kurt Gerdau, gestorben 2007, war ein deutscher Seefahrer und Schriftsteller. Nach dem Krieg war er zunächst Offiziersanwärter auf der Viermastbark „Padua“, der heutigen „Krusenstern“, und später sieben Jahre Kapitän.
