Und ich bekomme die Zusage für mein Praktikum. Wie ich über die letzten Monate gemerkt habe, ist eine so schnelle Rückmeldung absolut nicht gang und gäbe im Handwerk. Vielen Betrieben musste ich wochenlang hinterhertelefonieren.
Zwei Wochen verbringe ich in Wendtorf und lerne Bottsand Bootsbau und das Team kennen. Die beiden Geschäftsführer Leif Reincke und Lukas Feierabend, beide Mitte zwanzig, haben den Betrieb vor knapp einem Jahr gegründet, nachdem sie nach ihrer Ausbildung einige Jahre als Gesellen im Bootsbau gearbeitet hatten und anfingen, Schiffsbau zu studieren.

Mit der Gründung von Bottsand Bootsbau wollen sie neuen Wind in die Bootsbau-Branche bringen. Dazu gehören moderne und innovative Arbeitsverfahren, flache Hierarchien im Team und natürlich das Ausbilden von Bootsbau-Nachwuchs. Sie selbst haben ihre eigene Ausbildung noch gut im Gedächtnis. Sie wissen, wie schwierig die Finanzierung sein kann und was sie sich vom eigenen Ausbildungsbetrieb gewünscht hätten.
Vieles wollen sie nun anders machen. Ich merke direkt, dass ihre Erfahrung, Ambitionen und Ideen ein Arbeitsumfeld schaffen, das motiviert – nicht nur mich. Unterstützt werden Leif und Lukas von Max, der als Meister im Betrieb arbeitet, und von Ole, der als Projekt- und Sales-Manager vor allem die Aufträge verwaltet. Nachdem ich im Juni 2021 die Zusage von Bottsand Bootsbau erhalte, erfahre ich außerdem, dass neben mir noch eine weitere Auszubildende im September anfangen wird.
Das liebe Geld
Die Finanzierung der Ausbildung stellt für mich jedoch ein großes Problem dar. In der Bootsbau-Ausbildung verdienen Azubis im ersten Lehrjahr durchschnittlich nur 550 Euro brutto im Monat. Das ist viel zu wenig, um die Lebenshaltungskosten abzudecken, wenn man nicht mehr zu Hause wohnt.
Mit Anfang dreißig und einem abgeschlossenen Studium falle ich durch das Raster der meisten finanziellen Beihilfemöglichkeiten. Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) steht mir nicht zu, da ich bereits Akademikerin bin. Bafög entfällt ebenfalls, da ich älter als 29 Jahre alt bin.