Wir haben viel Zeit für Gespräche und Wolfgang ist ein guter Unterhalter. Als sich eines unserer Themen um die Flüchtlinge im Mittelmeer dreht, erzählt er von dem Film Bon Voyage, bei dem er die nautische Beratung machte und das Filmboot skipperte. Es war das Beste, was er an Bord erlebt hat, sagt er und zeigt uns am Abend den Film, in dem ein Schweizer Ehepaar auf ein Flüchtlingsboot trifft. Der Film stellt die wesentliche Frage: Wie hättest du dich verhalten? Er zeigt sehr deutlich die ganze Misere.
Etwas außerhalb von Aidipsos liegen wir mit unseren neuen Freunden wieder vor Anker. Wir setzen mit den Dinghis über, essen in einem einfachen Lokal unter Bäumen am Strand und sehen den Griechen beim Baden zu. Ein idyllischer, beschaulicher Ort fern von Massentourismus und Flottillenseglern.
Ankerkino
Die treffen wir dann am nächsten Tag. Zehn Boote fahren nach und nach in die Bucht hinein. Dabei erleben wir Ankerkino at its best. Die Ankerkette einer Yacht war in die Schraube einer anderen geraten. Aneinanderhängend treiben beide Boote Richtung Ufer, bis sie von der Flottillencrew getrennt und per Dinghi in die Mitte der Bucht zurückgeschoben werden. Unsere Handys bleiben selbstverständlich aus. Alle fangen mal an, dafür segelt man ja Flottille. Lustig? War es trotzdem.

Wir segeln aus dem Golf heraus, vorbei an der Landzunge von Lichada, wo das Wasser mal gerade drei Meter tief ist. Wolfgang zeigt sich auch hier als erfahrener Skipper, der mich Steuerfrau sicher durch das Flach führt. Der lange Schlag endet in Trikeri, wo wir im Hafen an der Restaurantmauer festmachen. Ein wunderschöner, typisch griechischer Hafen mit bunten Häusern und leckerem Essen.
Wir nehmen das Ankerbier an Land mit Blick auf die Yacht. Nachmittags fahren wir mit dem Taxi hoch in den Ort, besuchen die orthodoxe Kirche, die uns eine alte Griechin frisch gewischt präsentiert, und sitzen auf dem Dorfplatz im Schatten. Viele Häuser im Ort stehen leer, die Landflucht ist deutlich zu bemerken.
Culture Clash
Nachts wird auf einer griechischen Hochzeit auf der Terrasse gegenüber kräftig gefeiert. Die letzten sitzen noch morgens um sieben dort, die Anlage auf voller Lautstärke. So sind griechische Hochzeiten, klärt uns der Wirt auf, sie sind laut und dauern manchmal drei Tage. Uns reichte schon die eine Nacht und ich will nie wieder griechische Lieder hören. Zumindest an diesem Morgen.
Über uns sind die Flugzeuge deutlich schneller in Skiathos als wir. Sie landen kurz hinter dem Hafen, fast berühren sie die Masten. Wir wollen Mamma Mia anschauen, das Musical, das hier auf den Inseln gedreht wurde. Wolfgang besorgt Karten, wir schlendern durch winkelige Gassen, blicken bei Prosecco aus waldiger Höhe aufs Meer.
Die sporadischen Inseln sind saftig grün, ganz anders als die Landschaft zuvor. Am Abend singen wir lauthals zusammen mit Meryl Streep und Pierce Brosnan Abba-Hits im Sommerkino, während die Gogo-Girls am Rand dazu tanzen. Eine echte Klamotte!

Wir kehren den Sporaden den Rücken und segeln nach Oreoi, einem verschlafenen Ort an der Spitze von Euböa. Der Törn ist fast zu Ende.
Ein letzter Schlag in eine Ankerbucht vor Volos, wo wir in Michaels Geburtstag reinfeiern. Im Wasser glitzern die Algen und über uns die Sterne. Am nächsten Morgen wecken uns die Möwen. Sie holen uns zurück.