Auf der letzten Etappe wird niemand Zeitrekorde brechen. Mit 3 bis 20 Knoten schieben sich die Boote langsam an der Westküste der Iberischen Halbinsel entlang Richtung Gibraltar.
„Es wäre schön, wenn wir schneller wären“, sagt Will Harris vom Team Malizia auf Platz drei, das die schwächeren Winde nutzen konnte, um ein paar Meilen auf das führende Team Holcim-PRB und Biotherm aufzuholen.
Zumal die Yachten sich einer potenziell gefährlichen Zone nähern: dem Revier der Schwertwale, die in jüngster Vergangenheit immer wieder durch aggressives Verhalten gegenüber Booten von sich reden machten. Hier möchten die Crews schnell – und ohne Komplikationen – durch.
Aber dafür fehlt der richtige Wind. „Man kann das Wetter nur als unbeständig bezeichnen“, so Boris Herrmann. „Im Moment gibt es kein starkes, stabiles Wettersystem, das der Flotte beständigen Wind beschert. Selbst das sonst stabile Azorenhoch, das die portugiesischen Passatwinde antreibt, ist schwach und sehr weit südlich und westlich“, sagte er gestern.
Nordatlantik so warm wie nie
Mit 23 Grad ist der Nordatlantik im Moment so warm wie nie. Das sind 1,1 Grad mehr als üblich und so viel wie noch nie um diese Jahreszeit seit Beginn der Satellitenmessungen vor 40 Jahren.
Der globale Erwärmungstrend treibt auch die Meerestemperaturen immer weiter nach oben. Hinzu kommen abgeschwächte Meeresströmungen, besonders die von den Passatwinden angetriebene Strömung im atlantischen Subtropenwirbel.

Laut Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sind eine denkbare Ursache für die Erwärmung des Nordatlantiks auch die derzeit schwachen Passatwinde, die zu einer ungewöhnlich geringen Konzentration von Saharastaub in der Luft über dem östlichen Atlantik führen. Das bremst den kühlenden Effekt. Die Folge ist das, was Boris Herrmann beschreibt: abnehmende Winde und unbeständige Segelbedingungen, die durch den Klimawandel verstärkt werden.
Riskante Orca-Zone vor Barbate
Das WindWhisper Racing Team auf Platz 1 der VO65-Flotte führt aktuell mit 90 Meilen Vorsprung die VO65-Flotte an und hat den 37. Breitengrad Nord an der Spitze der beiden Flotten überquert. Es gewinnt damit den Preis der Vasco da Gama Mirpuri Foundation, die das Erbe des berühmten Seefahrers im Ocean Race würdigt.

Das führende Team war auch das erste, das sich der riskanten Orca-Zone vor Barbate an der spanischen Küste nähert. In dieser Zone geht eine Orca-Gruppe besonders aktiv gegen Segelboote vor. Die Rennleitung des Ocean Race hat dafür eine spezielle Ausschluss-Zone eingerichtet.
Das Thema wurde unter den Skippern und der Wettfahrtleitung diskutiert. Und man war sich einig, dass die Boote schnell genug sind, um das Risiko zu verringern, teilt Team Malizia auf Anfrage von float mit. Außerdem sei das Risikogebiet zu groß, um eine Umleitung in den Kurs zu legen. An Bord des Bootes wird ein Wal-Pinger mitgeführt.
Neue Verhaltensempfehlungen bei Kontakt mit Orcas
Das Spanische Ministerium für Transport (Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana) hat seine offiziellen Richtlinien für SchiffsführerInnen bei Begegnungen und Interaktionen mit Orcas vor der spanischen Küste angepasst. Statt die Yacht zu stoppen, die Maschine abzustellen und sich möglichst ruhig zu verhalten, wie es bisher geraten wurde, sollen Crews nun nahe der Küste in flache Gewässer segeln.