„Tu es einfach“, stand auf der Postkarte, die mit der Schokolade im Briefkasten lag. Ich schaute auf die Neuinfektionszahlen. Wie verantwortungsvoll ist es, Anfang Oktober zu einer Großveranstaltung wie dem Helga Cup nach Hamburg zu fahren, überlegte ich. Die Postkarte kam von einem befreundeten Frauenteam, das selbst nicht teilnehmen konnte.
Das Schönste war für uns eigentlich die Vorbereitung auf den Helga Cup. Seit Ende August haben wir uns jede Woche getroffen und auf der J70 bei schönstem Aperol-Wetter und freundlichem Wind trainiert. Wir sind Mütter, Töchter, Seglerinnen. Und in Zeiten von Corona sind wir besonders dankbar für diese gemeinsame Segelzeit.

Wir tun es!
Meine Zweifel werden von einem anderen Gedanken zerstreut: Wenn der NRV die weltgrößte Frauenregatta durchzieht, sind wir dabei! 43 Teams haben gemeldet, 160 Seglerinnen statt 400 wie im letzten Jahr, eins davon sind wir. Die meisten Crews wissen, wie das Bundesligaformat funktioniert. Aber es waren diesmal auch Newbies dabei. Andere Teams haben jahrzehntelange Regattaerfahrung. Insgesamt waren dieses Jahr sehr viel mehr junge Teams dabei, die total selbstverständlich ihr Boot händeln.
Die Girls sind super-cool und wissen es nicht
In der Anmeldung steht ausdrücklich „kein Umarmen“ im Hygienekonzept des NRV. Zu Recht, denn umarmt wurde sich letztes Jahr viel und herzlich. Und die Party 2019 mit über 300 tanzenden Frauen war echt toll! Dann eben dieses Jahr ohne Party, denke ich. Wettern wir dieses Jahr eben ab, dafür wird die Party nächstes Mal um so toller!
Das Motto „Segeln für Jederfrau“, das genau genommen ein R zu viel hat, klingt offen. Dieses Jahr waren eher die erfahrenen Teams dabei. Das lag sicher daran, dass viel Zeit auf dem Wasser nötig ist, bis das Vierer-Team das Handling auf den kurzen Bundesligakursen mit den J70-Booten im Griff hat. Und Zeit war dieses Jahr aus bekannten Gründen sehr knapp.
Wir haben vorab stattdessen ausgiebig das Tracking der Boote aus dem Helga Cup-Läufen 2019 studiert. Wer macht was wann und warum? Welches Team hält die Höhe, welches halst zu früh und schafft das Gate nicht? Das wird ganz offensichtlich im Tracking. Wenn es doch auf dem Wasser auch so klar wäre! Auch das Winddiagramm, um die Alster besser zu verstehen, und die Manövertabelle klären schonungslos die Fehler beim Wenden auf. Wo wurden Bootslängen verschenkt?

Zwei Up- and Down-Kurse in 15 Minuten
Der Regattakurs auf einer Bahn mit zehn J70-Booten war dieses Jahr länger, da wir richtig viel Wind hatten. Das bedeutete: Start, Kreuz mit vier, fünf Wenden, Layline, ums Luvfass, Gennaker rauf, zwei, drei Halsen, Gennaker runter, durchs Gate, wieder auf die Kreuz und alles noch einmal. Und das in einem Feld mit zehn Booten, die alle dasselbe vorhaben – mit ordentlich Wind und Böen, in den Spitzen mit bis zu 35 Knoten. Echt knackig!