Das Zelt dampfte, die Bühne bebte und die Crew rockte: Als das Team der „Tutima“ zur Siegerehrung der ORC Worlds 2023 auf das Podest gebeten wurde, da nahm die Abschlusszeremonie der Seesegel-WM im Kieler Partyzelt Fahrt auf. Aus den Boxen dröhnte Jennifer Lopez „Let’s get loud“, die Ladys in Pink hüpften auf der Bühne, als wollten sie das Podest abreißen, und die Männer jubelten, zückten die Handys und filmten den Moment der Euphorie, des Erfolgs und des Abschieds.
Es zeigte sich, die Frauen auf dem Offshore-Kurs haben sich ihren Stellenwert erarbeitet – und junge Frauen-Crews werden in ihre Fußstapfen treten. Den Grundstein legte dafür zum Anfang der ORC Worlds die Kooperation der Offshoreseglerinnen mit dem internationalen Magenta Project.

14 Jahre nach dem ersten Auftritt der „Tutima“ unter Skipperin Kirsten Harmstorf-Schönwitz in der ORC-Szene beendete die erfolgreichste deutsche Frauen-Crew im Seesegeln die Karriere. Es war ein Schlusspunkt mit Knalleffekt, denn eigentlich hatte die „Tutima“ bereits vor drei Jahren die Bühne verlassen, doch zur Heim-WM kehrten sie noch einmal zu einem Kurz-Comeback zurück. Und wie!
Startschuss für neue Frauenprojekte
Gleich doppelt durfte die Crew auf das Siegerpodest. Der Sieg in der Frauen-Kategorie der Klasse A war dabei nebensächlich – stand er mangels Konkurrenz in der Klasse der großen Boote doch schon vorher fest. Doch die 15 Frauen durften sich auch als Weltmeister der Amateure feiern lassen, hatten in der Corinthian-Wertung die Männer der „Xenia“ (Ralf Lässig) und der „Al Capone 2.0“ (Tue Andersen) hinter sich gelassen.
Bis tief in die Nacht genossen die „Tutima“-Mädels ihren Abschied, zelebrierten ein weiteres „letztes Mal“ – so wie sie es schon vorher auf der Regattabahn getan hatten. „Wir haben uns bei jedem letzten Mal beklatscht: letzter Start, letzte Tonnenrundung, letzte Zieleinfahrt. Die Leute auf dem Feld waren etwas irritiert, aber das ist uns ja schon immer herzlich egal gewesen“, berichtete Kirsten Harmstorf-Schönwitz.

Mit den ORC Worlds wollte das Team nach knapp drei Jahren Pause und nur einem Training noch einmal eine schönes Event erleben. Es hatte zugleich auch den Charakter eines Startschusses für neue Frauen-Projekte. Denn zu den Worlds wurde die Zusammenarbeit des deutschen Projekts „Offshoreseglerinnen“ mit dem internationalen „The Magenta Project“, das float unterstützt, verkündet. Ein guter Anlass, um Kirsten Harmstorf-Schönwitz nach ihren Erfahrungen zu befragen, denn seit sie vor 25 Jahren in einer J/24 das Frauen-Segeln nach vorn gebracht hat, ist sie eine Institution im deutschen Segelsport.