Die Berlinerin Dr. Melanie Aalburg segelt von Kindesbeinen an. Neben dem Weg vom Opti auf dem Wannsee zum Blauwassersegeln in der Karibik mit vielen Auszeichnungen hat sie ein Medizinstudium absolviert und in den Teams „Medizin und Sicherheit“ und „Wetter und Navigation“ mitgearbeitet. Ihre Praxis hat sie auf Covid 19 spezialisiert.
Wenn Corona auf Segeln trifft, ist sie die prädestinierte Ansprechpartnerin. Der float-Bericht von Einhandsegler Kay Hoffmann, der neun Tage allein an Bord mit Corona lag, hat Dr. Melanie Aalburg angeregt, für float einen praktischen Corona-Leitfaden speziell für Segler/innen zusammenzustellen.

Der Leitfaden
Zur Beruhigung vorab: Die See ist infektiologisch betrachtet einer der sichersten Orte, den wir aktuell auf der Erde haben. Auf See sind grippale Infekte grundsätzlich mangels Erreger selten. Ansteckungen geschehen in der Regel an Land. Viele werden sich am Beispiel von Kay Hoffmann fragen, wie man es wohl schaffen könnte eine Coronaerkrankung mitten auf See zu verhindern.
Wie verhindere ich eine Ansteckung, bevor ich in See steche?
Ich verhalte mich am besten so, als wäre ich Kontaktperson, und begebe mich vorsorglich an Land in Quarantäne. Vom Starttag an rückwärts gerechnet sind dies (Stand Jan. 2022) zehn Tage ohne abschließenden Test oder sieben Tage mit Test.
Es ist klar, dass dies für einen Urlaubstörn schwierig umzusetzen ist. Einerseits zählt jeder Urlaubstag und andererseits müssen Wetterbedingungen, Tide oder weitere äußere Faktoren am Starttag stimmen. Für jeden, der maximale Sicherheit möchte, ist das Vorgehen aber alternativlos.
Gibt es einen Test, der mir unmittelbar vor dem Ablegen eine Ansteckung anzeigt?
Der PCR-Test ist der Goldstandard und übertrifft in seiner Genauigkeit den Schnelltest (Antigen-Test), der sowohl falsch positiv als auch falsch negativ ausfallen könnte. Jedoch kann es sein, dass man auf das Ergebnis seines PCR-Tests schon mal mehr als einen Tag warten muss.
Eine Alternative wäre, gleichzeitig mehrere Schnelltests verschiedener Hersteller zu verwenden. Jedem muss aber klar sein, dass beide Tests nur den Moment der Untersuchung wiedergeben und schon Stunden später das Ergebnis anders ausfallen kann.
Befindet man sich noch in der Phase zwischen Ansteckung und infektiöser Phase (die wiederum circa zwei Tage vor den ersten Symptomen beginnt), dann fällt jeder Test negativ aus, also auch der PCR-Test.
Der Laie hilft sich selbst
Welche therapeutischen Möglichkeiten habe ich an Bord, falls man auf See an Covid 19 erkrankt?
Die Behandlungsmöglichkeiten sind auf See ähnlich wie an Land nur begrenzt. Fieber und Gliederschmerzen können wir mit Medikamenten wie Paracetamol, Ibuprofen oder Novaminsulfon lindern. Mehr steht uns an Bord leider nicht zur Verfügung. Fieber lässt den Wasserbedarf steigen. Daher sollte man mehr trinken als sonst. Eine feuchte Zunge zeigt an, dass unser Flüssigkeitshaushalt stimmt.
Ein Antibiotikum ist in der Regel nicht angezeigt, da es sich um einen Virusinfekt handelt. Um eine zusätzliche bakterielle Lungenentzündung zu verhindern, könnte man dennoch den Einsatz eines Antibiotikums diskutieren. Denn auf See bewährt es sich auch medizinische Probleme zu antizipieren und nach Möglichkeit kleinzuhalten.
Welche medizinischen Geräte zur Untersuchung sollten an Bord sein?
Ein Fieberthermometer gehört zur medizinischen Grundausstattung an Bord. Zusätzlich macht ein Pulsoxymeter insbesondere für den medizinischen Laien Sinn, da man hiermit nicht nur die Sauerstoffsättigung, die bei schweren Covid-19-Verläufen abnimmt, sondern auch die Herzfrequenz (Puls) bestimmen kann. Ungeübte tun sich meistens schwer, den Puls am Handgelenk zu ertasten.
Hier ein allgemeiner pragmatischer Hinweis für alle, die nur eine lückenhafte medizinische Ausrüstung mitführen: Wer Fieber hat, friert, und Patienten mit einem Problem der Sauerstoffversorgung schaffen es nicht, mehrere Sätze hintereinander zu sprechen, ohne zwischendurch Luft zu holen.
Kay Hoffmann war zum Glück geboostert. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie diese Geschichte ausgegangen wäre, wenn er nicht geimpft gewesen wäre.
Melanie Aalburg kannst du auch in den float Originals hören, wo sie mit Kerstin Zillmer über die Zukunft der Segelvereine spricht.