So müssen die Seenotkreuzer – wie jedes Boot mit Metallrumpf – regelmäßig mit neuen Opferanoden ausgestattet werden. Diese Metallkörper ziehen Elektronen auf sich und schützen daher den Rumpf vor frühzeitiger Korrosion. Diese Opferanoden aus Zink, die wie kleine Fische aussehen, kosten ab 20 Euro. Erst kürzlich warb die DGzRS dafür, für den Kauf der maritimen „Glücksschweinchen“ zu spenden. Bei jeder Generalüberholung werden die verbrauchten – „geopferten“ – Anoden ausgetauscht. Dann werden neue benötigt: Unsichtbare Unterstützer im Wasser, die jeden Einsatz begleiten.

Fotos von Seeschiffen als Postkarte angeboten
Zu den kleinen Spenden passen die kleinen Spender: Einer wie Felix Röben aus Bremen. Der Elfjährige wohnt direkt an der Weser und beobachtet leidenschaftlich gern vorbeifahrende Schiffe. Und er fotografiert sie. Die Fotos von Frachtern und Ozeanriesen stellte der Junge in einem Schiffs-Forum vor und erhielt viel Lob. Seit vergangenen März bietet er sie als Postkartenmotiv zum Download an – und spendet von jeder verkaufen Schiffs-Karte 50 Cent an die DGzRS, berichtete die Gesellschaft kürzlich selbst in einer ausführlichen Pressemitteilung.
Ähnlich kreativ geht beispielsweise Axel Reschke aus Köln vor: Der Manager veranstaltet seit Jahren jährliche Wakeboard-Freizeiten. Anfangs ging es um ein jährliches Event für die Abteilung seines Unternehmens. Die Veranstaltung, bei der man sich von einer Schleppanlage über einen See ziehen lässt – und bei der es naturgemäß zu vielen unfreiwilligen Bade-Stunts kommt – entwickelte sich zum Schlager. Inzwischen organisiert Reschke ehrenamtlich mehrere solcher Events für einen wachsenden Freundeskreis.

Der Erlös geht ebenfalls nach Bremen. „Beim ersten Mal war das spontan: Was übrig bleibt, sagten wir uns, geht an die Seenotretter.“ Dabei blieb es. Fast 10.000 Euro sind so über die letzten zehn Jahre zusammengekommen. Und die Veranstaltungsreihe hat prompt einen Namen erhalten: Aufs Wasser für die Seenotretter. „Als Kind hat mich die Technik der Seenotretter fasziniert“, erklärt Reschke seine Spenden-Motivation. Die starken Schiffe mit ihrer auffälligen Leuchtfarben-Lackierung, die spannenden Einsatz-Geschichten.
Die Flotte muss permanent in Schuss gehalten werden
Die Summe der vielen kleinen Beträge macht das große Ganze, versichert Antke Reemts von der DGzRS. Anders als Katastrophenhilfe sind die Kosten der Seenotretter weniger volatil, sondern ständig – und ständig hoch. Denn die hoch technisierte Flotte muss auf neuestem Stand sein. „Unsere Aufwendungen fallen stetig an – das ist die Herausforderung. 55 Stationen müssen laufend unterhalten werden, damit die Seenotretter die Einsatzbereitschaft sicherstellen können. Ohne die regelmäßige Unterstützung unserer Spender wäre das nicht möglich“, sagt Nicolaus Stadeler, Geschäftsführer der Seenotretter-Organisation, zu float.
Eine besondere Zuwendung erhielt die „Gesellschaft“, wie man sie lakonisch an der Küste nennt, 2009: Damals wurde ein ganzer Nachlass in zweistelliger Millionenhöhe der DGzRS vererbt. Über die exakte Zahl muss Stillschweigen bewahrt werden. Die Summe ermöglichte unter anderem den Bau des zweitgrößten Seenotrettungskreuzers, der „Harro Koebke“. Die Summe aus vielen einzelnen Engagements: 2020 waren das rund 50 Millionen Euro. Der jährliche Bericht der Gesellschaft gibt auch transparent darüber Auskunft, wo das Geld hinging.
Oder, wie es float-Leser Volker M. auf den Punkt bringt: „Ich spende für die Seenotretter, weil von einem Euro Spende 85 Cent direkt bei den Rettungsmännern und -frauen landen und nicht zum Beispiel in schmucken Büroausstattungen.“ Sondern für nützliche Dinge ausgegeben werden. Leinen, Ölzeug, und eben die kleinen Opferanoden. Sie sind unser Geld, dass wir opfern – ein kleiner Dienst für die, die damit dann rausfahren und wirklich ihr Leben aufs Spiel setzen.