Überwachungskameras auf dem See
Der Kölpinsee ist fast umrundet. Nur selten hievt das Fischerteam ein Netz ohne Fang aufs Boot. Dann prüfen Röse und Steffen das Netz besonders genau auf Beschädigungen. „Nach Neumond und Westwind gibt’s bis zu eintausend Kilo Aal aus einer Tour.“ Aber so eine Fuhre komme vielleicht zwei Mal pro Jahr zu Stande. Vieles hänge von der Mondphase und der Strömung ab. „Leere Netze gehören zum Job. Eigentlich halb so wild“, meint Röse. Ärger komme bei leeren Netzen von einer anderen Seite.
Alle Jahre wieder muss Schwarzfischern das Handwerk gelegt werden. Die kämen in der Nacht und schnitten die Netze auf. Ärgerlich, denn nicht nur der Fang gehe verloren, sondern auch die Reusen müssten aufwendig repariert werden. Ein Stück koste immerhin um die 4.000 Euro. Im vergangenen Sommer habe man wegen besonders hartnäckigen Dieben schließlich Kameras an den Reusen positioniert. Zwei Männer aus der Region konnten dingfest gemacht werden.
Röse ist seit Kurzem selbst Fischereimeister. Damit kennt er auch das große Einmaleins. Das bedeutet vor allem die kaufmännische Seite eines Fischereibetriebes. Das Geschäft ist komplex, wie Röse auf der Heimfahrt vom See berichtet.
Das kasachische Pendant
Längst verkaufen große Fischereien nicht nur den eigenen Fang, sondern handeln mit Fischen aus der ganzen Welt. Es wird in großem Stil zugekauft und somit das eigene Angebot erweitert. „Die Nachfrage der Kunden verlangt auch nach Fischen, die es in unseren Gewässern zu wenig oder gar nicht gibt.“ Und natürlich spiele auch der Preis im Verkauf eine große Rolle. Röse gibt ein Beispiel.
Die Müritzfischer haben sowohl heimischen Zander als auch – je nach Marktlage – das Pendant aus Kasachstan, Russland oder dem Baltikum auf der Lieferliste. Der heimische Zander wird in der Regel frisch angeboten und ist nur begrenzt verfügbar. Beim Import handelt es sich um Frostware. Es gibt heimischen Zander mit einem Listenpreis von 13 Euro je Kilo, oder kasachischen, der oft nur die Hälfte kostet. Der Preisvorteil ist offensichtlich. Aber nicht jeder Restaurantgast schmeckt heraus, ob ein Fisch frisch aus dem Wasser oder aus der Gefriertruhe kommt.
So wird verständlich, dass nicht jeder Zander in den Küchen der Region automatisch aus Mecklenburg stamme. „Man muss schon genau nachfragen. Auf mancher Speisekarte wird auch geschwindelt“, erklärt der Jungmeister. Nur, was aus der Müritz komme, dürfe sich auch „Müritz-Zander“ nennen.
Wohlgemerkt, Gastronomen würden nicht lügen, wenn sie den osteuropäischen Zander als „frisch von den Müritzfischern“ anpreisen. Der steht, dank des günstigen Preises, häufig auf den Lieferscheinen. Und einer der größten Lieferanten im Norden sind die Müritzfischer. Wer beim Fischkauf auf Nummer sicher gehen will, sollte den Fisch lebend kaufen oder sich die Lieferscheine zeigen lassen. Dort lässt sich die Herkunft genau ablesen. Forellen aus Bayern und Bachsaiblinge aus Dänemark sind keine Seltenheit. Selbst die Aale im Kölpinsee stammen aus Frankreich.