Auch die Innenstadt von Ærøskøbing wirkt entrückt von der hektischen Welt, die uns sonst im Alltag umgibt. Windschiefe Häuser, enge Kopfsteinpflaster-Gassen, eine Mikrobrauerei mit leckerem Pale Ale sowie ein niedliches Buddelschiff-Museum sind unsere Hauptattraktionen.

Gejagt von der Schlechtwetterfront
Nur noch zwei Häfen, dann nehmen wir Kurs auf Burgtiefe. Doch zunächst geht es nach Marstal. Der Schlag dorthin ist alles andere als angenehm, eine Schlechtwetterfront jagt uns. Und trotz des Beteuerns von gleich zwei Hafenmeistern ist das letzte Stück der Fahrrinne zwischen Ærøskøbing und Marstal komplett versandet. Der Tiefenmesser bimmelt warnend über mehrere hundert Meter hinweg bei einer Anzeige von 1,70 m Tiefe statt drei Metern, wurde mir unter Deck zum ersten Mal schlecht. Aber wie so oft zeigt sich unser Schiff extrem gutmütig, und bringt uns sicher in den Hafen.

In Marstal entdecken wir ein neues Lieblingsziel. Unser Liegeplatz im alten Hafen bietet uns die schöne Kulisse von Traditionsseglern, die vor, hinter und neben uns liegen. Der Spielplatz des Schifffahrts-Museums sowie das „Søfartsmuseum“-Museum selbst ist direkt um die Ecke, und nur ein paar hundert Meter weiter gibt es mit einem „All-you-can-eat-Barbecue“ das perfekte Abendessen. Wir gehen an beiden Abenden mit vollen Bäuchen und glücklichen Gesichtern ins Bett.
Mann drängt zum Aufbruch
Wir nehmen Kurs auf Bagenkop, unserer letzten Station. Ohne ersichtlichen Grund drängt mein Mann auf einen frühen Aufbruch gen Langeland. Nur wenige Stunden nach unserer Ankunft im Hafen zeigt ein plötzlicher Wetterumschwung, dass auf seinen Segler-Instinkt Verlass ist. Binnen weniger Minuten wechselt die Farbe des Himmels von himmelblau auf tiefschwarz, der Wind bläst mit Windstärke 10, Regen peitscht in unsere Gesichter. Schnell ziehen mein Mann, Justus und Leo ihre Regenjacken an und und helfen den ankommenden Schiffen beim Festmachen. Als die Sturmfront sich verzogen hat, sehen wir ein beeindruckendes Naturschauspiel. Das Farbspektrum am Abendhimmel erstreckt sich von orange über violett hin zu tiefblau – einmalig!

Die Auswirkungen des Sturms vom Vortag spüren wir noch beim morgendlichen Auslaufen. Die Wellen sind zunächst gute eineinhalb Meter hoch, und der Wind bläst mit fünf, in Böen sechs Windstärken aus Südwest. Anfangs ist das Segeln mühselig mit zwei Reffs, aber drei Stunden später ändert es sich zum Guten. Bei vier Windstärken und nur noch wenig Welle gleitet Panta Rhei mit bis zu 9,1 Knoten durch die Ostsee – was für ein schöner Abschluss! Dazu scheint die Sonne, und alle genießen den letzten Törntag an Deck. Um 14.50 Uhr legten wir in unserer Heimatbox in Burgtiefe an.
Beim Abendessen in unserem Stammrestaurant, dem Sailors Inn, waren wir uns einig: Die Route war vielleicht nicht die abenteuerlichste und der der Törn auch nicht der Weiteste gewesen. Aber es waren mit Abstand die drei schönsten Urlaubswochen, die wir als Familie mit sechs Kindern bisher erlebt haben. Kein Wunder also, dass wir in der vergangenen Woche im herbstlichen Scheeßel gemeinsam im Esszimmer über den Planungskarten hingen, um den Sommertörn für das nächste Jahr zu planen: Norwegen und Schweden, wir kommen!
Boot und Crew
Bootsname: Panta Rhei
Bootstyp: Hanse 495
Skipper: Jan Gerlach
Co-Skipperin: Tanja Gerlach
Crew: Justus, Leonard, Juno, Gregor, Greta und Julius Gerlach
Verein: Segelkameradschaft Wümme e.V.
Reiseweg
Burgtiefe, Laboe, Maasholm, Sønderborg, Dyvig Bro, Faborg, Troense, Aerosköbing, Marstal, Burgtiefe
Reisezeit: 11.07.2017 – 31.07.2017
Gesamtmeilen: 262,28 (gesegelte Strecke: 235,96, unter Motor: 26,32)
Seetage: 10, Hafentage: 10, Schwerwettertage: 2
Die Ausrüstung der „Panta Rhei“
- Sicherheit
- Schwimmwesten mit separatem Lifebelt für alle Kinder unter 40 kg Gewicht
- Rettungswesten mit integriertem Lifebelt für alle Crewmitglieder über 40 kg Gewicht
- Sicherungsleine, die beidseits von achtern am Cockpit entlang bis zum Vordeck lag
- Rettungsinsel für 8 Personen
- Seenot-Markierungsboje
- Rettungssystem Rescue Sling
- mehrere Feuerlöscher
- Nico-Signalgeber und LED-Notfall-Fackel
- Navigationsausrüstung
- Planungskarten/Karten Kartenwerft, Zirkel, Kursdreieck
- Kartenplotter Simrad an Deck und am Kartentisch
- AIS
- Steuerkompass
- GPS
- Funkgerät