Seit zwei Monaten ist Leo mit Aussägen, Formen und Aufstellen des großen Achterstevens beschäftigt. Auf seinem Bauplatz in Sequim im US-Bndesstaat Washington, wo er den 1910er Gaffelkutter „Tally Ho“ neu aufbaut, kommt keine Langeweile auf. Seit Mitte März montiert das Team jetzt den Achtersteven, an dem sie solange gebaut haben. Denn die große Spanten-Aufstell-Party steht kurz bevor.

So läuft der Bohrer nicht weg
Vorher müssen exakte Löcher in das störrische Purple Heart Holz gebohrt werden – bis zu 1,20 m lang, knapp 20 mm stark und möglichst gerade. Leo hat zusammen mit Schlosser Bardy extra eine stählerne Bohrlehre dafür gebaut. Die Gefahr beim Bohren dieser Langlöcher ist, dass der Bohrer wegläuft und nicht dort herauskommt, wo er soll. Der Bohrer selbst ist ein Dreiviertel Zoll starker Stahlbohrer, der an eine 1,80 m lange Stahlstange geschweißt ist. Es wäre eine Katastrophe, wenn er mitten im Holz abbräche. Aber mit der Leo typischen Ruhe und dank der klugen Vorbereitung läuft alles gut.

Zwischendurch kommt Kumpel Dan mit einem besonderen Geschenk vorbei. Er ist so inspiriert von dem Projekt, dass er eine „Tally Ho in der Flasche“ gebaut hat, das bringt Glück. Als Leo sich bedanken will, dankt der alte Mann gerührt dem Team für ihren Enthusiasmus.
Dann wird weiter gebohrt und angepasst und es werden Schraubenlöcher versenkt – im Zeitraffer gefilmt, was in Wirklichkeit Arbeit endloser Stunden ist. Irgendwann bricht Leo dann doch noch der Bohrer ab. Zum Glück passiert das erst zum Ende der Arbeiten und an einer zugänglichen Stelle. Mit einem Schlangenbohrer bohrt Leo die restlichen Löcher – und sogar noch das Pilotloch (Führungsloch) für die Schraubenwelle. Es ist immer wieder erstaunlich, wo er die vielen Werkzeuge und Maschinen herzaubert.

Am Freitag war es soweit
Am Freitag war es dann soweit: Nachdem die Crew mit Wagenhebern und Flaschenzügen die großen Holzklötze noch einmal auseinander genommen hat, füllen sie die Zwischenräume mit Teer und Filz aus. Jetzt werden endlich die Bolzen aus Silikon-Bronze gesetzt. Diese Legierung ist so zäh-elastisch, dass sie das Arbeiten des Holzes viel besser aufnimmt als zum Beispiel Alu-Bronze, wie Leo erklärt.
Dafür weitet Leo die Löcher mit einem selbstgebauten Spezialwerkzeug noch etwas. Er fettet die Bolzen ein, dreht Muttern auf die Enden und treibt die Bolzen mit festen, wohldosierten Hammerschlägen in das harte Purple-Holz. Jeder Bolzen bekommt an jedem Ende eine gewölbte Unterlegscheibe (Klinkscheibe) unter die eine kleine Baumwollpackung gelegt wird, damit das Wasser nicht in die Bohrlöcher kriechen kann.

Eine ganz schöne Hämmerei
Es sieht leicht aus, aber es ist eine ganz schöne Hämmerei, bevor alle Bolzen sitzen. Zum Schluss zieht Leo die Muttern an, bis der Teer aus den Nähten quillt. Die meisten von ihnen liegen innerhalb des späteren Bootsrumpfs, bis auf eine. Hier könnte später tatsächlich Wasser eindringen, deshalb arbeitet Leo hier besonders sorgfältig.

Zwischendurch ist immer Zeit für ein paar Späßchen mit den Jungs und der Papageiendame Poncho. Das Team hat seinen Job gerade rechtzeitig beendet, und nun kann die große Spanten-Aufstell-Party beginnen. Bei Sampson Boat Co. werden viele alte und neue Freunde und Volunteers erwartet, um in einer konzertierten Aktion möglichst alle restlichen Spanten für den Heckbereich auszusägen, zusammenzubauen und aufzustellen.
Wir sind gespannt auf das nächste Video aus Sequim. In der Schlussszene rufen schon mal zwei Frauen, sieben Männer, drei Hunde und ein Papagei gemeinsam den alten Jagdruf „Tally Ho!“ – was soviel heißt wie „Auf geht’s“.
Wer Tally Ho unterstützen möchte:Jede Spende ist willkommen.