Leo hat seine Visa-Angelegenheiten in England erfolgreich abgeschlossen und kehrt Ende Januar zurück nach Port Townsend. In dieser Doppelfolge zeigt er uns die letzten Arbeiten vor seinem Urlaub und welche Fortschritte Tally Ho dank seiner Crew während seiner Abwesenheit gemacht hat.

Noch vor der Abreise hat Leo mithilfe seines Bootsbauerteams Zeal, Nick, Patty und George endlich die obersten Schanzplanken angebracht. Bevor aber die letzten mit Le-Tonkinois-Lacköl eingelassenen Planken angeschraubt werden können, müssen die Schanzstützen (Stanchions) genau auf Länge abgeschnitten werden. Sie bekommen jeweils einen Zapfen in den Kopf gefräst. Die Japansäge macht zwar einen guten Schnitt, ist aber langsam und anstrengend bei zwanzig Stützen aus vierzölliger Eiche. Also kappt Leo sie grob mit der Handkreissäge und fräst mit der Oberfräse (dem Router).
Eine saubere Oberfläche auf das Hirnholz macht der Oberfräser (Router). Hierfür baut der Bootsbauer sich eine Führungsschablone, die an jede einzelne Stütze angespaxt wird. Für die Zapfen ist die Schablone mit Scharnieren versehen, weil alle Stützen in einem unterschiedlichen Winkel zur Schiffsmitte stehen. Während dieser Arbeit, die im Zeitraffer nur Sekunden dauert, in Wirklichkeit aber Tage beansprucht, überfällt Leo wieder mal eine Corona-Attacke.
Zapfen und Rüsten
Sein Team ist aber inzwischen so gut drauf, dass er getrost Zeal und Nick diese Arbeit überlassen kann. Irgendwann ist es geschafft und die letzten Planken können festgeschraubt werden. Auf die herausragenden Zapfen wird später die Relingskappe (Caprail) montiert, eine abgerundete handschmeichelnde Abschlussplanke aus Teakholz. Man könnte sie Handlauf nennen, aber niemals Schandeckel, denn das ist die äußerste Decksplanke, die die Verbindung der Außenhaut zum Deck bildet und die Spantenenden abdeckt.


Nun kann Bob der Rigger auch endlich die Rüsten montieren. Die massiven Abweiser aus Purpleheart halten die Wanten und Rüsteisen vom Rumpf ab, damit sie im richtigen Winkel über die Schanz geführt werden und unten die Kraft vom Rigg über die Außenhautplanken und Spanten in den Rumpf einleiten. Gegen die Querkräfte sind auch sie mit Zapfen versehen.
Kuschelige Kajüte
Damit der Koch immer die hungrige Crew, die sich um den Salontisch gruppiert, im Blick hat, schneidet Patty eine schöne halbrunde Aussparung in das Halbschott, das die Kombüse vom Salon trennt. Davor setzt er einen hübsch abgerundeten Pfosten aus Eichenholz, an dem die Sailors sich festhalten können. Sehr hilfreich bei schwerer See, um nicht kreuz und quer durch den Schiffsbauch zu kullern. An Land dient die Durchreiche Spaßvogel Patty, um seine Kollegen mit Holzpfropfen zu bewerfen.

Zwar trägt Leos Crew bei den Wintertemperaturen dicke Wollhemden und lange Unterhosen zur Arbeit, aber in der Halle und im Inneren der Tally Ho erscheint es noch recht kuschelig, während draußen der südkanadische Winter tobt. Wobei von Toben nicht wirklich die Rede sein kann. Das Wetter ist eher wie in Norddeutschland im Winter: mal Regen, mal Schnee, meist ungemütlich und immer um Null Grad Celsius herum.
Bei steifem Wind steht schon mal das ganze Hafengelände inklusive einiger Werftschuppen unter Wasser. Allerdings scheint niemand so richtig in Panik zu geraten, das Wasser kommt und es geht auch wieder, gut genug für einige eindrucksvolle Aufnahmen der Hafen-Atmosphäre. Das war dann auch das letzte Video aus dem Exil. Inzwischen ist Leo wieder bei seiner geliebten Tally Ho angekommen.
Auf der nächsten Seite geht’s weiter mit der nächsten Folge.