Viel ist passiert in den letzten zwei Wochen bei der „Tally Ho“ – so viel dass Leo Sampson sich entschlossen hat, die Fortschritte am Neuaufbau des Albert-Strange-Cutters von 1909 in zwei Videos zu verarbeiten. Zum 1. Advent kommt auf float der erste Teil und bringt uns gebolzte Bodenwrangen aus Bronze.
Das aktuelle Video von Leo zeigt die Arbeiten seiner Crew von der tiefsten Bilge bis in den oberen Abschluss des Rumpfs: am Schanzkleid, dem Bulwark. Die Bilge, der am tiefsten gelegene Raum des Boots, der später unter den Fußbodenbrettern liegt, sieht so aus, als könnte man dort vom Boden essen.

Die mit Holzöl von Le Tonkinois gestrichenen Spanten und Planken mit den darauf gebolzten Bodenwrangen aus Bronze sehen wirklich schön aus. Das polierte Metall hat inzwischen Patina angenommen und passt sich wunderbar dem Holz und den bronzenen Nietköpfen an. Ganz unten läuft dieser Bereich so eng zusammen, dass man kaum noch hineinkommt, um dort zu putzen.
Um auch die letzten Fugen auszufüllen, gießen die Bootsbauer sie mit heißem flüssigem Pech (Bitumenmasse) aus. „Dieses Material wird schon seit hunderten von Jahren zum Abdichten von Dächern und Schiffsrümpfen verwendet“, klärt Leo uns auf. „Auch wenn es erkaltet fest erscheint, ist es – physikalisch betrachtet – immer noch zähfließend.“ Neben der dichtenden Eigenschaft konserviert es zudem auch das Holz sehr gut. Genau wie das Gemisch aus Portlandzement und Sand, das bis zur Oberkante der Kielbalken aufgefüllt wird.

„Wir wissen nicht genau, wieso das so ist, aber viele restaurierende Bootsbauer haben erlebt, wie gut erhalten Holz unter Zement noch nach Jahrzehnten ist“, wundert sich Leo. „Außerdem kannst du Zement sauber entfernen, wenn du doch mal das Holz darunter reparieren musst.“ Sauber ist auch die Arbeit der Jungs, und so sieht die Bilge nach der Pech- und Zementarbeit immer noch frisch wie der Küchenboden in einem Musterhaushalt aus.
Stützen für die Schanz
Ganz oben an Deck toben sich Richard, der Oldie, und der Youngster Rowan aus. Leo hat anhand alter Fotos und rekonstruierter Pläne die Form des Schanzkleids ausgemacht. Als er die „Tally Ho“ übernahm, war die Schanz nicht mehr vorhanden. Diese kniehohe Holzwand, die das Deck außen einfasst, dient dem Schutz von allem, was sich an Deck befindet – inklusive der Mannschaft vor Wellen und Überbordgehen. Gehalten wird sie von „Stanchions“ genannten Stützen, die Richard an der Bandsäge aus White-Oak-Eichenholz schneidet.
Die Stützen gehen etwa so weit in den Rumpf hinein wie sie oben herausschauen. Sie werden an der Außenhaut und den Spantenenden befestigt. Sie stehen für sich, damit das Süßwasser, das an den Decksdurchbrüchen einsickert, ungehindert an der inneren Bordwand ablaufen kann und keinen Rott verursacht.