Es begann in einem Keller. Der Hamburger Versicherungskaufmann Erich Schomacker hatte probeweise im Untergeschoss nach Feierabend sein eigenes Business gestartet. Unterstützt nur von seiner Ehefrau und zwei Versicherungspartnern. Seine Geschäftsidee: maßgeschneiderte Versicherungen für Boote. Das war damals neu.
Schomacker hatte zur richtigen Zeit aufs richtige Pferd gesetzt: 1966 baute Dehler die erste Varianta-Segelyacht aus dem Trend-Baumaterial GFK, 1968 umrundete Wilfried Erdmann als erster Deutscher einhand die Welt, es begannen die Boom-Jahre im westdeutschen Wassersport. Und die wachsende Szene in der Bundesrepublik setzte auf die Produkte des Hamburger Versicherungsmaklers.
Was als „kleine Silicon-Valley-Geschichte“ anfing, so beschreibt es Schomackers Nachfolger Volker Reichelt heute, wurde vor 50 Jahren zum einträglichen Gewerbe. Der damalige Gründer kündigte 1972 seine Anstellung bei einer hanseatischen Transportversicherung und widmete sich fortan nur noch seinem Herzensthema, der Yachtversicherung.
Jetzt feiert das Unternehmen den 50. Jahrestag der Gründung. Das einstige Keller-Kind ist inzwischen einer der erfolgreichsten Fach-Versicherungsmakler Deutschlands. 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen die Kundschaft, wickeln Schadensfälle ab, beraten bei der richtigen Deckung. Sie vermitteln dabei teilweise Produkte, die Schomacker seinerzeit selbst konzipierte.
Ein Pionier mit Riecher
„Er war ein Pionier bei Wassersport-Versicherungen“, sagt Volker Reichelt. Sein Schwiegervater, inzwischen verstorben, habe ganz bewusst neue Produkte eingesetzt und Bekanntes angepasst. Er war einer der ersten, der die unanfechtbare feste Taxe bei Booten einführte. Davor war es üblich gewesen, Yachten wie Autos zu versichern – ging die Yacht verloren, wurde nur der Zeitwert ersetzt. Was für den Versicherungsnehmer unter Umständen bedeutet, dass nur ein Bruchteil des einstigen Kaufpreises ersetzt wird.

Die feste Taxe dagegen versichert den Wert, den ein Boot beim Abschluss der Versicherung hat. War Schomacker zu gut für die Menschheit? „Eine Regelung zum Nachteil des Versicherers gibt es nicht“, antwortet Volker Reichelt mit einem Augenzwinkern. Schomacker und auch die Mitbewerber dürften von dem neuen Produkt, wenn auch die Deckungssummen stiegen, gewiss Vorteile gehabt haben. Nicht zuletzt durch einen deutlichen Anstieg der Abschlüsse, da sich der Abschluss einer Versicherung nun weitaus mehr „lohnte“.
Dieses Selbstverständnis, so Reichelt, habe man sich bis heute bewahrt: „Wir sind auf Seiten des Kunden.“ Anders hätte es die erfolgreiche Entwicklung von der „One-Man-Show“ im Keller bis zum mittelständischen Unternehmen nie gegeben. „Verkaufen ist relativ einfach – dass man das Leistungsversprechen im Schadenfall aber auch halten muss, darauf kommt es an.“ Und dass man weiß, worum es bei Leckagen, Kollisionen, gerissenen Segeln und Ankerketten oder Motorausfällen wirklich geht.
Story passt nicht zum Schaden
Das hindert die Männer und Frauen bei Schomacker natürlich nicht daran, bei der einen oder anderen Schadenfall-Rekonstruktion auch mal freundlich, aber mit Nachdruck auf den Busch zu klopfen. „Es geht zumeist nicht um Betrug, sondern eher um das seemännische Selbstverständnis“, sagt Reichelt. Konkret: „Die Kunden überlegen sich eine Story, die sie als Seeleute gut dastehen lässt.“ Bei Schomacker liegt sie dann auf dem Schreibtisch – und es heißt: „Irgendwie passt das aber nicht zu den Schadenfotos.“