Regen prasselt aufs Deck, hier und da zuckt ein Blitz vom Himmel, Donner grollt. Passend zu unserer Stimmung. Wir liegen immer noch in Alghero auf Sardinien. Das Wetter hat sich, wie angekündigt, verschlechtert, das Fenster für die Passage von Sardinien auf die Balearen geschlossen.
Nach der vermeintlichen Reparatur des Autopiloten hatten wir bereits Kurs auf Menorca gelegt. Nur um festzustellen, dass er doch nicht funktionierte. Also drehten wir um.
Nun verschiebt sich die Passage auf unbestimmte Zeit. Wahrscheinlich um eine Woche, vielleicht sogar zehn Tage. Hätten wir vielleicht doch mit einem defekten Autopiloten die knapp 200 Seemeilen angehen sollen? Wohl eher nicht. Arzum hätte mir etwas gehustet. Nicht nur redensartlich.

Seit Tagen röchelt sie wie eine alte Dampflok und hustet sich die Seele aus dem Leib. Nicht die besten Voraussetzungen für so einen langen Trip. Schon gar nicht, wenn permanent einer von uns beiden steuern muss.
Kleine Luftveränderung
Alghero im Nordwesten Sardiniens ist zudem nicht die schlechteste Wahl, einen kleinen Zwangsaufenthalt zu verbringen. Die quirlige Stadt mit den wuchtigen Mauern begeistert uns. Und das nicht nur, weil man im Hafen fünf Tage umsonst liegen darf. Die Promenade, gen Westen ausgerichtet, bietet zudem einen fantastischen Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer, Restaurants, Bars und Cafés gibt es reichlich. Und auch die Supermärkte sind vom Boot nach wenigen Minuten Fußweg zu erreichen.
Das Problem ist nur: Wir sind bereits seit sechs Tagen hier. Der nette Beamte der Guardia Costeria, die überprüft, wer wie lange bereits auf den kostenfreien Plätzen liegt, drückt aber ein Auge zu. „Bei dem Wetter besser nicht auslaufen“, sagt er augenzwinkernd. Aber für die noch kommenden Tage brauchen wir einen Plan B. Die Liegeplätze in den Marinas der Stadt können oder wollen wir uns nicht leisten. 95 Euro pro Nacht werden aufgerufen. Wir rechnen noch mit mindestens fünf Tagen Zwangspause.

Im Norden von Alghero, nur zwei Meilen entfernt, gibt es aber einen kleinen Hafen für ein Drittel des Preises. Im kleinen Ort Fertilia. Es ist kein ausgesprochen schöner Ort, dafür oder gerade deswegen hat er typisch italienisches Flair. In den wenigen Cafés und Restaurants sitzen hauptsächlich Einheimische, die Invasion der Touristen ist ausgeblieben.
Ein altes, verfallenes Hotel in bester Lage zeugt davon. Die kleine Luftveränderung nach sechs Tagen Alghero kann uns nur guttun. Ein wenig arbeiten, aber hauptsächlich entspannen, Cappuccino hier, Pasta dort. Während der Gewitter in Cafés sitzen oder unter Deck lesen. So haben wir uns das vorgestellt. Aber natürlich kommt alles ganz anders.
Was surrt denn da im Motorraum?
Die kurze Fahrt nutzen wir, um ein paar Liter Trinkwasser mit dem Watermaker zu produzieren. Und dann wird es auch schon ruppig. Bei 30 Knoten Wind hat sich eine schöne Welle aufgebaut, zudem ist die Einfahrt sehr schmal und flach, die Marina eng. Bei Seitenwind für uns die Hölle – ohne Bugstrahlruder und mit enormem Radeffekt. Wie immer bei solchen Bedingungen sind wir angespannt. Aber alles läuft bestens.
Kaum angelegt, bemerken wir ein Surren aus dem Motorraum. Die Wasserpumpe läuft permanent. Aber kein Hahn ist geöffnet. Das kann nur zweierlei bedeuten: Entweder hat das Frischwassersystem ein Leck oder die Pumpe ist defekt. Hektisch überprüfen wir alle Leitungen, können aber nirgends ein Leck finden. Also muss es wohl die Pumpe sein. Zum Glück haben wir eine neue Pumpe in der Reserveteilkiste.

Wie immer bei Arbeiten auf dem Boot, ist natürlich das defekte Gerät an dem schwerst zu erreichenden Ort verbaut. In diesem Fall im Motorraum. Der ist im Prinzip von drei Seiten gut zu erreichen. Dass die Pumpe aber genau an der Wand befestigt ist, die keine Öffnung hat, ist unnötig zu erwähnen. Und so beginnen die schweißtreibenden Arbeiten auf der noch warmen Maschine. Da die neue Pumpe zudem ein anderes Fabrikat ist als die alte, passen natürlich weder die Schlauchanschlüsse noch die Bohrungen zur Befestigung.