Was könnte noch schöner sein als gute Konjunktur? Ein Boom, der nicht endet. Und so positiv, mit einer Fortsetzung des Ausnahme-Bootsjahres 2020, könnte es in den nächsten Monaten auf dem deutschen Bootsmarkt weitergehen. Wir haben dazu mit den Geschäftsführern der drei wichtigsten Branchenverbände gesprochen.
Die Branchen-Verbände im Überblick
Der Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) vertritt rund 1.800 Gewerbetreibende der Bootsbranche. Mit Fachverbänden (vom Tauchsport bis zu Seenotrettungsmitteln) und der Verbindung zur boot Düsseldorf gilt der BVWW als die einflussreichste Organisation der deutschen Bootsbranche. Geschäftsführer ist Karsten Stahlhut. Warum ein Verband keine Black Box ist, erklärte er als Gesprächsgast beim float Originals Podcast.
Der Deutsche Boots- und Schiffbauerverband (DBSV) ist die Branchenorganisation der Bootsbaubetriebe und Werften in Deutschland. Auch Hersteller und Grossisten von Zubehör, Sachverständige, Konstrukteure, Yachtelektriker und Charterunternehmen mit rund 10.500 Mitarbeitenden sind hier organisiert.
Auch die Arbeitsgruppe „Deutsche Yachten“ gehört dazu, deren Unternehmen ihren Umsatz überwiegend in der Superyachtbranche machen. Geschäftsführer des in Hamburg ansässigen Verbands ist Claus-Ehlert Meyer. Zuletzt sprachen wir auf float mit ihm über das Aus für die Hamburg Boat Show.
Zwei Riesen und zwei Regionalverbände
Der seit 1924 in Berlin-Brandenburg aktive Wirtschaftsverband Wassersport geht, kurz vorm 100-jährigen Bestehen, im „großen“ Bundesverband BVWW auf. Auch der 2018 gegründete Zusammenschluss von Gewerbetreibenden Werder Maritim ist regional verwurzelt und Co-Organisator der Boot & Fun Inwater. Vereinsvorsitzender ist Daniel Barkowski, Projektleiter der mit ganzjährigem Konzept laufenden Bootsmesse Boot & Fun.
„Unterm Strich ein sehr, sehr gutes Jahr 2020“
Wir blicken auf 14 Monate zurück, die anders waren, als wir es erwartet hätten. Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie für die BVWW-Mitgliedsunternehmen, Herr Stahlhut?
Karsten Stahlhut: Wir haben unterm Strich tatsächlich ein sehr, sehr gutes Jahr 2020 gehabt, obwohl der sehr lange und harte Lockdown im Frühjahr auch Existenzängste ausgelöst hat. Ab Mai hat sich das Jahr sehr gut entwickelt: Sowohl der Neuboot- als auch der Gebrauchtbootmarkt waren sehr positiv. Unterm Strich wurden so viele Boote verkauft wie selten zuvor.

Auch der Chartermarkt war sehr erfolgreich. Dadurch, dass die Leute nicht die Möglichkeit hatten, groß ins Ausland zu reisen, hat insbesondere die Ostsee davon profitiert, aber auch heimische Hausboot-Reviere wie Berlin-Brandenburg bis hoch nach Mecklenburg-Vorpommern. Stark gelitten haben die international aufgestellten Charterunternehmen, die ihre Flotten im Mittelmeer liegen haben.
Wie lief es bei den Bootsbauern und Werften im DBSV?
Claus-Ehlert Meyer: Es sind viele Boote verkauft worden im letzten Jahr. Auch Leute, die schon ein Boot hatten, haben wegen Corona mehr Zeit an Bord verbracht – und so Rückstände beim Zustand der Boote bemerkt. Die Refit-Werften haben alle zu tun. Alle sind ausgebucht, alle suchen händeringend Personal.

Auch beim Zubehör wurden gute Geschäfte gemacht. Man hat teilweise davon profitiert, dass im Frühling keine Ware aus Fernost gekommen ist – zum Beispiel bei Schwimmwesten, die dann aus Deutschland kamen.
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