Kevin Escoffier und sein Team Holcim PRB räumten bei The Ocean Race bisher ordentlich ab. Die ersten beiden Etappen – von Alicante auf die Kapverden und von dort nach Kapstadt – hat das Team in nur 17 Tagen und 19 Stunden hinter sich gelassen und beide gewonnen. Auch das In-Port-Race hat der Franzose gestern in drei Runden nach 43 Minuten souverän für sich und sein Team entschieden.

Holcim PRB zog an der Startlinie am Team Guyot Environnement vorbei, hob sich früh auf die Foils und fuhr dem Rest einfach davon. Paul Meilhat und sein Team Biotherm verhedderte sich mit dem Foil an der Starttonne und musste unverrichteter Dinge mit null Punkten in den Hafen zurückkehren.
Team Malizia mit Boris Herrmann als Skipper kam auf den inzwischen gewohnten dritten Platz. Das erste In-Port-Rennen in Alicante hatte sein Team gewonnen. 11th Hour Racing macht sich immer wieder gut auf Platz 2, so auch vor Kapstadt. Guyot Environnement belegte Platz 4. Alles kein Beinbruch, denn die Hafenrennen zählen bei der endgültigen Wertung nur, wenn es am Ende zu einem Punkte-Gleichstand kommen sollte.

In den Ring steigen
Das In-Port-Rennen ist ein bisschen so, als würde man sich warm laufen, bevor man in den Ring steigt. Der „Ring“ ist der 12.750 Seemeilen lange Schlag durch den Southern Ocean, also das Südpolarmeer. Es ist für die Crews die schwerste und längste Etappe, die es in den 50 Jahren und 14 Ausgaben seit Beginn dieses Rennens gab.
Die Strecke geht bis an die Eisgrenze der Antarktis. Hohe lange Wellen und heftige Stürme bei steingrauem Himmel und Wassertemperaturen wenig über Null erwarten die Segelcrews. Auch Eisberge stellen eine Bedrohung dar, sie müssen mit dem Radar überwacht werden.

Die kommende Langstrecke wird auch die schnellste Etappe für die Imoca-Rennyachten. Über 30 Knoten und Etmale (gesegelte Seemeilen pro Tag) um die 500 Meilen sind zu erwarten. Das größte Etmal waren bisher 558 Seemeilen von 11th Hour Racing. Zwischen 30 bis 40 Tagen wird das Abenteuer im entlegensten Ozean der Welt dauern.
Auch die körperliche und mentale Belastung ist wegen dieser Bedingungen auf dem Leg am größten. Während der Passage vom Kap der Guten Hoffnung bis zur Umrundung von Kap Hoorn ist man für lange Zeit am weitesten entfernt von anderen Menschen. Am Point Nemo ist man den Astronauten der ISS-Raumstation näher als allen anderen Menschen.

Der Mount Everest der Meere ist von Weltumseglern gefürchtet und zugleich geliebt. Es ist das ultimative Hochseesegeln. Hier kann man wochenlang bei Westwinden vor dem Wind auf riesigen Wellen surfen. Oder aber die Crew muss mit Sturmfock die heftigsten Stürme abwettern.
Malizia – gebaut für das Südmeer
Die Etappe von Kapstadt nach Itajai in Brasilien wird mit 10 Punkten am höchsten bewertet. Die größten Chancen hat hier sicher Team Malizia. Boris Herrmann hat seine Imoca speziell für diese Bedingungen bauen lassen.
Der abgerundete hohe Bug geht weicher durch die langen Wellen und sticht weniger ein als die Imoacs der Konkurrenz, was das Boot und die Crew vor harten Schlägen schützt. Das Boot bremst nicht ab und kann beständiger auf den Foils bleiben.