Die Bordkasse steht und fällt mit Alkohol
Die Lebenshaltungskosten in der Türkei sind für deutsche Verhältnisse sehr günstig. Ein gutes Essen im Restaurant ist ab fünf Euro zu bekommen. Nach oben gibt es natürlich auch hier kaum Grenzen. Obst und Gemüse schmecken hier nicht nur viel besser, sie kosten auf kaum etwas. Wer auf dem Markt einkaufen geht, kann gar nicht so viel schleppen, wie er für zehn Euro kaufen kann. Auch Fleisch und Fisch sind verhältnismäßig günstig. Zigaretten sowieso.
Aber die Bordkasse steht und fällt mit dem Alkohol, der in der Türkei teuer ist. Nicht im Restaurant, da kostet der halbe Liter Bier um die 2,70 Euro. Im Supermarkt aber muss der Hopfenfreund 8,50 Euro für sechs Dosen des heimischen Efes hinblättern. Türkischer Wein, durchaus gut, kostet ab vier Euro die Flasche. Ganz hart trifft es die Freunde harten Alkohols. Selbst der vergötterte Anisschnaps Raki schlägt mit rund 20 Euro pro Flasche ein Loch in jede Bordkasse. Der Absacker im Restaurant kostet manchmal so viel wie das Hauptgericht.
Zum täglichen Leben gebe ich derzeit rund 500 Euro im Monat aus. Aber ich lasse es mir gutgehen, verzichte ungern auf ein schönes Essen und ein Glas Wein (oder zwei bis drei Bier). Zwar koche ich auch oft, lade dann meistens aber Freunde ein.
Die mit Abstand größten Ausgaben haben mit dem Segeln nichts zu tun. Nach wie vor bezahle ich meine private Krankenversicherung in Deutschland, auch wenn ich in der Türkei als „Resident“ (die Aufenthaltsgenehmigung ist nötig, wenn man länger als drei Monate am Stück und mehr als 180 Tage pro Jahr in der Türkei bleiben möchte) extra eine türkische Versicherung abschließen musste, die die medizinische Grundversorgung deckt (Allianz, knapp 60 Euro im Jahr). Und ich zahle in meine private Altersvorsorge ein.
Unterm Strich sieht meine großzügige Monatskalkulation so aus
Essen & Trinken | 500 Euro | |
Liegeplatz | 300 Euro | |
Wifi, Telefon, Friseur | 200 Euro | |
Rücklage für das Schiff/Instandhaltung/Versicherung | 500 Euro |
Mit 1.500 Euro im Monat lässt sich also ein komfortables Leben an Bord führen. Zumindest in der Türkei. Es geht sicherlich auch günstiger. Vor allem aber geht es auch viel teurer. Und das Gute ist: Mit jeder weiteren Person an Bord lassen sich die Fixkosten hervorragend teilen.
Wer mehr über das Aussteigerleben von Jens Brambusch auf seinem Segelboot lesen will, findet die Fortsetzung nach dem ersten Kassensturz unterm Stichwort Brambusch macht blau.
Dieser Beitrag ist erstmals am 18. Januar 2019 auf float erschienen.