Noch nichts Neues bei Bavaria Yachts. Wie die fränkische Werft am Mittwochmittag mitgeteilt hat, wird der geplante Verkauf nicht, wie ursprünglich angekündigt, zum Ende des Monats Juli erfolgen. Man brauche noch einige Wochen Zeit, um das Verkaufsverfahren nach der Bavaria-Insolvenz erfolgreich abzuschließen. Das teilte Dr. Tobias Brinkmann, der interimistische Geschäftsführer des überschuldeten Serienbootherstellers, auf Nachfrage im Gespräch mit float mit.
„Der im Mai gestartete Investorenprozess zum Verkauf der Bavaria Yachtbau befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Wir verhandeln mit mehreren interessierten Bietern und wollen möglichst bald im August zu einem Abschluss kommen“, hieß es in der Pressemitteilung.
Fast alle Aufträge abgearbeitet
Nachdem Bavaria Yachtbau vor drei Monaten überraschend in die Insolvenz ging, ist die Werft in Eigenverwaltung auf Suche nach einem neuen Eigner. In einem bemerkenswerten Spurt hat der Hersteller in den vergangenen drei Monaten die zu Saisonstart zahlreichen Aufträge abgearbeitet und eine dreistellige Zahl Neuboote an die Kunden ausgeliefert. Das Ziel war es, so das Vertrauen der Kundschaft und der Händlerschaft zu behalten.
Keine Massenentlassungen geplant
Nachdem in den vergangenen drei Monaten die Agentur für Arbeit die Gehälter der rund 600 Angestellten gezahlt hat, kommt das Geld nach Angaben des Unternehmens nun wieder vom Unternehmen selbst, und zwar aus der Insolvenzmasse. Entlassungen über das Saisonübliche hinaus gab es bei der Stammbelegschaft nach Angaben von Tobias Brinkmann nicht.
Vielversprechendes Auftragsbuch
Die Strategie der neuen Geschäftsleitung, dem möglichen Käufer der Werft ein volles Orderbuch zu präsentieren, scheint aufgegangen zu sein. Nach Angaben von Interims-CEO Tobias Brinkmann gibt es Kaufbekundungen „in deutlich dreistelliger Zahl“ für neue Segelyachten und Motorboote von Bavaria.
float sprach gestern mit Dr. Tobias Brinkmann über den aktuellen Stand bei Bavaria Yachtbau.
float: Herr Dr. Brinkmann, wie viele Boote wurden seit der Insolvenzmeldung im April produziert?
Im Insolvenzantragsverfahren, also vom 23. April bis zum 1. Juli, haben wir 123 Boote ausgeliefert. Im Juli ist noch eine erhebliche Menge dazugekommen, insgesamt sind es nun rund 170. Das geht nur, wenn man den Betrieb vollständig aufrechterhält, wenn die Mitarbeiter gut mitarbeiten und Lieferanten liefern. Das hat alles gut geklappt.
Welche Modelle wurden denn produziert? Auch Neuheiten von 2018, eine C 65 vielleicht?
Natürlich sind auch neue Modelle produziert worden, die wir im Januar 2018 auf der Messe in Düsseldorf vorgestellt haben, insbesondere die C 57 und die C 45 bei den Segelbooten. Die C 65 ist ein Sonderfall, weil dieses Schiff nicht in Giebelstadt, sondern einem Zulieferer in Kroatien gebaut wird. Eine C65 haben wir direkt nach Antragstellung abgeholt, eine weitere ist im Antragsverfahren durch einen Kunden dort fertiggestellt worden. Das ist aber nicht das Modell, auf das wir den Fokus gelegt haben. Wir haben uns auf die Boote konzentriert, die in unserer eigenen Produktion gefertigt werden.
Sind alle Händler mit den georderten Booten bedient worden?
Wir haben nahezu alle Händler vertragsgemäß beliefert. Bei manchen mussten noch einzelne spezielle insolvenzrechtliche Regelungen getroffen werden. Das betraf vor allem die Boote, die bei Antragsstellung vollständig bezahlt waren.
Für die Händler war das enorm wichtig, weil es dort sonst möglicherweise zu Folgeinsolvenzen hätte kommen können. Für die Werft ist das sehr positiv, weil die Kunden uns das mit ihrem Vertrauen und Aufträgen fürs neue Geschäftsjahr zurückzahlen.
Wie viele Boote haben Sie denn einwerben können?
Eine deutlich dreistellige Anzahl. Das ist ein substanzieller Grundstock, mit dem ein Erwerber hier neu anfangen kann.
Nach der Insolvenz hatte die Bundesanstalt für Arbeit die Lohnkosten übernommen. Wer bezahlt ab sofort den Lohn?
Das Insolvenzgeld gibt es immer nur für maximal 3 Monate vor Insolvenzeröffnung, das war hier am 1. Juli. Ab 1. Juli muss die Lohnzahlung wieder aus der Insolvenzmasse erfolgen.
Gab es seit April betriebsbedingte Kündigungen?
Kündigungen gab es nur in kleinerem Umfang, wir haben eine nahezu stabile Stammbelegschaft. Es gab aber einen saisonalbedingten Abbau der Zeitarbeitskräfte.
Wird die gesamte Belegschaft in den August übernommen?
Ja. Saisonal bedingt haben wir aber zum 1. Juli Kurzarbeit beantragt.
Wann geht es wieder los? Im Laufe des Augusts soll ja ein Käufer präsentiert werden. Würde regulär zum 1. September begonnen werden?
Der volle Betrieb würde im September wieder aufgenommen.
Was ist, wenn sich das jetzt länger hinziehen sollte? Fahren Sie dann erst mal wieder an?
Nein. Wir möchten im August zu einem Abschluss kommen, weil der Betrieb einen neuen Eigentümer braucht.
Dann hoffen wir, dass es bald weißen Rauch gibt.
Ja, wir sind da zuversichtlich, Wir verhandeln mit mehreren interessierten Bietern und wollen möglichst bald im August zu einem Abschluss kommen. Aber verkauft ist eben auch erst, wenn der Vertrag unterschrieben ist.
Herr Dr. Brinkmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.