
Silvia und Guido Weihermüller von Close Distance Production gingen das Risiko ein und wurden belohnt – mit wunderbaren Filmaufnahmen und der Zusammenarbeit mit vier Frauen, die wahr gemacht haben, wovon sie träumten. Am 23. Januar 2020 ruderten die vier Hamburgerinnen unter dem Namen RowHHome als allererstes deutsches Ruderteam und erstes Frauenteam in Antigua ins Ziel. Der Regisseur stand auf dem Fotoboot und hatte Freudentränen in den Augen.

RowHHome – das doppelte H im Namen steht für die Hansestadt Hamburg – das sind die Steuerfrau Catharina Streit alias Cätschi (33), Meike Ramuschkat (33), Stefanie Kluge (51) und ihre Tochter Timna Bicker (26). Die vier Frauen, die beim Talisker Race den Gewalten des Ozeans begegnen, sind keine Spitzensportlerinnen.
Zwei der Wellenbrecherinnen hatten erst ein Jahr vor dem Rennen überhaupt zu rudern begonnen. Aber alle wollten sich mit der Atlantiküberquerung einen Lebenstraum erfüllen. Etwas, dass nur wenige vor ihnen gemacht haben, so wie Alexander Doba, der den Atlantik dreimal solo im Kajak überquert hat.

Auf 16 Quadratmetern über dem Atlantik
Ihr Ozean-Ruderboot „Doris“ ist acht Meter lang und zwei Meter breit. Es ist unsinkbar und kann problemlos durchkentern. Sie haben es bei einem Spezialisten in England bauen lassen. Der wesentliche Raum an Bord besteht aus einer Schiene, auf der drei Rudersitze montiert sind. An Bug und Heck in zwei schmalen Kabinen ist Platz zum Schlafen, für Essen, Kleidung und die technische Ausrüstung.
Und natürlich für die Pütz, den Eimer, das Klo, denn immer wieder rebelliert der Magen. Es gibt keine Intimsphäre, keinen Rückzugsraum und kaum Platz, um die Beine richtig auszustrecken. 2.737 Seemeilen, also 5.069 Kilometer, pullen sie ohne Motor oder Unterstützung von außen. Tag und Nacht, im Wechsel von zwei Stunden.
Die vier Frauen haben sich auf die harte Prüfung intensiv mit ihren Coaches vorbereitet. Denn wochenlang sehen die Ruderinnen nichts als Wellen, Himmel und Tiere: Vögel und Delfine, die sie begleiten, fliegende Fische, die ins Boot springen und von den Frauen angeekelt wieder über Bord bugsiert werden.
Immer wieder sieht man sie im Film essen. 4.000 Kalorien in genau abgezählten Päckchen in Form von Astronautennahrung müssen sie täglich zu sich nehmen. Dazu trinken sie mindestens vier Liter aufbereitetes Meerwasser aus dem automatischen Watermaker. Trotzdem zehrt die Strapaze nicht nur an ihren Nerven, sondern auch am Gewicht, von dem sie eine Menge verlieren. Sonne und Salzwasser setzen ihrer Haut zu, die Hände sind rissig und voller Blasen. Und für die Hintern bastelt Cätschi Polster, um die Qualen zu lindern.
Als eine Frau aussteigt, springt Timna ein
Der schön geschnitten und vertonte Film zeichnet ein Bild von ganz normalen Frauen, die sich ein sehr besonderes Ziel gesetzt haben. Einfühlsam wird jede Frau vorgestellt und ihr Weg, bis alle zu einem eingespielten Team an Bord werden. Denn sie sind keine Extremsportlerinnen, die ein Leben lang für Wettkämpfe trainieren. Als eine Frau während der Vorbereitungen aussteigt, springt Timna ein, die Tochter von Steffi. Beide werden auf dem Ozean zu Teammitgliedern und dabei zu engen Vertrauten.

Denn die Nähe und Enge an Bord verbindet die Frauen, schweißt sie zusammen – bei den vielen Gespräche, die sie über Nacht in endlosen Stunden der Dunkelheit führen und sie nicht Hand vor Augen sehen. Aber das Größte ist das Naturerleben auf dem Atlantik, das sie verändert.
Als sie nach der Vorpremiere am Montag ein zweites Mal die Fackeln anzünden, ist sie wieder da: die Freude der Ankunft in Antigua. Nur dass sie jetzt auf einem Bus auf dem Hamburger Heiligengeistfeld stehen und nicht mehr auf der schaukelnden „Doris“ im Atlantik.
Buch zu verlosen für float friends
Der Film kommt im Herbst in die Kinos, die Daten dazu gibt es später auf der Website der Wellenbrecherinnen. Es wird auch ein Buch über die Wellenbrecherinnen geben. Wir verlosen ein Exemplar unter unseren float friends. Mehr dazu in unserem heutigen float Friday Newsletter.