Wer einen Mastbruch erlebt, wird das nie vergessen. Das, was eine Yacht erst ausmacht, fällt da einfach sang- und klanglos in sich zusammen. Urplötzlich erkennt man, wie empfindlich und angreifbar das Rigg doch in Wirklichkeit ist. Kurz gesagt: Mit dem Mast geht ein Stück Urvertrauen über Bord.
Nur ein einzelner Draht
In meinem Fall war der Schock auf dem Schiff zum Glück das Schlimmste, denn die Versicherung zahlte für den Mastbruch. Obgleich der Schaden nicht aus heiterem Himmel gekommen war: Der Kielzugvogel auf der Hamburger Außenalster, mit dem wir unterwegs waren, hatte ein schadhaftes Unterwant. Das war beim Ablegen für jeden erkennbar gewesen.

Aber weder der Skipper noch der Vorschoter fühlten sich wirklich zuständig – vielleicht ist das typisch für Schulboote. Und wer glaubt schon, dass ein einzelner beschädigter Draht, also nur ein Äderchen eines ganzen Seils, am Ende den Bruch eines acht Meter hohen Alumasts bewirken würde? Tatsächlich hatte niemand an Bord diese Warnung richtig interpretiert.
Mit dem fröhlichen „Ping!“ einer Klaviersaite reißt das Backbord-Unterwant
Stattdessen segelten wir los, auf Backbordbug bei Beaufort 2 und Halbwindkurs. Wenig Druck im Segel, wie üblich keine Welle auf dem Binnenrevier. Das Boot krängte nahezu null, uns schien ein langweiliger Dämmertörn bevorzustehen.
Der Klang einer Klavierseite
Dann, zwei Kilometer flussaufwärts, frischt der Wind etwas auf. Wir wenden. Schlagartig füllt eine Böe das Groß, der 5,80 Meter lange Kielzugvogel legt sich auf die Seite, der Ruderdruck steigt immens. Da freute sich der Vorschoter im ersten Moment noch auf ein bisschen „Action“.

Die kommt prompt: Mit dem fröhlichen „Ping!“ einer Klaviersaite reißt das Backbord-Unterwant auf Höhe des Schanzkleids. Und fast augenblicklich knickt der Mast am Zugpunkt ein. Während das Boot sofort aus der Krängung zurück in die Waagerechte geht und die Crew sich festhalten muss, fällt der Mast mitsamt Segeln und Tauwerk in die Alster.
Den TÜV für Boote gibt es nicht
Zum Glück wird niemand verletzt. Wir retten das zerstörte Rigg. Dann schauen wir uns nach Hilfe um – ein Abschleppservice, wie ihn beispielsweise SeaHelp in der Adria und An der Nord- und Ostsee bietet –, gibt’s auf der Alster nicht. Schließlich können wir ein Motorboot heranwinken, das uns zum Steg zurückschleppt. Dann beginnt das große Aufräumen nach dem Mastbruch: Was lässt sich noch verwerten? Was muss weg? Und wann kann der Club – dem das Schulboot gehört – mit Erstattung des Schadens rechnen?