Unglaublich! Seit gestern schauen alle Mini-Transat-Begeisterten wie gebannt auf den Tracker und halten die Luft an. Als gestern Nachmittag die Rennleitung den Mini-Seglern empfohlen hatte, wegen des schweren Sturms vor der spanisch-portugiesischen Küste Nothäfen anzulaufen, zieht der Jüngste unter 90 Seglern und Seglerinnen weiter durch.

Jetzt segelt Melwin Fink allein an der Spitze der Serienboote auf Platz 1. Ihn erwartet heute Nacht ein Höllenritt. Gelingt es ihm, sein Boot und sich selbst heil durch den Sturm zu bringen, ist er der Held des Mini Transat 2021!
Fast alle Seglerinnen und Segler der Rennklassen Prototypen und Serieboote sind gestern dem Aufruf der Rennleitung gefolgt, einen sicheren Hafen aufzusuchen. Nur der Deutsche Melwin Fink – mit 19 Jahren ist der Jüngste, der jemals an diesem Rennen teilgenommen hat – und der einzige Österreicher und erfahrene Mini-Transat-Segler Christian Kargl auf „All Hands on Deck“ segelten weiter.
Seitdem führt Melwin Fink das Feld auf seiner „Sign for com“ auf Platz 1 bei den Serien-Booten an. Auch Christian Kargl hat heute Vormittag einen sicheren Hafen aufgesucht, wie der Tracker gerade um 14 Uhr zeigt.
Vor Melwin Fink liegt ein großes Wetterwagnis
Was vor Melwin Fink liegt, ist ein großes Wetterwagnis. Das Sturmtief wird zum Sonntag hin am Kap Finisterre für Böen von mehr als 45 Knoten Wind sorgen. Und das gegenan, wie Sebastian Wache auf float schon vor zwei Tagen schrieb. Und der Meteorologe behält Recht: Denn für heute Nacht zeigen die Wettersysteme heftige Wind- und Wellenbedingungen für die kleinen 6.50 Minis.
„Es wird ein Höllenritt mit der Kaltfront heute Nacht, Rechtsdreher von Südwest auf Nordwest und Wellen bis vier Metern“, meinte Sebastian Wache heute Morgen zu float. „Extrem mutig, aber mit gerefftem Segel und Sturmfock nicht unmöglich“, so seine Einschätzung.
Wenn das Material dabei hält! Denn genau das hatte Lennart Burke, der vor zwei Tagen im Rennen auf Platz 4 lag, Probleme in der ersten Sturmnacht beschert. Er fiel von Platz vier an der Spitze zurück auf Platz 35. Etwas am Bug ist kaputt, genaues weiß man nicht, denn die Rennleitung gibt keine weiteren Informationen heraus.

Lennart Burke liegt sicher im Hafen von Vigo
Nun liegt Burke sicher im Hafen in der Bucht von Vigo auf Platz 28. Hoffentlich kann er sein Boot soweit reparieren, dass er anschließend sicher weitersegeln und in der Wertung weiter aufholen kann. Auch Lena Rixgens und Marc-Eric Siewert, die unter den Protos segeln, wettern den Sturm im Hafen bei Camariñas ab.

„Wir waren fast die ganze Nacht wach und haben gespannt vor den Bildschirmen alle möglichen Theorien mit dem Blick auf das Wetter durchgespielt“, schrieb Melwins Landcrew auf Facebook, „und immer wieder überlegt, für welchen Weg sich Melwin Fink wohl entscheiden würde.“ Alle drücken dem mutigen Minisegler jetzt die Daumen für sein gewagtes Rennen.

Neben den stürmischen Bedingungen gegenan durchqueren die Mini-Transat-Segler außerdem ein Orca-Gebiet. Vor der Kollision mit Walen hatte die Rennleitung bereits gewarnt. Dazu liegen hier die Hauptverkehrsrouten der Frachter. Das ist alles nicht ohne!
Die Protos sind fürs übrige Feld unerreichbar
Die Führung des Mini Transats 2021 mit den Prototypen ist inzwischen schon weit im Süden auf halber Strecke nach La Palma. Sie haben den großen Vorwindschuss mitgenommen und sind nun für das restliche Feld unerreichbar. Pierre Le Roy auf Teamwork führt dicht gefolgt von Tanguy Bourroullec auf Tollec MP-Pogo und Fabio Muzzolini auf Tartine sans Beurre. Die Russin Irina Gracheva auf Path ist die Vierte im Bunde und schlägt sich als einzige Frau weit vorne hervorragend.
Inzwischen hat Melwin gezeigt, was er kann, und hat den Sturm gut überstanden. Dann könnte Melwin Fink die erste Etappe des Mini Transat gewinnen.