Ein paar Tage ist es jetzt her, dass sie starken Winden trotzten, die beiden Finalrennen gewannen und sich so zum Europameistertitel bei den European Championships Ende Juli im heimischen Kiel im 49er FX segelten: Tina Lutz und Susann Beucke können es noch nicht richtig fassen: „Immer noch unwirklich“, betitelten sie am Sonntag ihr Jubelfoto bei Facebook.
„Es ist richtig cool und fühlt sich schön an“, freut sich Susann Beucke. „Wir hatten superviel Pech in den letzten Jahren und wollten schon den Kopf in den Sand stecken.“ Doch die beiden kämpften sich zurück – und zwar ganz an die Spitze. „Europameister hört sich royal an“, lacht die 26-Jährige aus Strande bei Kiel. Bis zur Weltmeisterschaft Ende August im portugiesischen Porto wollen sie dieses Gefühl genießen und den Moment auskosten, um dann in den Atlantikwellen erneut um den Titel zu segeln.

Sechs Beaufort Wind, der immer weiter zulegte, und eine ordentliche Welle warteten auf die Skiff-Seglerinnen zu ihrem Medal Race. Ständig kenterte ein Boot, einige Rennen wurden abgesagt oder abgebrochen – nur die beiden Gold-Mädels kamen ganz ohne Blessuren durch die Rennen. „Es war ganz komisch. Unser Trainer meinte: ‚Es hackt aus alles Rohren’. Aber wir dachten uns: Schlimmer als zur Kieler Woche kann es nicht werden.“ Und dann gab Steuerfrau Tina Lutz das Motto des Tages aus: „Jeder kentert heute. Wenn wir vorneweg segeln, haben wir viel mehr Zeit, wieder entspannt aufzurichten.“ Das habe den Druck rausgenommen, berichtet die Vorschoterin. Gesagt, getan: Wie in einem Tunnel fühlte es sich für Susann Beucke an, als sie auf der Spitzenposition um den Kurs segelten. „Ich habe immer aufs Wasser geschaut und gedacht, es ist noch nicht so weiß wie zur Kieler Woche.“ So habe die Nervosität wieder abgenommen.
Susann Beucke hat ganz eigene Strategien, um ihre Nerven unter Kontrolle zu bekommen: „Ich gucke mir nie die Ergebnisse an. Die spiegeln eh nicht wider, was auf dem Wasser passiert ist. Wenn sich ein Segeltag schlecht angefühlt hat, kann es trotzdem sein, dass man gut platziert ist.“ Gut angefühlt haben sich aber auch die Momente, als sie zweimal die Ziellinie als Erste überquerten und wussten, dass es für den Titelgewinn gereicht hat.
Die Tage, an denen Tina Lutz und Susann Beucke das heimische Revier vor Kiel als Austragungsort eines Segel-Events genießen konnten, sind vorbei. Jetzt heißt es, sich auf die Atlantikwellen einzustellen. Den Start in den neuen Olympiazyklus haben die beiden bravourös gemeistert.
Alle Ergebnisse und weitere Informationen unter: Ergebnisse 49er und Nacra 17