Guyot Environnement – Team Europe versucht nach dem Mastbruch die nordamerikanische Küste zu erreichen. Da die Imocas im Rennen nur mit einer begrenzten Menge Diesel unterwegs sind, die nicht gereicht hätte unter Motor in einen Hafen zu kommen, hat die Crew vorbeifahrende Schiffe um Unterstützung gebeten. Ein Frachter konnte sie letzte Nacht mit 100 l Diesel versorgen, die für die nächsten 24 Stunden auf dem Weg nach Halifax in Kanada ausreichen. Das ist der nächste Hafen, den das Gyot Environnement – Team Europe erreichen kann.
In der Zwischenzeit konnte das Team auch ein Notrigg stellen und ist dabei, das Geschehene zu analysieren. Einen konkreten Fehler, der zur Entmastung führte, haben sie nicht gefunden. Der Rennyacht war in der Nacht zum 9. Mai in schwerer See der Mast gebrochen. Schiff und Crew befinden sich aktuell im Atlantik vor der US-Ostküste, niemand ist verletzt.
Es sind die ersten Nachrichten von Bord, aber nicht das erste Mal, dass in diesem Rennen um die Welt eine Crew eine Etappe ungewollt abbrechen muss. Doch Guyot Team Europe trifft es besonders hart: Sie mussten schon wegen eines Risses im Rumpf die Königsetappe durch den Southern Ocean abbrechen. Sie konnten das Boot über den Atlantik nach Itajai in Brasilien überführen und dort wieder ins Rennen einsteigen. Auf dieser Etappe kostete ein Problem am Foil sie unterwegs bereits Meilen, nun schlägt das Schicksal erneut zu.
Pressekonferenz mitten im Meer
Bei der gestrigen Pressekonferenz von Bord mit Skipper Benjamin Dutreux, Robert Stanjek, Annie Lush, Sébastien Simon und Onboard-Reporter Gauthier Lebec war die angekündigte Schwerwetter-Front zwar mit minimaler Besegelung angegangen. Aber auch im dritten Reff und ohne Vorsegel hielt das Rigg den Kräften der Elemente nicht stand – und brach.

Die Crew, die keinen Schaden genommen hatte, musste sich mit großem Aufwand von Teilen des Mastes, dem Großsegel und den Vorsegeln befreien. Teures Material mussten sie dem Meer überlassen. Der Mast war offensichtlich nur einmal gebrochen, der untere Teil konnte gerettet werden.

Bis Newport etwa sieben Tage

Das größte Problem ist jedoch, einen neuen Mast für das Team zu finden. Der einzige Ersatzmast, den die Imoca-Klasse für solche Fälle zur Verfügung stellt, ist bereits auf dem Weg zu Holcim PRB. Auch die Spitzencrew büßte auf dieser Etappe ihren Mast ein. Noch ein Unglück mehr also für das Team von Benjamin Dutreux und Robert Stanjek. Das Schiff von Holcim PRB ist mit einem Frachter auf dem Weg nach Newport.
Die Zeit läuft davon
Auch die Zeit läuft gegen Guyot Environnement Team Europe. Schon am 21. Mai geht es von Newport weiter nach Aarhus in Dänemark. In dieser kurzen Zeit dürfte es das Team kaum schaffen, einen neuen Mast zu stellen. Das Boot nach Aarhus zu überführen, ist auch keine sinnvolle Option, denn dort geht es am 8. Juni weiter.
Boris Herrmann, der bei dem Pressemeeting mit in der Leitung war, bot dem Team seine Hilfe an. Die Imoca-Klasse, das Team Malizia und die Ocean-Race-Organisatoren würden gemeinsam Wege suchen, um Guyot Environnement zurück ins Rennen zu bringen.
Benjamin Dutreux ist dankbar für Herrmanns Worte in dieser äußerst schwierigen und unübersichtlichen Situation. „Es ist nicht einfach, wir sind nur eine kleine Kampagne. Wir wollen das Rennen nicht so beenden“, sagt er. „Seit dem The Ocean Race Europe haben wir gute Erinnerungen an den Zielhafen Genua. Wir würden gern dorthin zurückkehren.“
Das Video zeigt, wie die Crew reagiert, als der Mast brach.