Das Gute vorweg. Ich bekomme mittlerweile Rabatt. 20 Prozent auf das letzte Kranen. Ich überlege gerade, ob ich im Marina-Büro mal nach einer Zehnerkarte fragen soll. Wie damals im Freibad. Zum dritten Mal in vier Wochen sitze ich auf dem Trockenen. Auch frage ich mich, ob es sich vielleicht lohnen würde, einen eigenen Kran anzuschaffen.
Über 600 Euro verlangt die Marina für das Ein- und Auskranen meiner Moody 425. Jedes Mal. Aber sie hat das Monopol im Hafen – und ich habe damit keine Chance. Gerade wenn die Maschine muckt, ist auch die Möglichkeit minimal, in einen anderen Hafen auszuweichen. Ja, die Dilly-Dally ist ein Segelboot. Aber selbst beim Segeln, wenn die Schraube mitdreht, heult das Getriebe wie ein räudiger Rüde, wenn nebenan die Hündin läufig ist.

Alles begann so schön
Das Dumme ist: Ich kann nicht wirklich jemandem böse sein, niemanden für die Misere verantwortlich machen. Also niemand anderem als mir selbst. Also hake ich diese Erfahrung als Lehrgeld ab. Ein bisschen komme ich mir vor wie diese Rapper in den Musikvideos, die durch einen Club stolzieren und Fuffis in die Menge feuern. Der Unterschied ist lediglich, dass in den Videos reichlich Champagner fließt und die Puppen tanzen. Bei mir sind es eher Tränen, die fließen. Und die Puppen sind Mechaniker, die einen sehr langsamen Walzer tanzen. An manchen Tagen habe ich den Eindruck, sie bewegen sich kaum – und wenn, dann nur im Kreis.
Alles begann so schön. Mitte März holte ich mein schwimmendes Zuhause das erste Mal seit dem Kauf im September aus dem Wasser. Das Unterwasserschiff grünte nach drei Jahren im Meer so frisch wie eine Wiese im April. Aber der Rumpf war tipptopp. Abstrahlen, Schleifen, Streichen. Ein bisschen Polieren. Fertig. Die unappetitliche Anekdote mit den verstopften Schläuchen zum Fäkalientank habe ich längst verdrängt.

Ich tauschte noch schnell die Anoden, dann kam die Dilly-Dally auch schon wieder ins Wasser. Ruhe für die nächsten drei Jahre. So hatte ich mir das vorgestellt. Und weil alles so schön problemlos verlief, orderte ich gleich noch eine neue Bimini, eine neue Sprayhood und dazu passend neue Polster für das Cockpit. Das langweilige maritime Blau wird künftig silbergrau glänzen – passend zum UV-Schutz meiner neuen Segel aus Schleswig.
“Anything that can go wrong will go wrong – Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“
Anfang April war die Dilly-Dally fertig zum Auslaufen. Freunde aus Deutschland hatten sich angekündigt, verteilt über den gesamten Monat. Diesen Murphy, der überall sein schreckliches Gesetz von Pleiten, Pech und Pannen installiert, hatte ich allerdings nicht eingeladen. Wer ihn als blinden Passagier an Bord brachte und vor allem, wo er sich die letzten Wochen versteckt hält – ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, dass er da ist. Den Beleg dafür sehe ich auf meinem Kontoauszug.

Murphys erste Attacke
Die ersten Besucher waren zwei Freundinnen aus Hamburger und Berliner Tagen. Es war nicht klar, wie weit und wie viel wir segeln würden. Denn schon bei Ausflügen mit meinem Jollenkreuzer auf dem Müggelsee hatte sich bei einer der beiden Frauen selbst bei Flaute das flaue Gefühl von Seekrankheit eingeschlichen. Aber wider Erwarten trotzten die beiden dem Meer und zollten mir gehörig Respekt ab. Denn selbst als uns sieben Windstärken überraschten, blieben die beiden cool und genossen den Törn. Trotz eines Autopiloten, der eine Vorliebe für Kreise entwickelte, und verstopften Duschabflüssen. Alles kein Problem.
Was sie allerdings nicht mitgekommen hatten, war Murphys erste Attacke. Beim einem Hafenmanöver, wie von Murphy bestellt, preschten gerade bis 40 Knoten Wind von den Bergen. Es krächzte plötzlich die Maschine im Rückwärtsgang. Und irgendwas hämmerte an den Rumpf.