Die Nachricht schockierte: Das Internationale Paralympische Komitee hat den Segelsport erneut von den Paralympischen Spielen 2024 in Paris ausgeschlossen. Die Entscheidung fiel im September 2018, just während der Weltmeisterschaften aller paralympischen Klassen in den USA.
Ausgerechnet Segeln! In vielen Behindertenverbänden Europas und der USA gilt Segeln als eine der inklusivsten Sportarten. Bei kaum einem anderen Sport können sich behinderte und nichtbehinderte Menschen so gut miteinander messen – ohne komplizierte Vergütungen und Vor- und Nachteilsberechnungen. Und nur wenige Sportarten bieten derart gute Möglichkeiten, körperliche Defizite im wahrsten Sinne der Worte „mit Köpfchen“ auszugleichen.

Es geht auch ohne Olympische Ringe
Als einen der Hauptgründe für den Rauswurf nannte das Paralympische Komitee damals die „nicht ausreichende weltweite Verbreitung des Segelns unter behinderten Sportlern“. Die benötigten 32 Nationen auf drei Kontinenten waren vom Weltsegelverband nicht erreicht worden. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, zeigten weltweit bekannte behinderte Segler in den darauf folgenden Monaten, dass es auch ohne die Olympischen Ringe vorwärts geht beim Segeln als inklusive Sportart.
Der Franzose Damien Seguin – mit zwei Goldmedaillen und einmal Silber bei den Paralympics und vierfacher Weltmeister im 2.4 mR – nahm den Begriff „Einhandsegeln“ wörtlich. Er segelte auf seiner 60-Fuß-IMOCA bei der Transatlantik-Regatta Route du Rhum auf einen hervorragenden Gesamtrang 6 seiner Klasse und auf Rang 11 im Scratch.
Seguin wurde ohne linke Hand geboren und hat sich in den letzten 15 Jahren neben seiner paralympischen auch eine Hochsee-Karriere aufgebaut, unter anderem in der Class 40. Sein nächstes Ziel heißt Vendée Globe 2020. Für diese Einhand-Weltumseglungsregatta will sich auch die britische Paralympics-Seglerin Hannah Stodel (dreimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze bei der WM) qualifizieren.
Konsequente, engagierte Basisarbeit
In Deutschland hat sich ebenfalls einiges getan – auch wenn weder spektakuläre Hochsee-Regattaerfolge von behinderten deutschen Seglern eingefahren wurden noch solche Abenteuer zur See in Planung sind. Vielmehr kann man sich bei uns über konsequente und engagierte Basisarbeit wie beim FC St. Pauli freuen. Das ist ein Thema, das für die Zukunft des Behindertensegelsports mindestens genauso wichtig ist wie medienwirksame Weltumsegelei oder das Medaillenzählen bei den Paralympics.

Keiner kann das besser beurteilen als Heiko Kröger. Er ist der beste deutsche Paralympics-Segler, zweifacher Paralympics-Medaillengewinner und zehnfacher Weltmeister in der Klasse 2.4mR und erfolgreicher Inklusions-Coach.
Im Gespräch mit float gibt Heiko Kröger seine Einschätzung der Lage in Sachen Segeln und Wassersport mit behinderten Menschen.
Ein Kommentar
[…] was Heiko augenblicklich sonst so (an)treibt, ist auch sein Interview auf float unter dem Titel „Yes we can!“ […]