Apropos: Die Kosten für euch, also Sail United und Heiko Kröger, sind auch nicht zu unterschätzen.
Logisch. Deshalb suchen wir Unterstützung, etwa bei der Aktion Mensch oder dem Land Schleswig-Holstein. Dort werden unsere Vorschläge gerade geprüft. Doch wir haben noch viel mehr vor. Zwei meiner Mitstreiter bei Sail United sind Kamera- und Medienfachleute. Und ich habe zum Thema kürzlich ein Handbuch geschrieben. Nun werden wir alles, was in dem Handbuch beschrieben wurde, nochmals als kurze Videos drehen, fürs E-Learning aufbereiten und online auf ein Portal stellen. Dort soll dann das ganze Thema „Inklusion und Wassersport“ ein Zuhause finden.
Hat es nicht bereits eine Initiative von Ihnen gemeinsam mit dem Sailing Team Germany e. V. gegeben?
Richtig, das ist aber vom Prinzip her anders aufgebaut. Wir hatten feste Stützpunkte, an die sich Interessierte wenden können. Segelclub Prien am Chiemsee, Plauer Hai Life, Yachtclub Berlin-Grünau und der Segelclub Münster sind zum Teil schon sehr gut aufgestellt. Dorthin können sich Interessierte weiterhin wenden.
Ein anderes Thema: spezielle Boote für Behinderte. Neben den international auf Regattabahnen eingesetzten Klassikern – wie die 2.4mR, die Hansa 2.3 und 3.03, das High-Performance-Skiff Skud 18, die Sonar und der Weta-Trimaran – sind mittlerweile andere Boote auf dem Markt. Wir sahen auf der boot 2019 die „Venture“ von RS oder die „SV14“ von Fareast. Was halten Sie von diesen Konzepten?
Grundsätzlich finde ich es gut, dass es solche Initiativen seitens der Werften gibt. Beide genannten Boote machen einen prima Eindruck und scheinen durchdacht. So tritt die RS etwa mit verschiedenen Rigg-, Schwert- und Kielvarianten auf, mit einem oder zwei Sitzen oder ganz ohne. Die Konzeptionen sind sinnvoll für Vereine, die Behinderte oder Behinderte gemeinsam mit Nichtbehinderten aufs Wasser bringen wollen und die sich eine derartige Investition leisten können.
Ich persönlich setze mich auch gerne für improvisierte Lösungen ein. Denn es gibt in fast jedem Verein Boote, aus denen man per se mit relativ wenig Bastelarbeit gute Boote für behinderte Segler und Seglerinnen machen kann. Diese Boote sollten ein offenes Cockpit mit möglichst wenigen Stolperfallen haben.
Das geht sogar so weit, dass auf Booten wie etwa der J22 Rolli-Fahrer beim Wenden alleine die Seiten wechseln können. Die Umbauarbeiten sind meist minimal, und es müssen sowieso keine Löcher ins Boot gebohrt werden. Wenn man mir heute also sagt „Endlich gibt es Boote für Behinderte.“, dann antworte ich gerne: Leute, Boote für Behinderte hat’s schon immer gegeben. Ihr müsst euch in eurem Club bloß umschauen!
Vielen Dank für das informative Gespräch – und toi toi toi für das neue Projekt!
Nur wenige Tage nach unserem Interview hat das Land Schleswig-Holstein das Okay zur Unterstützung des oben beschriebenen Behinderten-Projekts von Sail United und Heiko Kröger gegeben. Der klingende Titel lautet: Yes we can!
Die Legende: 2.4mR
Die 2.4mR ist das kleinste und jüngste Mitglied aus der Familie der Metre-Rule-Boote, zu deutsch: der Meter-Klasse. Ihre großen Schwestern sind der 6mR, 8mR und der ehemalige America’s Cupper 12mR – oder schlicht 12er. Die erste 2.4mR wurde 1983 in Stockholm gezeichnet. 1992 erhielt die Klasse ihren Status als International Class vom Weltseglerverband ISAF, seit 1998 ist sie Paralympische Bootsklasse. Offene Weltmeisterschaften werden mit bis zu 115 Booten gesegelt. Dabei liegt der Anteil der Segler mit Behinderungen bei rund 25 %.
Das 2.4mR bietet jedem Segler absolute Chancengleichheit. Denn weder Größe, Gewicht oder Kraft spielen hier eine entscheidende Rolle. Auch Behinderungen in dieser Klasse völlig nebensächlich. So wurde die offene Weltmeisterschaft der 2.4mR schon mehrmals von Seglern mit Behinderungen gewonnen.
Ein Kommentar
[…] was Heiko augenblicklich sonst so (an)treibt, ist auch sein Interview auf float unter dem Titel „Yes we can!“ […]