Das Wochenende war der Hammer! 20° C waren es in Berlin, aus azurblauem Himmel schien warm die Frühlingssonne. Wer sein Boot schon im Wasser hatte, war eindeutig auf der Sonnenseite. Alle, die hoch an Land noch polierten, schielten verstohlen auf die Boote, die bereits auf dem Wasser glitzerten. Und wichen den Blicken der aus- und einlaufenden Segler und Bootsfahrer im Hafen aus. Die wiederum zeigten unverhohlen, was sie drauf hatten: Neue Segel, neue Persennings, neue Leinen, jetzt sogar grün und nachhaltig. Die Heidis, Angelikas, Helgas oder Paulas waren zum ersten Frühlingswochenende herausgeputzt wie schmucke Bräute.
Man sah, wie viel Zeit sich die Eigner genommen hatten. Monatelang hatten sie im schummrigen Schuppen repariert, gewerkelt und gepinselt, um ihr Schiffchen wieder aufzuhübschen und meer- und seefein zu machen. Tausende von Bildern liefen durch die sozialen Netzwerke, es wurde gefachsimpelt, Tipps wurden ausgetauscht und Marken empfohlen. Bis es endlich soweit war oder bald ist: Der Krantermin und das Boot im Wasser.
Außen hui und innen pfui?
So weit, so schön – oder doch nicht? Wie sieht’s denn unter Deck aus? Sind die Bezüge sauber und die Gardinen gewaschen? Die Schapps und Ecken von Staub, Dreck und Schmier befreit? Ist der Herd gescheuert, sind die Vorräte erneuert? Der Motor gewartet, die Flüssigkeiten getauscht? Oder wurde nur schnell Öl nachgekippt und der Impeller eingesetzt? Nach der Devise: Untenrum guckt eh keiner?
So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich sind die Geschmäcker, die Vorlieben, die Bedürfnisse. Ganz klar. Aber ein bisschen ähneln wir uns schon. So auch auf dem Wasser. Wir wagen also mal den Versuch einer Typologie von Seglern und Seglerinnen, Bootsfahrern und Fahrerinnen.


Die Schöngeister
Sie haben es gerne gediegen, achten auf die schönen Details und legen Wert auf Qualität. Sie sind um der guten Atmosphäre willen auf dem Wasser und genießen die Zeit an Bord am liebsten mit guten Freunden. In den Schapps ihrer Yachten unter Deck liegen feine Flaschen guten Geistes für den Apéro zum Sonnenuntergang. Sie freuen sich, wenn die Nachbarn in der Box nebenan staunen.
Die Weltenbummler
Sie wollen einfach nur schnell los, raus aus der Bude, rein ins Abenteuer, ins Unbekannte, möglichst weit weg. Bloß nix sehen und hören – und endlich frei sein. Ihnen ist es völlig egal, ob Gardinen vor den Luken hängen. Hauptsache, der Plotter hat Strom und die Segeltücher sind sturmtauglich. Von ihnen lernt man loszulassen und nur das Nötigste dabei zu haben.
Tüftler
Geht nicht gibt’s nicht. Tüftler haben immer eine Lösung parat, egal für welches Problem. Sie frickeln alles heile. Und sie können auch schon mal einen ganzen Tag an Land verbringen, um die richtige Lösung zu finden. Unter Deck sind die Schapps voll mit Werkzeug und Material. Glücklich sind die, die neben ihnen liegen, wenn sie etwas basteln müssen.

Lümmler
Auf dem Wasser sein heißt, es ruhig angehen zu lassen. Wir sind doch nicht auf der Flucht! Ob man den Hafen nun als Erster erreicht oder davor ankert wenn er voll ist, ist doch nicht entscheidend. Wichtig ist es, Spaß zu haben und sich zu erholen. Da sind 4-5 Beaufort doch ideal, und ein Bierchen dazu tut’s auch – oder zwei.
Wir wollen es wissen
Und was seid ihr für Menschen an Bord? Was ist euch wichtig für den Törn, worauf seid ihr stolz? Was habt ihr Schönes, Spannendes, Schlaues und Gediegenes, das ihr gerne zeigen und vorstellen möchtet? Was muss unbedingt dabei sein und darf bei keinem Törn fehlen? Schickt uns Fotos eurer Cockpits, Salons, Kajüten und Kabinen – und schreibt uns ein paar Zeilen dazu. Es gibt so viel zu entdecken unter Deck, dass wir es gerne allen float-Lesern vorstellen wollen.
Die Fotos sind aus dem Buch Mein Boot ist mein Zuhause von Holger Peterson aus dem Verlag millemari.
Ein Kommentar
Da habt ihr schöne Bilder ausgewählt. Macht Lust auf mehr.