Rosalin Kuiper sprang von Null auf Hundert in der Beliebtheitsskala unter den Ocean-Race-Seglern. Die 28-jährige Niederländerin brachte nicht nur frischen Wind auf die Malizia, sondern war auch als Co-Skipperin am Geschwindigkeitsweltrekord während des Ocean Race beteiligt im Team mit Boris Herrmann, Nicolas Lunven und Will Harris.
Schon vor ihrem Malizia-Engagement hatte sie über 55.000 Seemeilen unterm Kiel, gesammelt bei Offshore-Regatten wie dem Fastnet Race, dem Sydney to Hobart Yacht Race oder dem Ocean Race Europe 2021.

Mitte September wurde bekannt, dass sie zusammen mit Nicolas Lunven als Doppel-Spitze auf die Imoca von Holcim-PRB wechselt und beim Ocean Race Europe 2025 als Skipperin antreten wird. Ihre Euphorie ist ansteckend, ihr Selbstvertrauen überzeugend.
float: Du hast jetzt die wunderbare Möglichkeit, deine Karriere bei Holcim-PRB zu beginnen. Die Nachricht schlug wie ein Blitz ein. Ich war angetan, weil es so eine gute Fortsetzung von The Ocean Race auf Malizia für dich ist. Du hebst wirklich ab als der weibliche Star von The Ocean Race. Du bist jung, lustig, aufgeschlossen – und stark, was wir im Südpolarmeer sehen konnten, als du den Mast hochgeklettert bist. Du hast alle Etappen geschafft. Und du bist erst 28 Jahre alt. Wie schaffst du das?
Rosalin Kuiper: Vielen Dank für das große Kompliment. Ich habe mich beim Ocean Race wirklich wie die beste Version von mir selbst gefühlt. Ich habe fast Flügel bekommen. Besonders im Team Malizia fühlte ich mich am richtigen Platz: Gestärkt von allen, die dort in diesem aufgeschlossenen Team arbeiten, denken wir ein bisschen unkonventionell.
Die Rolle, die ich im Team Malizia hatte, war perfekt für mich, weil ich sie selbst entwickeln konnte. Ich konnte einfach im Rahmen des Machbaren das tun, was ich tun wollte. Jeder hatte dazu die Möglichkeit. Ich glaube, wenn man in einem Umfeld arbeitet und lebt, in dem jeder die beste Version von sich selbst sein kann, kann man gemeinsam schöne Dinge schaffen. So habe ich das erlebt.

Während des Ozeanrennens hatten wir ein sehr junges Team. Manchmal waren wir etwa 40 Leute. Wir hatten 5 Segler, das technische Team und ein kommerzielles Team. Das Durchschnittsalter lag bei 31 Jahren. Wir zählten 11 Nationalitäten und das Geschlechterverhältnis war fast 50/50. All diese Punkte machen es zu einem gut funktionierenden Team.
Umarme, was du hast!
Das war spürbar, wenn man euch in den sozialen Kanälen folgte. Was braucht eine Frau, um sich in der Rennszene zu behaupten?
Man muss geistig stark sein. Man sollte an sich selbst glauben, denn der Weg kann ziemlich einsam sein. Glaube an deine eigene Stärke, an deine eigene Kraft und an die Dinge, die du gut kannst.
Ich meine, Frauen sind anders als Männer. Ich sehe viele Frauen, die nur das sehen, was sie im Vergleich zu einem Mann nicht haben. Umarme das, was du hast! Die positiven Dinge, die du als Frau hast. Bleibe positiv. Jedes Mal, wenn ich eins drüber bekomme, versuche ich, mit einem Lächeln aufzustehen und es wieder und wieder und wieder zu versuchen.

Das klingt, als ob du ein sehr optimistischer Mensch bist, der keine Probleme hat …
Nun, ich denke, dass man beim Segeln den Regeln der Natur folgt. Man isst, segelt, geht auf die Toilette, schläft. Du folgst einfach ganz grundlegenden Prinzipien. Und da gibt es keinen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Ich hatte nie das Gefühl, die einzige Frau an Bord zu sein, wenn wir segelten. Als mich ein Journalist fragte: Wie ist es für Sie, die einzige Frau auf dem Schiff zu sein, sagte ich: Nun, ich weiß es nicht, weil ich kein Mann bin. Ich weiß also nicht, wie es ist, im reinen Männerteam zu segeln. Also glaube ich einfach an mich und ziehe es durch. Ich denke nicht zu viel darüber nach.
Ein frisches Team
Du baust jetzt dein eigenes Team auf?
Ja, Nicolas Lunven und ich haben das große Glück, ein neues Team aufbauen zu können. Es gibt zwar noch einige Leute aus dem alten Team, aber nicht mehr viele. Für mich besteht eine der Herausforderungen darin, dieses Umfeld aufzubauen. Mein Wunsch ist es, eine große Vielfalt zu schaffen, aufgeschlossen zu denken, unkonventionell zu sein und erfrischend zu wirken. Das ist im Moment eine große Herausforderung, und ich nehme sie zu hundert Prozent an.