Peter Twelkmeyer an den Telefonhörer zu bekommen, ist mitunter gar nicht so leicht. Sein Kalender ist voll mit wichtigen Terminen. Erst ein Besuch auf einer Bau- und Technikmesse in Berlin, dann die Boot Düsseldorf, auf der sein Yachthafen mit einem eigenen Stand vertreten ist. Ein Muss für alle, die im Wassersport- und Bootsbusiness unterwegs sind. Dazwischen noch das normale Tagesgeschäft einer Marina mit hunderten Liegeplätzen, mit Segelschule, Charterflotte, Werft, Bootshandel und Restaurant. „Aber ich habe Spaß daran“, sagt Twelkmeyer. Daher mache es ihm auch heute, mit 72 Jahren, nichts aus, bis auf wenige Wochen im Jahr sieben Tage die Woche auf Zack zu sein.

Die Werft als Abenteuerspielplatz
Seit fast 50 Jahren leitet Peter Twelkmeyer zusammen mit seiner Frau Annette die Marina Lanke Berlin AG. Der mit rund 480 Bootsliegeplätzen größte Yachthafen in Berlin und Brandenburg zieht sich am Ufer der Scharfen Lanke entlang, einer Bucht der Havel im Berliner Stadtteil Spandau. Hier ist Peter Twelkmeyer aufgewachsen, hier nahm das Familienunternehmen seinen Anfang. „Ich bin rund 50 Meter vom Wasser entfernt geboren. Wasser und Werft – damit bin ich großgeworden“, erzählt er.
Wenn der Beruf Leidenschaft und gleichzeitig auch Hobby ist
Denn wo heute Bootsurlauber festmachen, gründete Twelkmeyers Großvater Hugo Reinicke 1919 die Reinicke-Werft. Sportboote wurden dort gebaut, von kleinen Jollen bis zu Sonderklassen, mit denen damals vor allem der Adel und andere Gutbetuchte segelten. 1943 übernahm Vater Hanne die Werft und konzentrierte sich auf den Bau von Binnenschiffen mit Längen bis zu 80 Metern und 1.000 Tonnen Tragfähigkeit. Über 100 solcher Lastkähne für Massengüter wie Holz oder Kohle verließen in den nächsten 22 Jahren die Werfthallen.
350 Mitarbeiter werkelten hier in den Hochzeiten – für den kleinen Peter und seine Schwester war die Werft jedoch vor allem eines: ein Kinderparadies, ein Spielplatz, den sonst keiner hatte. „Wir brauchten weder Buddelkasten noch Spielzeug“, erinnert er sich. Zwischen den Booten Verstecken spielen, reinkrabbeln, alles begutachten – das war seine Welt.
Raus auf die Weltmeere und in die weite Welt
Genauso wie später das Segeln. „Eigentlich habe ich erst Segeln und dann Laufen gelernt“, scherzt er. Kein Wunder: Schon Großvater und Vater waren erfolgreich unterm Wind unterwegs. Im Grunde war die Familie ständig auf dem Wasser. Selbst im Winter, bei Minusgraden. Dann wurde eben auf Eis gesegelt.
Als kleiner Steppke von zehn Jahren begann Peter Twelkmeyer dann, an Regatten teilzunehmen. Und brachte es später, in den 1970er Jahren, zu erstaunlichen Erfolgen: Mehrmals wurde er Deutscher und Berliner Meister, 1978 dann sogar Vizeweltmeister. Viel von der Welt gesehen habe er in dieser Zeit, erzählt er. Japan, Australien, die USA und ganz Europa. Doch letztendlich zog es ihn immer wieder zurück an die Havel.
Dass er einmal das Familienunternehmen in dritter Generation weiterführen würde, war für ihn schon immer klar. Das Handwerkszeug dazu lernte er in einer Schlosserlehre – und auf einem Wanderjahr quer durch die USA. Als Motorenschlosser tingelte Twelkmeyer 1967/68 von Hersteller zu Hersteller – von Chicago am Lake Michigan über Miami am Atlantik bis nach San Francisco am Pazifik. Eine Menge habe er dort gelernt, was man in Sachen Wassersport und Bootstourismus noch so alles erreichen kann. Wissen, das er gut gebrauchen konnte, als er 1974 – der Schiffbau wurde 1965 aufgegeben – die Geschäftsführung der Marina Lanke übernahm.

Ein Kommentar
Vater Hans „Hanne“ Twelkmeyer (VSaW) … auch in der H-Jollen-Szene der 1950er-Jahre eine bekannte, feste und erfolgreiche Größe. Seine H-Jollen – wie wohl auch alle anderen späteren Boote – hießen „Alte Liebe“. Die H 182, gebaut auf der Lanke-Werft von Hugo Reinicke, Schwiegervater (?) von Hans „Hanne“ Twelkmeier – im Messbrief mit ‚i‘ geschrieben -, wird/wurde (?) gerade frisch überholt am Bodensee angeboten. Auf der Alster in Hamburg segelte noch vor einigen Jahren ein ehemaliger Drachen unter dem Namen.
Geplant war lange ein Besuch der Lanke-Werft, um für das Archiv der H-Jollen-Klassenvereinigung evt. Erinnerungen, Fotos, Zeichnungen und Plänezu sichern. Dann kam uns der Brand zuvor. Bitter!