Über 20.000 Seemannspatente
Nach und nach baute er den Yachthafen zu einem der führenden Wassersportzentren Ostdeutschlands auf und aus. 1975 erfüllte sich seinen Traum von einer eigenen Segelschule, in der bis heute rund 20.000 Bootsbegeisterte ihren Führerschein gemacht haben. Darunter auch der ein oder andere Promi wie der ehemalige FDP-Politiker Guido Westerwelle. Nach der Wende dann ein neues Geschäftsfeld: Twelkmeyer stieg als Erster in der Region in den Chartertourismus ein und baute zusammen mit einem Freund eine Hausbootflotte auf.
Zehn dieser schwimmenden Ferienwohnungen können Urlauber heute bei ihm mieten, können die umliegenden Reviere mit, aber – dank des Charterscheins – auch ohne Bootsführerschein erkunden. Er selbst, sagt Twelkmeyer, habe jeden Flusskilometer Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns abgefahren. Sein persönlicher Favorit? „Auf jeden Fall alles rund um Berlin“, schwärmt er. Zum Beispiel einmal quer durch die Hauptstadt und dann südostwärts zum Scharmützelsee.
Doch es gab auch dunkle Stunden für das Unternehmen und die Familie. Zweimal wüteten Großbrände an der Scharfen Lanke, zerstörten 2011 die 113 Jahre alte historische Bootshalle und 2014 die 3.000 Quadratmeter große Winterlagerhalle samt der dort lagernden Boote. Auch die über Jahrzehnte gesammelten Erinnerungen, Fotos, Zeichnungen und Pläne, wurden vernichtet „Unsere gesamte Geschichte ist in den Flammen aufgegangen. Das war und ist ein herber Schlag.“

Die vierte Generation übernimmt bald das Ruder
Davon unterkriegen ließ sich Familie Twelkmeyer jedoch nicht. Alles wurde wieder aufgebaut. Und auch für die Zukunft ist noch viel geplant. Allein in den nächsten drei Jahren werden große Investitionen in das Unternehmen gesteckt. Für weitere Liegeplätze, eine große Winterlagerhalle und zwei Verwaltungstrakte. „Das macht man natürlich nur, wenn man weiß, dass es weitergeht“, sagt Twelkmeyer. Dafür ist gesorgt, die vierte Generation steht schon in den Startlöchern.
Tochter Antonia studiert Tourismus, lernt bei den Eltern viel über die Branche und wird das Familienunternehmen in ein paar Jahren übernehmen. „Sie ist schon ganz gespannt darauf und hat wahnsinnig viel Spaß an der Arbeit im Unternehmen“, sagt Twelkmeyer mit Stolz.
Ob er sich dann komplett in den Ruhestand zurückziehen werde? Auf keinen Fall, vollkommen ausgeschlossen. Das Chefbüro werde er dann zwar räumen, aber in seinem neuen Reich eine Etage höher trotzdem weiterhin ein Auge auf die Geschäfte werfen: „Das hier war und ist ja mein Leben, ich kann doch nicht den ganzen Tag Golf spielen. Mein Kalender wird also weiterhin voll sein.“

Dieser Text stammt aus dem Magazin Seenland – dem Reisemagazin für Urlaub auf dem Boot in Mecklenburg und Brandenburg. Die Autorin des Beitrags ist Christin Meißner. Zu beziehen ist die aktuelle Ausgabe des Reisemagazins direkt im Magazin-Shop des Verlags sowie deutschlandweit im Zeitschriftenhandel.
Ein Kommentar
Vater Hans „Hanne“ Twelkmeyer (VSaW) … auch in der H-Jollen-Szene der 1950er-Jahre eine bekannte, feste und erfolgreiche Größe. Seine H-Jollen – wie wohl auch alle anderen späteren Boote – hießen „Alte Liebe“. Die H 182, gebaut auf der Lanke-Werft von Hugo Reinicke, Schwiegervater (?) von Hans „Hanne“ Twelkmeier – im Messbrief mit ‚i‘ geschrieben -, wird/wurde (?) gerade frisch überholt am Bodensee angeboten. Auf der Alster in Hamburg segelte noch vor einigen Jahren ein ehemaliger Drachen unter dem Namen.
Geplant war lange ein Besuch der Lanke-Werft, um für das Archiv der H-Jollen-Klassenvereinigung evt. Erinnerungen, Fotos, Zeichnungen und Plänezu sichern. Dann kam uns der Brand zuvor. Bitter!