Ein Jahr noch bis zum Finale des 37. America’s Cup vor Barcelona – und ein Jahr noch bis zum Auftritt des deutschen Nachwuchs und der deutschen Frauen bei der Youth & Women’s-Veranstaltung der berühmtesten und ältesten Regatta der Welt.
Das AC Team Germany um den 24-jährigen Paul Farien, die ehemalige Nacra17-Olympiaseglerin Carolina Werner (29) und den Top-Trainer und Team-Manager Marc Pickel (51) will Deutschland im Rahmen der AC-Ableger wieder auf die große Bühne heben. Vom 26. September bis 16. Oktober 2024 misst sich Deutschland zunächst im Youth America’s Cup und dann im Women’s America’s Cup im Circuit von zwölf Nationen – darunter den sechs nationalen Teams, die auch im Kampf um die große Kanne verstrickt sind.
Nur einmal hat es Deutschland bisher in der 172-jährigen Geschichte des Cups geschafft, ein Team an den Start zu bringen. Das Abenteuer im 32. AC vor Valencia endete für das United Internet Team Germany im Frühjahr 2007 mit 18 Niederlagen in 20 Match-Race-Duellen. Seitdem hat sich der Cup spektakulär gewandelt. Auf das Mismatch zwischen dem Alinghi-Kat und dem siegreichen BMW-Oracle-Tri (2010) folgte die Ära der foilenden Katamarane mit Flügel-Segel (2013 auf den AC72 und 2017 auf den AC50). Seit 2021 wird auf den 21 Meter langen Einrumpf-Kraken-Foilern (AC75) gesegelt.
Zwei Teams, eine Kampagne
Mit den ständigen Neuentwicklungen und den explodierenden Entwicklungs- sowie Teamkosten ist eine weitere deutsche Teilnahme mehr denn je in Ferne gerückt. Doch in den beiden bisherigen Ausgaben des Youth America’s Cup hat es Deutschland in den Circuit geschafft – 2013 mit Steuermann Philipp Buhl, 2017 mit Paul Kohlhoff. An diese Serie will nun Paul Farien anknüpfen. Er ist der Initiator des Teams und der Geschäftsführer der Kampagne AC Team Germany, zu der auch das Women’s Team gehört. Die Frauen-Variante wird 2024 das erste Mal gesegelt. Die beiden Auftritte sollen dazu dienen, Deutschland in Zukunft auch dem echten Cup wieder näher zu bringen.
„Wir sind diversitär aufgestellt, sehen uns aber als eine Kampagne und vermarkten Youth und Women gemeinsam“, erklärt Farien. Er wurde 2021 Vize-Europameister auf der Waszp und fuhr zur Kieler Woche Top-Ergebnisse in verschiedenen Klassen ein. Damit bringt er wie auch die anderen deutschen Junioren-Segler höchste Segelkompetenz in die Kampagne ein. Neben ihm gehören Julian Hofmann (Dritter der Junioren-WM im Ilca7 2022), Jesse Lindstädt (Nacra15-Vizeweltmeister 2019), Lukas Hesse (Deutscher 49er-Meister 2020), Linus von Oppen (Deutscher Junioren-Meister im 49er von 2019) und Alica Stuhlemmer, Olympia-Bronze-Gewinnerin im Nacra17 von 2021, zum Segelteam.
„Wir haben dazu die Möglichkeiten, auf einige Seglerinnen des Women’s Team zurückzugreifen, die noch jung genug für das Youth-Team sind. Wir versuchen zwar, uns sportlich unabhängig voneinander aufzustellen. Aber die Zeit bis zum Cup ist extrem limitiert, daher ist es wichtig, die Kompetenzen übergreifend zu nutzen“, sagt Farien.
Traum vom eigenen AC40
Jugend und Frauen werden zum Cup 2024 auf den AC40 segeln, der Einheitsklasse, die den Cup-Teams als Vorbereitungsklasse dient und bei den Vorregatten eingesetzt wird. Die sechs AC-Teams verfügen daher allesamt über einen AC40 und können ihren Nachwuchs und die Frauen darauf trainieren lassen. Für Team Germany ist die Anschaffung des 2,5 Millionen Euro teuren Geräts dagegen bisher nur ein Traum. Ein Traum, den Paul Farien aber noch nicht verworfen hat: „Das Ziel ist es, Kiel.Sailing.City und das Umfeld zu aktivieren und einen AC40 über die Förde knallen zu lassen.“
Immerhin hat sich das Team Germany ganz aktuell über Team-Manager Marc Pickel zum Training einen Simulator angeschafft. Bisher probten Steuerleute und Trimmer die Eigenarten des zwölf Meter langen Foilers am Computer. Jetzt können sie im originalen Cockpit des AC40 Platz und das Lenkrad mit all seinen Bedienungselementen in die Hand nehmen.