
Der MCS-Fahnder hatte es in diesem Jahr mit mehreren Fällen zu tun, in denen sich die Chartergäste unter dubiosen Umständen abgesetzt haben – und die Yachten verschwunden sind. Wie im Fall der Segelyacht „Promise“, einer Beneteau Oceanis 43, die Aleksei K. und Evgeni K., zwei russischen Staatsbürgern, Mitte November 2019 in Athen gechartert wurde.
Zwei Tage vor der vereinbarten Rückgabe meldeten sich die beiden per Mail bei der Charterbasis in der Alimos Marina. Sie hätte einen Motorschaden, die Maschine lasse sich nicht mehr starten. Sie lägen auf der Insel Andros, im Hafen von Batsi. Um ihren Rückflug nicht zu verpassen, hätten sie die Yacht verlassen. Gesendet wurde die Mail um 16.10 Uhr. Was die Russen nicht bedacht haben: Eine Webcam im Hafen zeigt, wie die „Promise“ um 13.28 Uhr den Hafen unter Motor verlassen hat. Seitdem wurde sie nicht mehr gesehen.

Der Fall der „Voni“, einer Beneteau Oceanis 41, ist noch abenteuerlicher. Die Yacht wurde im Sommer 2018 von den Ukrainern Oleksij P. und Andrii Z. in Bormes-les-Mimosa an der französische Südküste gechartert.
Am 3. August wurden die beiden Segler in einer Rettungsinsel vor Ajaccio auf Korsika gefunden. Sie sagten, die Yacht sei gesunken. Radarbilder des französischen Militärs lege allerdings eine andere Version nahe. Die Yacht hat sich nämlich von der angeblichen Position, an der sie gesunken sein soll, in südlicher Richtung entfernt. Wahrscheinlich, mutmaßt der MCS-Fahnder, habe eine andere Crew die Yacht übernommen. Auch sie ist bis heute verschwunden.

GPS-Tracker installieren
Wie der Fall der gestohlenen Yacht auf Lefkada zeigt, ist es für die professionellen Banden ein Leichtes, Segelboote unbemerkt zu stehlen. Wie Bootsnachbarn auf Facebook berichten, hätten sie von dem Diebstahl nichts mitbekommen. „Boote vor Diebstahl zu sichern, ist sehr schwierig“, weiß auch der MCS-Fahnder. Zumal, wenn es sich um Profis handelt.
Um das Auffinden der Yacht nach einem Diebstahl zu erleichtern, bieten sich GPS-Tracker an, die im Boot an einer schwer auffindbaren Stelle verbaut und an die Batterie angeschlossen werden. Auch wenn die Stromversorgung abgeklemmt wird, haben die Tracker noch genügend Akku, um die nächsten Tage ihr Signal zu senden. Der Nachteil: die Tracker benötigen eine SIM-Karte, monatliche Gebühren werden fällig.
Noch besser, so der MCS-Fahnder, seien bordnetzunabhängige Geräte, die eine Batteriekapazität von mindestens drei Jahren hätten und die auch lokalisiert werden könnten, wenn GPS- und GSM-Signale durch Störsender, sogenannte Jammer, behindert würden.

Wo die Bavaria die Flüchtlinge aufgenommen hat, ist bislang ein Rätsel. Möglich ist die Übergabe auf dem Meer von einem anderen Boot oder das Anlaufen einer einsamen Bucht. Seit die Balkanroute für Flüchtlinge kaum noch passierbar ist, scheint die Route über das Ionische Meer ein letztes Ausweg zu sein.
Für Eigner von Sportbooten brechen unruhige Zeiten an, befürchtet der MCS-Fahnder. Denn die Bavaria 50 war in der Nacht zum ersten Advent nicht das einzige Schiff, das auf Lefkada gestohlen wurde, wie er sagt. Vermutlich ist auch die zweite Yacht längst in Italien.