Es folgte der Aufstieg der Segel-Fraktion. Begünstigt durch den Umzug aufs neue Messegelände, fortan musste kein Hallendach mehr geöffnet werden. „Ich erinnere mich, wie wir mit Ausstellern die neuen Messehallen besichtigten“, erinnert sich Dirk Kreidenweiß.
„Von weitem sagten die schon: ‚Durch die kleinen Tore kriegen wir doch kein Boot’…“ Erst beim Näherkommen seien dann die Dimensionen klar erkennbar geworden. Die neuen Hallen waren ebenso wie die Sieben-Meter-Tore eben ein bisschen größer.
Matchrace über zwanzig Meter
Alles wurde größer: die Boote, die Zuschauerzahlen, der Umsatz, sogar die Gewässer. In der alten Anlage gab es nur ein „besseres Schwimmbecken“, vielleicht zwanzig Meter lang. Auf dem wurde an jedem Ende eine Windmaschine postiert. Dort fanden sogar 420er-Matchraces statt. Auch Wasserski-Präsentationen ertrug das „Regattabecken“ geduldig, die Akteure wurden von Jetski gezogen. Heute ist der Messesee 90 Meter lang, gemessen an den Anfängen hat das fast Hochsee-Dimension.
Heute haben übrigens die Motorboote wieder die Oberhand. Obschon Zugeständnisse zu machen waren – wir erinnern uns: „Motorengeheul der Sportboote“. So wurde einer der wahren Heuler der Messe, das Bootsrennen „Liquid Quarter Mile“, nach gut zehn Jahren wieder abgesagt. Zu streng waren die Auflagen der Bundesimmissionsschutzverordnung geworden. Kreidenweiß: „Das fand über neun Tage direkt an der Uferpromenade statt.“ Händler und Bootskäufer hätten eigens Termine in anliegenden Cafés gemacht, um bei dem Wettbewerb zuschauen zu können.

Oftmals hatten sie eigene Eisen im Feuer: Das Rennen, das das nördliche Seeufer an neun Tagen im Herbst erzittern ließ, wurde von vielen Händlern persönlich bestritten. Zeitweise waren mehr als 50 Boote in diversen Klassen gemeldet. Auch die Zahlen in den Hallen reflektieren das Wachstum: Was 1962 mit rund 500 Booten begann, übertraf 1990 die 1.200. „Wir profitieren natürlich vom Revier, von der enormen Kaufkraft hier“, sagt Kreidenweiß. Auch wenn die Zahlen heute wieder näher bei der Ausgangsgröße liegen.
Kabale mit Kubanern
Die Nutzung des nahen Bodensees lag zwar schon 1962 nahe. Doch den Impuls gab eine andere Messe. Ein Jahr zuvor eröffnete fern im Norden die „1. Bundes-Fachausstellung – Das Sport- und Gebrauchsboot“. Später kompakt zu Hanseboot verkürzt, erhielt sie erst 30 Jahre später einen Messehafen. Die Präsentation der Boote im Wasser war ein bewusster Gegenpol zu Hamburg, zumal die Messen damals in relativ engem zeitlichen Abstand stattfanden.

Eine Anekdote von 2008 ist dem Projektleiter in besonderer Erinnerung: Als 2008 Kuba das Interboot-Partnerland war, erreichte Kreidenweiß nachts ein Anruf: „Unser Fahrer hatte Mitglieder der kubanischen Delegation in die Schweiz zu ihren Hotels zurückgebracht. Doch nicht alle hatten gültige Visa.“ Als sie die exotischen Gesichter im Bus sahen, hätten die Schweizer Kontrolleure den braven Chauffeur prompt als Menschenhändler verdächtigt. Die Messe konnte das klären.
Eine Woche Wassersport
Die Jubiläumsausgabe der Interboot findet vom 18. bis 26. September statt. Tickets sind ausschließlich online erhältlich. Alle Besucher, die im selben Jahr wie die Interboot vom Stapel gelaufen sind, also 1962 geboren, erhalten freien Eintritt und ein kleines Geburtstagsgeschenk. Einfach im Online-Shop den Code IB1962 eingeben. Wer als Youngster auf ein Schnäppchen hofft: Das wird am Eingang kontrolliert. Ordnung muss sein.
Wir verlosen 3 x 2 Tageskarten für die Interboot 2021 unter allen, die den float Friday Newsletter abonniert haben, und zwar am Freitag dieser Woche.