Um die Luftverschmutzung zu bekämpfen, hat der Stadtrat von Amsterdam vor kurzem beschlossen, bis 2025 alle benzin- und dieselbetriebenen Boote im Stadtzentrum zu verbieten. Schätzungsweise mehrere tausend Halter von Freizeitbooten, die mit ihren Boote auf den Kanälen im Umkreis von 10 km um das Stadtzentrum unterwegs sind, werden von der Umstellung auf Elektromobilität direkt betroffen sein.
Gleiches Recht für Land und Wasser
Der Verband der Automobilindustrie RAI nannte den Beschluss „bizarr“. Gerdina Krijger vom niederländische Boots-Branchenverband HISWA bezweifelt, dass für das vollelektrische Bootfahren in einer Stadt mit 20.000 Booten genug Strom bereitgestellt werden kann. Umweltverbände bezeichneten die Entscheidung für die Elektromobilität dagegen als wichtigen Schritt zur Verbesserung der Luftqualität in Amsterdam.
In den letzten Jahren hatten die Beschwerden wegen Belästigungen durch Boote um 30% in der als UNESCO-Weltkulturerbe geltenden Grachtenstadt zugenommen. Die Vorschläge beinhalten auch ein Verbot des nächtlichen Bootfahrens, die Begrenzung der Fahrgastzahl und die Reduzierung der kommerziellen Bootsbetreiber auf 550. Kommerzielle Tourenboote sollen in Zukunft ebenfalls vollelektrisch betrieben werden.

Seit Jahren bemüht sich Amsterdam um eine Vorreiterrolle bei der Luftreinhaltung. Die Ankündigung betrifft auch Benzin- und Dieselfahrzeuge an Land, die bis 2030 aus dem Stadtzentrum verbannt werden. Vor dem Jahr 2005 hergestellte Dieselfahrzeuge sind schon ab dem kommenden Jahr ausgesperrt. Busse und Reisebusse sind ab 2022 und Motorräder ab 2025 in der Innenstadt-Zone verboten.
Seit 2017 sind auf den Kanälen Amsterdams 2-Takt-Motoren verboten. Nach Meinung vieler Bootsfahrer ist das eine gute Sache, da diese Motoren viel Lärm, Schadstoffe und Geruchsemissionen verursachen.
Gewerbliche Charter nimmt überhand
Am 9. Mai hat der Stadtrat von Amsterdam den „Nota Varen Deel 1“ beschlossen. Das Regelwerk umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, um den intensiven Verkehr auf dem Wasser zu regeln. Neben der Null-Emissionsrichtlinie soll bereits dieses Jahr die so genannte Amsterdamer Vignette kommen. Dieser Aufkleber auf der Windschutzscheibe des Boots zeigt die Berechtigung zum Befahren des Stadtgebiets an. Dabei wird es zwei Varianten geben – eine Vignette für Einwohner und eine für Besucher.
Darüber hinaus wird die – bisher oft illegale – gewerbliche Charter mit zwölf und mehr Personen an Bord streng geregelt. Sie ist nur für registrierte Unternehmen möglich. Ab 2022 muss jedes neue kommerzielle Boot emissionsfrei sein. Die meisten der heute fahrenden Kanalkreuzfahrtschiffe werden aber bereits elektrisch angetrieben. Historische Schiffe werden von diesen Regeln möglicherweise ausgenommen.
Ein Verein namens „Pleziervaart“ hat eine Petition gestartet. In der bereits von 12.000 Personen utnerschriebenen Petition wird die Stadt Amsterdam aufgefordert, die „Freiheit des Einzelnen und das Unternehmertum in der Freizeitbeschäftigung nicht einzuschränken“.

Venedig begrenzt Kreuzfahrer
Im vergangenen Jahr sind mehrere Großstädte in Europa zunehmend unter Druck geraten. Die Nutzung von Fahrzeugen mit Diesel oder Benzin in Innenstädten ist heute vielerorts beschränkt, um die Schadstoffe zu reduzieren.
Erste Städte beginnen, auch die Kreuzschifffahrt als negativen Umweltfaktor zu begreifen – und dies nicht nur aus Gründen der Luftreinhaltung. Für Venedig wurde beschlossen, bis zum Jahr 2021 Kreuzfahrtschiffe über 55.000 Tonnen nicht mehr durch die Wasserstraße vor dem Markusplatz fahren und direkt in der Stadt anlegen zu lassen, um die historischen Bauten zu schützen. Elektromobilität bei Frachtschiffen und Taxi-Booten wächst anteilsmäßig stark.