An den beiden Ostseepipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 sind am Dienstagmorgen drei Lecks auf hoher See entdeckt worden. Zwei Lecks sind nordöstlich der Insel Bornholm, eins an der neueren Leitung Nord Stream 2 südöstlich der Insel. Zuvor war von den Betreibern ein Druckabfall in den Röhren gemeldet worden. Das berichtet der NDR unter Berufung auf die dänischen Behörden.
Wegen der Lecks habe die zuständige dänische Schifffahrtsbehörde nahe der dänischen Insel Bornholm Sperrzonen für den Schiffsverkehr eingerichtet. „Am Ereignisort liegt die Nord-Stream-2-Leitung in einer Tiefe von 70,1 Meter, die beiden Nord-Stream-Leitungen in einer Tiefe von ca. 88 Meter“, zitiert der Sender das zuständige Bergamt in Stralsund.
Sabotage als Ursache für die Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 sei aus Sicht der EU-Administration „wahrscheinlich“, wie diverse Medien am Mittwochmorgen melden. „Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am heutigen Mittwoch im Namen der 27 Mitgliedstaaten.
Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson hatte am Dienstagabend gesagt, die Informationslage sei „noch alles andere als vollständig“, wie die FAZ meldet. Zwei Explosionen aber seien identifiziert worden, die die drei Lecks verursacht hätten.
Kilometergroße Turbulenzen in der Ostsee
Wie die dänische Zeitung Jyllands-Posten unter Berufung auf die Bundeswehr berichtet, wurde das Leck an Nord Stream 2 von dänischen F-16-Kampfjets entdeckt. Sie sollten das Gebiet von Bornholm aus kommend fotografieren. Dabei hätten sie aus dem Wasser aufsteigende Blasen entdeckt.
Blasen trifft es nicht genau: Der größte „Gas-Kreis“ erzeugt Turbulenzen auf der Oberfläche von einem Kilometer Durchmesser, wie die dänische Armee berichtet. „Der kleinste bildet einen Kreis von etwa 200 Metern“, heißt es. Die dänische Fregatte „Absalon“ und das zur Kontrolle von Meeresverschmutzungen eingesetzte Schiff „Gunnar Thorson“ waren am Dienstag auf dem Weg zum Leckage-Gebiet, um die Wasserüberwachung in den Sperrzonen durchzuführen.
Glück im Unglück: Keine der Erdgasleitungen ist zurzeit in Betrieb. So haben die Leckagen keine Auswirkung für Europas Energieversorgung. Nach Angaben eines Sprechers von Nord Stream 2 werde noch tagelang Erdgas in die Ostsee strömen. Was dem Austritt des Gases ein Ende setzen kann, ließ der Sprecher am Dienstag offen.
Sabotage oder schlecht gebaut?
Dass Vorsatz bei der Leckage im Spiel ist, gilt schon seit Dienstag als dasswahrscheinlichste Szenario. Die Gaslecks sind nach Ansicht des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki auf Sabotage zurückzuführen. Nach Angaben des Portals volcanodiscovery.com gab genau an der Stelle nordöstlich von Bornholm, wo zwei der drei Lecks auftraten, am Montag einen Erdstoß der Magnitude 2,2. berichtet der NDR. Dies könne auf eine Explosion hindeuten.
Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, das kein gezielter Anschlag ist.
Wegen des zeitlichen Ablaufs, gleich drei betroffener Leitungen und aufgrund des starken Druckverlusts in Nord Stream 1 sei mit dem Schlimmsten zu rechnen.
„Unsere Fantasie gibt kein Szenario mehr her, das kein gezielter Anschlag ist“, sagte eine in die Bewertung durch die Bundesregierung und die Bundesbehörden eingeweihte Person gegenüber der ARD. Weiter hieß es: „Alles spricht gegen einen Zufall.“