Aus dem Trüben ins Licht. Das Tiefseeforschungsschiff „FS Sonne“ des Kieler Geomar-Instituts hat seinen Heimathafen verlassen, um auf Atlantikexpedition zu gehen. Von den Kanaren aus macht es einen nördlichen Abstecher ins Sargasso-Meer und geht dann durch den Panamakanal in sein angestammtes Habitat, den Pazifik.
Auf der einmonatigen Expedition folgt die FS Sonne seit dem 11. Dezember einem der wichtigsten Ströme des Atlantik. Vor Westafrika steigen nährstoffhaltige Wassermassen an die Oberfläche und treiben mit dem Nordaquätorialstrom gen Sargasso-Meer östlich vom Bermuda-Dreieck mit seinen riesigen Tang-Feldern. Biologisch, geologisch und chemisch ist die Bedeutung dieser Strömung nur ungenügend untersucht. Das internationale Forschungsteam auf der FS Sonne wird eine Vielzahl an Proben nehmen, um das Verhältnis zwischen dem Stoffwechsel im Ozean und der Atmosphäre zu ergründen.
Detektivarbeit zur See
Die Proben werden bei höchstem Sonnenstand und mitten in der Nacht genommen. Denn die Sonnenstrahlung beeinflusst die biochemischen Vorgänge. Wie entscheidend, soll der Vergleich der Proben zeigen. Aus dem Wasser aufsteigendes Jod etwa wird unter Sonnenlicht zersetzt. In der Nacht kann es sich ungehindert in die Atmosphäre schleichen – und zum Ozon-Abbau beitragen.

Der Klimawandel steht auf der Expedition im Fokus der Forscher vom Geomar-Institut. Wie sehr beeinflusst die Schifffahrt mit ihren Emissionen und ihrer Geräuschproduktion die biochemischen Prozesse im Ozean? Welche Auswirkungen haben die treibenden Plastikmüllinseln?
Die FS Sonne selbst trägt so wenig zum Umweltschaden bei wie möglich. Das 2015 in Betrieb genommene, 116 Meter lange Tiefseeforschungsschiff gleitet mit öko-optimiertem Dieselantrieb auf einem Flüsterrumpf geräuscharm und energieeffizient dahin. Ob es im Sargasso-Meer an die schwimmende Gelehrtenrepublik von Arno Schmidt andocken wird, muss sich jeder selbst erträumen.