Angekündigt, gekämpft und doch verloren: Das Team der Messe Düsseldorf musste heute aufgeben, die weltgrößte Bootsmesse wie geplant im Januar 2022 stattfinden lassen zu wollen. Am 29. Dezember wurde die boot Düsseldorf 2022 abgesagt – von offizieller Stelle, dem Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen. Damit findet die Leitmesse der Wassersport- und Bootsbranche zum zweiten Mal nicht statt.
Zu groß geworden war zuletzt auch die Diskrepanz zwischen dem im Sommer erprobten Sicherheitskonzept und der jetzt anrollenden pandemischen Notlage. Zu groß waren auch die Widerstände der großen Serienboothersteller gegenüber einer Teilnahme an der boot Düsseldorf geworden. Und heute kam abends die Meldung der zuständigen Behörde: „Keine großen Publikumsmessen im Januar möglich.“
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dazu: „Die Omikron-Variante breitet sich aus in einer Dynamik, die wir noch nicht kennen. Doch wir müssen heute handeln. Es ist nur folgerichtig, dass im Januar auch keine großen Publikumsmessen mit vielen Besucherinnen und Besuchern aus verschiedenen Regionen und Ländern aus aller Welt stattfinden.“ Eine Presseanfrage von float an sein Ministerium wenige Stunden zuvor war unbeantwortet geblieben.
Noch vor fünf Wochen hatte die Messe Düsseldorf gemeldet: „Alle namhaften Hersteller von Luxusyachten, Motor- und Segelyachten sind an Bord.“ Ungefähr 1.500 Aussteller wurden zu diesem Zeitpunkt erwartet. Doch schon kurz danach war zu hören, dass die größten Werftgruppen aus Skandinavien, Frankreich, Deutschland und Italien an der boot Düsseldorf 2022 nicht teilnehmen werden.
Angepasster Hallenplan kurz vor Weihnachten
Messechef Wolfram Diener lobte am 8. Dezember die Schutzregeln: Mit dem erprobten Hygienekonzept PROTaction werde man „allen Beteiligten eine sichere Messe bieten können“. Im Gespräch mit float zur gleichen Zeit erklärte boot-Chef Petros Michelidakis: „Die Herausforderung ist die Kurzfristigkeit der Planung, weil wir durch die Pandemie erst spät anfangen konnten, die boot so zu planen, wie sie stattfinden wird.“

Am Freitag vor Heiligabend stellte die Messe einen neuen, um einige Bootshallen reduzierten Hallenplan vor. Doch schon am nächsten Tag kam die nächste schlechte Nachricht. Großbritannien war zum Virusvariantengebiet erklärt worden. Statt der britischen Nobelwerften Sunseeker und Princess drohte Omikron von der Insel überzusetzen.
Der Erdrutscheffekt der Ausstellerabsagen ließ sich spätestens nach dem Bekanntwerden der Omikron-Virusvariante beobachten. Und er erfasste auch mittlere und kleine Werften. Woche für Woche sagten mehr Hersteller ihre Teilnahme ab, meist unter Bedauern und mit großem Respekt vor der als wichtig erachteten Veranstaltung. Auch unter dem Risiko, die Kosten für den vertraglich bestellten Messestand komplett zahlen zu müssen.
Pokern darum, wer zuerst absagt
Der Kostenfaktor könnte einer der Gründe dafür sein, dass große Namen – Stand kurz vor Weihnachten – noch immer in der Ausstellerliste stehen. Werften könnten gehofft haben, dass die Messe abgesagt werde, und auf Zeit spielen. Denn im Falle einer Absage der Schau durch die Messegesellschaft hatten die Düsseldorfer gegenüber den Ausstellern nur geringe Forderungen in Aussicht gestellt.

Aus dieser Zwickmühle kam die Messe nicht mehr heraus. Das Tragische daran: Die boot Düsseldorf hatte sich im Messebeirat noch im frühen Herbst der Zustimmung und Unterstützung der großen Aussteller versichert und dies beim Medienmeeting Mitte November öffentlich gemacht. Das alles konnte nicht verhindern, dass die Stimmung bei vielen Bootswerften kippte.
Aussteller wollen Sicherheit
Mit der sich rapide verschlechternden Pandemie-Lage wollen viele Aussteller ihre Teams gesundheitlich nicht gefährden. Dieser Effekt war schon bei der weltgrößten Zubehörmesse METS Amsterdam im November zu beobachten: Hier sagten Teilnehmer zum Teil nur wenige Tage vor dem Start der Messe ab. Als die METS dennoch nicht abgesagt wurde, fand sie ohne die Großen der Branche statt.
Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz und der deutschen Bundesregierung am Dienstag, 22. Dezember, ließen erwarten: Eine Art Lockdown kommt nach dem Weihnachtsfest. Außerdem: Großveranstaltungen finden nicht mehr vor Publikum statt, und für Messegesellschaften sind neue staatliche Hilfen vorgesehen. Im Bundesland Baden-Württemberg sind Messen schon seit 17. Dezember von Rechts wegen abgesagt.