Die Bootsbranche ist aufgewacht. Nachhaltigkeit ist inzwischen zum Pflichtthema geworden. Werften und Hersteller wissen, dass sie umstellen müssen, um den Herausforderungen des Klimawandels und den Anforderungen einer umweltgerechteren Produktion und Nutzung gerecht zu werden. Meere, Flüsse und Seen müssen besser vor Umweltgiften und Übernutzung geschützt werden als bisher.
Es reicht längst nicht mehr, wenn der Stoff der Saloncouch aus recycleten Fasern besteht, der komplette Herstellungsprozess muss überdacht werden. Das beginnt beim Einkauf der Materialien und endet beim Recycling alter Boote – der gesamte Kreislauf muss in Zukunft besser bei der CO2-Bilanz werden.
Dass sich das Blatt inzwischen wendet, zeigt sich daran, dass Beneteau, die weltweit größte Werft für Segel- und Motorboote, im September die Umstellung der gesamten Produktionsprozesse ankündigte. An diesem Wochenende wird sie auf der Paris Boat Show ihr erstes nachhaltig(er) produziertes Boot vorstellen.
Doch was ist wirklich nachhaltig und was davon Greenwashing? Welche ökologisch sinnvollen Lösungen gibt es, und sind die neuen Technologien wirklich schon einsatzbereit? Wer setzt durch, dass sie in der Produktion auch zum Einsatz kommen?
Welche Regularien braucht es auf nationaler und europäischer Ebene? Was kostet das alles – und sind die Kunden bereit, diese Kosten zu tragen?
Das Blue Innovation Dock
Wichtige und weitreichende Fragen, die ein entsprechendes Forum brauchen, um schnell zu Lösungen zu kommen. Wo wäre dies besser möglich als in Düsseldorf auf der boot, der größten internationalen Zusammenkunft der Wassersportbranche? Hier werden die Weichen für die neue Saison gestellt und Trends und Innovationen präsentiert.
Petros Michelidakis, Leiter der boot Düsseldorf, hat zwei Jahre Covid-Zwangspause sinnvoll genutzt. Er hat eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die an jedem der neun Messetage Antworten auf diese brennenden Fragen liefern soll. Dafür hat die boot ihre Partnerschaften um den europäischen Branchenverband European Boating Industry (EBI) erweitert. Federführend ist hier der Generalsekretär Philip Easthill.
„European Boating Industry sitzt in Brüssel und verfügt über beste Kontakte in die europäische Politik. Und wir von der boot geben den Ausstellern und unseren Partnerverbänden die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen“, so Petros Michelidakis. Das fundierte breite Vortragsprogramm bilde eine hervorragende Grundlage für einen angeregten Dialog zwischen Herstellern, Politik und Wassersportlern, findet der Chef der boot.
Unter dem Namen Blue Innovation Dock (BID) wird damit erstmals eine Plattform für das Thema Nachhaltigkeit in der Bootsbranche geschaffen. Das Diskussionsforum hebt die wesentlichen Themen der Branche auf die Agenda. „Für das Blue Innovation Dock präsentieren wir ein Programm, das sich über alle neun Messetage erstreckt und den intensiven internationalen Austausch in der Branche nachhaltig befeuern wird“, hofft Michelidakis.
Neun Tage, neun Themen, viele Experten
Jeder Messetag ist einem eigenen Schwerpunkt in Sachen Nachhaltigkeit gewidmet. Direkt am Samstag, den 21. Januar, startet die Reihe mit dem Leader’s Dialogue. Führende Politiker aus Deutschland und der EU treffen auf der Messe zum Austausch mit Spitzenvertretern der Bootsbranche zusammen. Hauptthemen werden die Ziele und Vorgaben im Hinblick auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die Verringerung der Umweltauswirkungen sein.
Der erste Sonntag beim Blue Innovation Dock ist nachhaltigen Antrieben gewidmet. Hier werden Boots- und Yachthersteller mit Motorenbauern und Zulieferern zusammentreffen. Sie diskutieren die Umstellung auf emissionsarme oder emissionsfreie Antriebe. Auch politische Entscheidungsträger der EU-Institutionen werden teilnehmen, um über unterschiedliche Erwartungen und die Umsetzung notwendiger Maßnahmen zu sprechen.