In Österreich beginnt das Jahr für Wassersportfans im März, wenn wie seit über 50 Jahren die Austrian Boatshow in Tulln stattfindet. Österreich hat zwar keinen direkten Meereszugang, aber von hier kann man per Boot über die Donau vorbei an Wien bis ans Schwarze Meer fahren, wie ein float-Autor es vor vielen Jahren mal machte.
Die Boot Tulln hat sich seit den 1970ern zur bedeutendsten Wassersportmesse in Zentral- und Osteuropa entwickelt. Regelmäßig zieht sie zum Saisonauftakt mehr als 40.000 Menschen an. Hier trifft sich nicht nur die österreichische Bootsszene, auch das osteuropäische Publikum besucht die Messe im Alpenland.
Einen ganz besonderen Stellenwert nimmt in Tulln die Elektromobilität auf dem Wasser ein. Da in Österreich viele Seen nur elektrisch befahren werden können, hat sich die Austrian Boat Show früh auf dieses Segment spezialisiert und einen Trend vorweggenommen. Aktuell findet sich in ganz Europa keine Messe, auf der eine größere Vielfalt an E-Booten zu sehen ist.
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Auf heimischem Terrain stellt Frauscher – die Familienwerft vom Traunsee – die brandneue eFantom aus, die wir schon auf dem Gardasse im Herbst Probe gefahren sind. In Kooperation mit Porsche adaptierte Frauscher gemeinsam mit dem Sportwagenhersteller den Antrieb des vollelektrischen Macan für den Einsatz auf dem Wasser.
E-Boote und Daysailer
Vom 29. Februar bis 3. März ist in Tulln auch die schwedische Werft X Shore vertreten und präsentiert die neue X Shore 1. Sie wurde im November 2023 beim Best of Boats Award als bestes Elektro-Boot Europas ausgezeichnet.
Als elektrische Weltpremiere gezeigt wird das Wakeboardboot Mastercraft NXT21 Electric High Power. Für die Kraftentfaltung sorgt Piktronik. Zur Elektrobootfraktion gehört auch die Lasai 20, die wir im Baskenland fuhren. Marian Boote bringt neben dem Update des größten Modells M800 Spyder auch die Magic 640, die Laguna 760 und die Delta 600 mit. Innovativ ist der nur 3,95 m lange Electric Yacht Tender Ejet 4X, der mit einer Motorisierung bis 70 kW betrieben werden kann. Händler für den Ejet unter anderem für Deutschland und Österreich ist Master Yachting. Eine weitere Austro-Premiere ist der Takacat 260 LX, den Alexander Johst als Remigo-Edition vorstellt.
Außergewöhnlich ist die Kombination von exklusiven Holzbooten mit Elektro-Motoren, auf die sich Boote Schmalzl spezialisiert hat. Die am Wörthersee ansässige Werft stellt in Tulln unter anderem eine restaurierte Boesch 680 Spezial Black Edition und eine neue 620 Electric Power mit Piktronik-Antrieb aus.
Apropos Holzboote: Kaiser Boote bringt vier sportliche Boote mit, die als Leichtgewichte auch sehr schnell sind. Der Ausnahme-Handwerker Jürgen Kaiser stellt die Modelle K-750 Ski Machine, die K-450 Ultralight und die zwei elektrischen Electric-Jet-Versionen K-650 und K-300 vor.
Die Hersteller von Elektromotoren und Batteriehersteller, die Electric Boating erst möglich machen, sind auch dabei. Zur Boot Tulln kommen als Aussteller unter anderem Mercury mit der Avator-Reihe, Molabo mit ihrer 48-Volt-Welt, Mastervolt und der Branchenführer Torqeedo, dazu Kräutler, Piktronic und Aquamot.
Schöner segeln
Sehen lassen kann sich auch die Bandbreite der Segelyachten. Mit der Bavaria C46 und der Saffier Se 24 Lite kommen weitere Preisträgerinnen nach Tulln. Bei ersterer gelang dem Designer Maurizio Cossutti ein beeindruckender Spagat zwischen Komfort, Platz und Segeleigenschaften. Die Saffier wiederum ist eine sportliche Yacht mit ausgeprägtem Wavepiercer-Bug, deren Deckslayout so konzipiert ist, dass man sie auch unter Gennaker problemlos alleine segeln kann.

Weitere Österreich-Premieren sind die Hanse 410, die Oceanis 37.1 und die First 36 von Beneteau, die Jeanneau Sun Odyssey 350 sowie die Moody 41. Ihren ersten Austro-Auftritt in der Segel-Sektion haben der Daysailer L620 und die segelnden Gummiboote DinghyGo Orca 325 und 375. BTM Marine aus Bitterfeld kommt mit der von float gesegelten Ixylon und Gruben 17 nach Tulln, für den Bootsbauer nach Eigenaussage einer seiner stärksten Märkte.
Feine Verbrenner
Es gibt Weltpremieren auch bei den Motorbooten mit Verbrennertechnik zu sehen. Dazu gehört die offene Corsiva 607 Runabout. Die von float bereits gefahrene De Antonio 32 Open zeigt Baotic Yachting erstmals an der Donau. Unser Testbericht von der Testfahrt vor Barcelona folgt. Dort lernten wir auch die diesjährige Motorbootpremiere von Beneteau, die Flyer 6 als Sundeck-Variante, kennen.
Weitere Österreichpremieren sind die Saxdor 320 GTC, die Noblesse 830 und die Cranchi Z35. Top Yacht bringt als zweite Ö-Premiere die Sea Ray Sun Sport 210 mit und zeigt unter anderem die von float gefahrene X Shore 1. Spannend ist der Marken-Neuzugang TG 6.1, ein gemütliches Wanderboot aus Finnland.
Insgesamt werden auf der Boot Tulln sechs Hallen bespielt. Ein sehr gutes und umfassendes Angebot gibt es außerdem beim Zubehör – nicht umsonst gilt die Boot Tulln als Eldorado für alle, die kurz vorm Saisonstart Equipment suchen. Manche sagen, die Messe an der Donau sei der inoffizielle Saisonstart. Man muss einfach hin, denn hier zelebrieren die Österreicher, dass es bald wieder aufs Wasser geht – egal ob ein Boot auf dem Kaufzettel steht oder nicht.
Hundertwasser lässt grüßen
Im Charterbereich sind die Veranstalter Pitter Yachting als Big Player in Kroatien sowie Ionian Yachting als Griechenlandspezialist besonders aktiv. Von Agentur-Seite sind inhabergeführte Unternehmen wie Yachtcharter Müller oder CSI vertreten. Die individuelle Beratung stellt eine reizvolle Alternative zu gesichtslosen Online-Riesen dar.

Wer nach dem Messebesuch noch Lust, Kraft und Energie hat, kann das über hundert Jahre alte Schiff „Regentag“ bestaunen. Es liegt im Gästehafen des Minoritenklosters Tulln, Es gehörte dem weltberühmten österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser und hat eine überaus bewegte Vergangenheit – aber das ist eine andere Geschichte.
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