Vor wenigen Tagen landet abends ein Leserbrief im Mailpostfach der float-Redaktion. Darin schreibt Anno: „Die Wümme hat ein Problem. Die Schleusenwärter gehen aus!“ Wümme? Wo ist das denn? Ein Blick auf die Karte zeigt einen kleinen gewunden Flusslauf nahe Bremen. Die Wümme ist der Zufluss zur Lesum und liegt mitten im Moorgebiet. Früher wurde hier Torf über die Wümme zum Bremer Torfhafen transportiert.
„Ein guter Bekannter von mir arbeitet mit seiner Frau in einem ganz klassischen altdeutschen Ausflugslokal mit großem Biergarten, schreibt Anno weiter. ”Labskaus, Bratkartoffeln und ein frisch gezapftes Bier beherrschen hier den Alltag.“ Die Gaststätte liege direkt an der Wümme, die tidenabhängig durch die norddeutsche Moorlandschaft mäandere.
„Idylle pur, Bremen in romantisch“, schreibt Anno weiter. „Zwischendurch legen Torfkähne an, Bootsfahrer mit ihren nostalgischen Wellenbindern und Kanuten geben sich die Klinke in die Hand.“ Die Torfkähne bringen die Besucher über die kleine Wümme, einen Seitenam, direkt bis zum Lokal, zu dem auch eine Schleuse gehört.
Tragödie mit Wümmeblick
„So, und nun kommt’s“, schreibt Anno. „Inmitten dieser Idylle mitsamt Schleusenhaus und Wümmeblick bahnt sich eine Tragödie an. Dammsiel hat keinen Schleusenwärter mehr.“ Der Betrieb der Schleuse ist vom Bremischen Deichverband vorgeschrieben, und der Pächter der Gaststätte ist für den Betrieb verantwortlich. Von April bis Oktober ist die Schleuse in Betrieb, morgens um neun geht das Tor zum ersten Mal auf und im Sommer zum letzten Mal um 21 Uhr wieder zu. Sieben Tage die Woche.
Seit fünf Generationen ist die Wirtschaft mit der Schleuse bereits im Familienbesitz. Und immer war ein Rentner bereit, die Sportboote und Kanuten auf das richtige Niveau zu bringen. Nun hat der letzte Wärter aus Altersgründen das Handtuch geworfen und es wird dringend ein Nachfolger gesucht.

„Der norddeutsche Schnack und bremische Frotzeleien in der Schleusenkammer gehören hier zum guten Ton.“ So sollte der Schleusenwärtner gut schnacken können, wünscht sich der Wirt. Parallelen zum idyllischen Spreewald sind nicht von der Hand zu weisen.“ weiß Anno. Ein außergewöhnlich schönes Bootsrevier quer durch das Bremer Naturschutzgebiet.
Bewerbung beim Gasthaus
Die Wümme schlängelt sich als Hauptquellfluss der Lesum über 118 km von Borgfeld bis zum Zusammenfluss mit der Hamme. Sie zählt zu den sogenannten „Sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes“, zuständig ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Bremen. Auf ihr gilt die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung. Die Wümme gehört übrigens zu den saubersten Flüssen Norddeutschlands.
Wer also Interesse hat, als Schleusenwerter an der Wümme anzuheuern und fürderhin den Schleusenverkehr aufrechterhalten möchte, wende sich bitte an Timo Schroeder vom Gasthaus Dammsiel. Er bietet als Unterkunft auch ein Wochenendhäuschen.
