Nach einer kurzen Auffrischung der wichtigsten nautischen Begriffe und einer Prise Mutmachen von Ivan segeln wir den restlichen Sonntag mit der Seascape 24 durch die Bucht Jezeras und erinnern uns an bereits vergessene Handgriffe, Begriffe und wie fest das Segel beim Luff Up gemacht muss.

Am Abend entscheidet Ivan dann kurzfristig, dass wir bereits Montag losfahren werden, aufgrund zu starker Winde am geplanten Abreisetag. Am Ende werden die Segeltörns dann doch von den Winden bestimmt. Es werden bis zu 30 Knoten erwartet. Das ist etwas zu viel, um sicher segeln zu können auf den kleinen Seascapes, vor allem auf der recht tief liegenden 18er. Dass im Juli so ein starker Jugo weht, ist untypisch für einen kroatischen Sommer.

Auch hier macht der Klimawandel keinen Stopp: Der sonst beständige Mistral, der in dieser Jahreszeit weht, „ist seit Jahren nicht mehr beständig“, erklärt Ivan mir. Wir packen also die Segelsachen: 50er-Sonnencreme, viel Wasser und Snacks für die langen Mittagsstunden auf dem Boot, Segelhandschuhe, Caps und Badesachen.
Unterwegs mit drei Seascapes
Am Montagmorgen sind wir pünktlich am Boot, bereiten die Segel vor, hängen den Torqeedo ans Heck und verlassen surrend den Hafen. Die erste Etappe führt von der Insel Murter in die Kornaten, genauer gesagt zu einer der vielen Inseln im Nationalpark.


Bei wenig Wind segeln wir los. Nach vier Stunden, die wir vor allem mit Singen, Segeltrimm und Städteraten verbringen, erreichen wir die Einfahrt zu den Kornaten. Die Kekse sind schon etwas weich, das Wasser etwas warm und die Sonne ganz schön heiß. Endlich erreichen wir die Einfahrt zur Inselwelt der Kornaten, die uns überwältigt mit ihrer, nun ja, mit was eigentlich?

Kornaten, Inseln mit spärlicher Vegetation
Die Kornaten sind eine Inselgruppe vor Kroatien im adriatischen Meer von circa 125 bis 152 Inseln, je nach Quelle. Die fast ausschließlich unbewohnten Eilande sind zumeist karg. 89 stehen unter strengem Nationalpark-Schutz. Für den Aufenthalt oder das Ankern im Park muss ein Ticket gekauft werden.
Dieses abgeschiedene Archipel erstreckt sich entlang der kroatischen Küste zwischen den Städten Zadar im Norden und Šibenik im Süden. Den Namen gibt ihnen die Hauptinsel Kornat. Überall herrscht Baustopp. Nur bereits vorhandene Häuser oder Ruinen dürfen renoviert, restauriert und bewohnt werden. Das macht die Kornaten zu einem fast unberührten Ort, der so seinen ganz eigenen Charme entwickelt.

Vorhandene Häuser werden überwiegend als Restaurants benutzt. Dicke Charteryachten parken davor, ein harter Kontrast zu der eigentlich wilden Natur. Besonders schroff sind die Klippen hin zum offenen Meer. Ihr Anblick verschlägt einem den Atem. Ebenso die türkisfarbenen Buchten. Die Inseln bieten den nötigen Schutz, um entspannt zu segeln. Abenteuersuchende erwartet das offene Meer mit stärkerem Wind, Wellen und Strömungen nur drei Wenden entfernt.
Anreise mit Abschleppen
Als der Wind mittags um drei komplett verschwindet, nehmen wir den E-Motor zur Unterstützung und ziehen die Fock ein. Wenig später kommt uns die 24er entgegen und schleppt uns die letzten Meilen zu Vid und unserem Abendessen. Er wartet bereits am Steg auf uns. „Relax, you are on holidays, relaaaaax“ ruft er uns zu, als wir beim Anlegen etwas hektisch werden. Vid passt in seiner ruhigen, rustikalen Art wunderbar zur umgebenden Natur.

Am nächsten Tag bleiben wir in der Bucht, der Wind lässt die Boote im Wasser tanzen, mit bis zu 35 Knoten fegt der Jugo über die Inseln, der Himmel ist steingrau. Die andere, unfreundliche Seite des Mittelmeeres zeigt sich uns, das ist auch für die Kornaten kein gewöhnliches Sommerwetter.
Der Jugo bindet uns fest
Aber es gibt Ablenkung an Land: Neben selbst gebranntem Schnaps servieren Alenka und Vid hausgemachte Tunfischpaste und Oktopus, der so weich ist wie Butter. Ihr romantischer Garten bietet einen herrlichen Ausblick auf die Bucht und die ankernden Segelboote. Das Verhältnis ist familiär, auch die Enkelin ist da, hilft beim Abräumen und liest in der Hängematte Harry Potter.
Wir segeln den gesamten Mittwoch, an der langen Insel entlang, bis wir in den bewohnten Teil des Parks kommen. Der Wind ist böig jetzt. Wir krängen viel, die Hosen sind klatschnass, das Salz macht unsere Haut trocken, die Sonne unsere Knie braun. Seglerknie, wie wir sie alle haben am Ende unseres Urlaubs.