Als Greta Thunberg am 14. August 2019 die Malizia II bestieg, um nach New York zu segeln, wurde viel darüber diskutiert, auf welche Weise die junge Schwedin den Atlantik noch hätte überqueren können. Dabei zeigte sich eine Menge Unwissenheit über die Möglichkeiten, wie sich der Ozean zwischen Europa und Amerika überwinden lässt. Wir wollen deshalb etwas Licht ins Dunkel bringen.
Es ist heute keine große Kunst mehr über den Atlantik zu segeln, vorausgesetzt man kennt die richtige Route, hat ein vernünftiges Wetter-Routing gemacht, bringt ausreichend Hochsee-Erfahrung mit und besitzt ein seefähiges Schiff. Jedes Jahr überqueren einige hundert Segelyachten den Atlantik, viele davon im Rahmen der Atlantic Rally for Cruisers (ARC).

Die beste Zeit zum Überqueren
Von den Kanaren verläuft die Route der ARC-Boote südwestwärts bis zum Passatgürtel auf ungefähr 30 bis 35 Grad Nord und dann nach Westen zu den Kleinen Antillen. Möglich ist ein Zwischenstopp auf den Kapverden wie bei der Flotillenfahrt ARC+.
Die Seereise ist rund 2.800 Seemeilen lang und dauert – je nach Schiffsgröße und Wetter – ungefähr drei bis vier Wochen. Der Start der ARC und der ARC+ ist immer Ende November. Dies ist auch die beste Zeit für Überquerungen von Ost nach West. Denn nach dem vorletzten Monat des Jahres ist auch die atlantische Hurrikansaison vorüber.
Die Winde sind in dieser Jahreszeit beständig. Denn auf rund 30 Grad Nord liegt ein Hochdruckgürtel, der zusammen mit der Tiefdruckrinne der „innertropischen Konvergenzzone“ auf dem Äquator für den stabilen Nordost-Passatwind sorgt. Damit kann man perfekt planen und reisen.

Retour über A und B, Antigua und Barbuda
Die Rückreise erfolgt häufig von Antigua und Barbuda. Meist geht es in einem großen Bogen um den besagten Hochdruckgürtel. Je nach Wetterlage kann die Crew schon etwas früher nach Nordosten abbiegen. Ist das Hoch weit nach Westen ausgedehnt, steht oft noch ein Schlag in Richtung Bermudas an.
Diese Inseln werden gerne für einen Kurzbesuch, zum Proviantieren und Nachtanken angelaufen. Weiter nach Europa geht es über die Azoren nach Portugal oder weiter nördlich durch die Biskaya nach Südengland oder Frankreich.
Dabei wird, so erklärt es float-Wetterexperte Sebastian Wache von der Wetterwelt, die Grenzwetterlage genutzt, also das stabile Hoch im Süden der Strecke und die durchziehenden Tiefs im Norden. Im Dunstkreis des Hochs ist von Vorteil, dass sich Tiefausläufer häufiger deutlich schwächer zeigen, der wünschenswerte westliche Wind aber weiter für große Etmale sorgt, also viele Tageskilometer respektive Seemeilen.

Gerade ab dem späten Frühjahr und frühen Sommer bietet sich der Rücktörn an. Sturm- oder Orkantiefs treten nicht mehr so häufig auf, und der Hochdruckgürtel verlagert sich etwas weiter nach Norden. Dennoch ist der Törn von West nach Ost auch dann deutlich anspruchsvoller und anstrengender, als mit dem konstanten Passatwind in die Karibik zu segeln. Ab dem späteren Sommer steigt dann wieder das Risiko für Hurrikans bis zum November.
Diese Routen sind seit Jahrhunderten bekannt. Sie werden auch die Routen des klassischen „Atlantischen Dreieckshandels“ genannt. Was es damit auf sich hat, erklärt ein Blick in die Geschichte.
Leif kam vor Christoph Columbus

Der Erste, der laut Überlieferungen den Atlantik überquerte, war der Isländer Leif Eriksson. Der „Glückliche“ erreichte Nordamerika eher zufällig um die erste Jahrtausendwende nach Christus. Knapp 500 Jahre später, im Jahr 1492, schaffte es Christoph Columbus als offiziell Zweiter über den Atlantik.
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3 Kommentare
[…] Regelung für Yachten und Marinas auf Madeira vergessen zu haben. Wir sind hier mitten im Atlantik, im Umkreis von 500 Seemeilen gibt es keine Möglichkeit, einen anderen Hafen anzulaufen. Die rund 250 Seemeilen entfernten […]
[…] Beitrag : Das 1×1 für den Weg über den Atlantik (https://floatmagazin.de/orte/das-1×1-fuer-den-weg-ueber-den-atlantik/?all=1) wird zum einen etwas auf die Geschichte eingegangen. Zum anderen aber auch auf Wetterbedingungen […]
Schön. Ich frage mich nur, wie man von Brasilien aus zurückkommt. Es war ja offensichtlich einfacher, von Rio nach Angola zu segeln als nach Portugal.