Auch andere Deckungen, wie die Totalverlustdeckung bei Pantaenius, könnten greifen. Ist das Schiff jedoch reparabel, bekommt der Eigner in diesem Fall keinen Schadensersatz. Ist das Schiff durch diesen Sturm aber ein Totalverlust, dann hat er die Deckung.
Bergekosten höher als der Bootswert
Die Frage ist, sind Bergekosten versichert? Denn die können sogar höher sein als der eigentliche Schiffswert, gerade bei kleineren Booten. Bei der Yacht-Kasko-Versicherung von Pantaenius gibt es kein Limit. Es gibt auch Anbieter, bei denen die Kasko-Verträge mit einer fixen Summe begrenzt sind oder nur bis zur vereinbarten Versicherungssumme abdecken.
Es gibt jedoch auch Anbieter, die diese feste Taxe nach drei Jahren zum Gegenstand einer Prüfung machen. Das passiert allerdings erst, wenn der Schaden eintritt. Wenn dann die vereinbarte Versicherungssumme nach Paragraf 76 der VVG um einen bestimmten Prozentsatz abweicht, behält sich der Versicherer Kürzungen vor. Da ist Vorsicht geboten.
Die genaue Bilanz der Schäden wird erst in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen vorliegen. Philipp Mühlenhardt, Geschäftsführer der Sporthafen Kiel GmbH, musste am Montagnachmittag feststellen, dass nach aktueller Zählung in Schilksee 35 Yachten untergegangen seien, die bisher entdeckt werden konnten. Dazu kommen in Kiel noch eine Handvoll Boote an einer privaten Steganlage in Friedrichsort sowie drei in der Wik.
Denn ohne Unterstützung von Gemeinden und Land werden die betroffenen Häfen die Schäden nicht bewältigen können. Dagegen seien die Anlagen nicht versichert, sagt Mühlenhardt. Eine entsprechende Kasko-Versicherung würde monatlich einen mittleren fünfstelligen Betrag bedeuten, der nicht zu leisten ist.
Wie geht es jetzt weiter?
Vor den Hafen-Betreibern liegt bis zum kommenden Jahr ein Berg an Arbeit. Neben den Yachten müssen aus den Häfen auch Unmengen an Seegras und Algen entfernt werden, die aufgrund der Kontaminierung mit Diesel, Öl und Plastik als Sondermüll gelten. Abgerissene Strom- und Wasserleitungen müssen ersetzt und zahlreiche Stege wieder aufgebaut werden.
„Ich bin optimistisch, dass wir es zu großen Teilen wieder hinbekommen werden.“ Das Plus, das Mühlenhardt ausgemacht hat: Die Fundamente der Pfähle sind noch intakt, so dass keine neuen Rammungen nötig sein werden. Allerdings werden die Häfen in den kommenden Wochen um die Dienste der wenigen Spezialfirmen für Hafenbau wetteifern.
Bei Pantaenius in Hamburg arbeiten zur Zeit 22 Sachbearbeiter an der Schadensabwicklung. Für jeden Hafen ist ein Sachbearbeiter zuständig und zwei Sachverständige von Sachverständigenbüro und Havarie-Kommissariat MCS. Die Telefone stehen nicht still.
Bis alle Schäden abgewickelt sind, wird es wohl den ganzen Winter dauern, befürchtet Holger Flindt. Bis die Schiffe in den Werften untergebracht sind und unter der schleppenden Ersatzteilversorgung seit Corona repariert sind, wird einiges an Zeit vergehen.