5 – 9 – 12 – 15 – 18 und 22 Uhr. Wohl jeder, der die Vendée Globe verfolgt, kennt diese Zeiten, an denen täglich der aktuelle und offizielle Stand des Rennens veröffentlicht wird. Am meisten interessiert dabei der “DTL”-Wert (Distanz zum Führenden) in der Spalte, in der Alex Thomson seit Wochen auf dem zweiten Platz liegt. Mal holt er auf, dann fällt er zurück. Jeden morgen noch vorm ersten Kaffee ruft man den neuen Stand ab, abends um 22 Uhr vorm schlafen gehen ein letztes Mal. Es ist fast wie in einer gut gemachten TV-Serie: Jede Veröffentlichung wirkt wie ein Cliffhanger. Die einen bangen für Armel Le Cléac’h, die anderen für Thomson. Nach rund 29.000 nautischen Meilen trennen die beiden Kontrahenten nur rund 2 Stunden und um die 70 Meilen voneinander. Ein Fehler kann alles entscheiden. Thomsons Chancen indes sinken mit jeder gesegelten Meile, in der der Abstand gleich bleibt. Viel Zeit zum Aufholen hat er nicht mehr. Allerdings ist schon so viel passiert dass man nie weiß, was kommt.

Nach der Meldung vom Wochenende, dass Thomson mit 536,8 Seemeilen einen neuen 24-Stunden- Streckenrekord für Einhandsegler aufgestellt hat, kam in seiner Fangemeinde Hoffnung auf, nachdem er in den Tagen zuvor einige Meilen einbüßen musste. Seitdem ist der Abstand nahezu gleich. Die Banque Populaire zieht fehlerlos vorne weg und scheint von dem Druck des Walisers unbeeindruckt zu sein. Le Cléac’h, genannt “der Schakal”, kennt diese Situation – nur umgekehrt. 2009 kam er mit 5 Tagen und 2012 mit nur rund 3 Stunden Rückstand nach François Gabart ins Ziel. Dieses Mal ist er der Gejagte.

Am Donnerstag wird also feststehen, wer der Sieger ist. Danach trudeln eine ganze Weile die Nachzügler ein. Die Letztplatzierten hängen derzeit irgendwo zwischen Tasmanien und Kap Hoorn. Die große Spannung ist dann jedoch raus und man verfolgt noch den ein oder anderen Helden, wie zum Beispiel Conrad Colman, der allen technischen Problemen zum Trotze noch immer gut dabei und stets für einen Spaß gut ist, auch in Situationen, in denen dem Normalsterblichen wohl kaum der Sinn nach lustigen Videos steht.
Wir haben in den vergangenen ca. 70 Tagen gestaunt, gefiebert, gehofft, gebangt, die Daumen gedrückt und den Atem angehalten. Wir müssen nun der Realität ins Auges sehen: Am Wochenende gibt es Nachberichte, doch spätestens am Montag wird uns bewusst: Es ist vorbei.
Ein Kommentar
Na aber dann kommt ja bald der America’s Cup gefolgt von der Volvo Ocean Race, dieses Jahr wirds schon nicht allzu langweilig.
Im absoluten Notfall muss man wohl selber selgeln gehen…