Wer ein Haus an Land baut, kann auf fundierte Geo-Daten zurückgreifen, damit das Heim auf stabilem Grund entsteht. Im Meer ist das Bauen etwas schwieriger – und das auch aufgrund der Datenlage.
Das Projekt Marispace-X soll hier helfen. Meeresdaten weltweit werden dabei in verbundenen Cloud-Datenbanken gespeichert und könnten dann von überall und jederzeit zugänglich sein.
Die Idee für Marispace-X stammt von der Kieler Firma north.io. Internationale Partner arbeiten an dem Projekt mit. Darunter sind Institutionen wie das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung und das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung.
Mit dabei sind auch Unternehmen wie Microsoft, Siemens Gamesa, Intel und ThyssenKrupp Marine Systems. Der Gesamtaufwand für Marispace-X beträgt 15 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das auf 36 Monate angelegte Vorhaben mit 9 Millionen Euro.
Daten-Souveränität für Europa
Es geht um nicht weniger als Daten-Souveränität für Europa. Im Rahmen europäischer Cloud-Lösungen sollen Daten standardisiert und frei zugänglich gemacht werden. Der Überbegriff ist Gaia-X. Marispace-X ist dabei eines von mehreren assoziierten Projekten.
Das Ziel ist laut Adrian Neumann von Marispace-X: „Die Welt soll auch unter Wasser digital zusammenwachsen, aber nach europäischen Standards und Werten.“ Damit mehr Meer in der Cloud stattfindet, müssen zunächst Datenschätze auf den Servern von Geomar und anderen Forschungseinrichtungen gehoben werden.
Im nächsten Schritt will man weitere Daten gewinnen. Dazu entsteht zum Beispiel vor Rostock ein unterseeisches Testfeld. Von diesem Feld will man per Messschiff relevante Daten „ernten“. So wollen die Wissenschaftler ein Verfahren zur Vermessung größerer Seegebiete entwickeln.
„Unterwasserdaten sind schwer und teuer zu erheben“, erklärt dazu ein Mitarbeiter von Marispace-X auf float-Anfrage. „Und es gibt sehr unterschiedliche Datenformate. Dafür sollen europäische Standards geschaffen werden.“
Hilfe beim Bergen von Weltkriegsbomben
Bei der Nutzung geht es – natürlich? – nicht nur um Wissenschaft. „Gemeinsam mit allen Partnern wollen wir erstmals einen gemeinsamen virtuellen Raum für verfügbare maritime Daten schaffen und damit neue Geschäftsmodelle ermöglichen“, erklärt Projektkoordinator Jann Wendt den eigentlichen Zweck auf der Website von Marispace-X.
Einige potenzielle Anwendungsfälle: Die Datenbank der Meere könnte man zum Beispiel für den Bau neuer Offshore-Windparks nutzen. Sind digitale Karten vom Seegrund vorhanden, könnte das die Errichtung eines Windparks erheblich beschleunigen. „In der Vermessungsphase vervielfacht sich die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung“, sagt Frithjof Hennemann von Marispace-X.
So wird auch die Bergung von Weltkriegsbomben und anderen Munitionsresten, die in gewaltigen Mengen in der Tiefe vieler Ost- und Nordseeregionen liegen, fokussiert. All das könnte mit der digitalen Geo-Datenbank leichter gelingen.
KI-gestützte Analyse
„Durch die sichere Zusammenführung verstreuter Datenquellen und die KI-gestützte Analyse auch sensitiver Daten ermöglicht Marispace-X den Anwendern aus Behörden, Forschung und Industrie zukünftig zuverlässigere Identifikation und effizienteres Räumen der Munitionsaltlasten im Meer“, so Jann Wendt. „Dies ist Vorausetzung für den von der Bundesregierung geforderten Ausbau der notwendigen Infrastruktur in Nord- und Ostsee im Rahmen der Energiewende.“
Denkbar ist überdies Unterstützung beim biologischen Küstenschutz gegen den Klimawandel. Mit Hilfe von Marispace-X ließen sich zum Beispiel unterseeische Anbaugebiete für Meerespflanzen identifizieren. Neu angelegte Seegraswiesen könnten zur Bindung von CO2 dienen.
2 Kommentare
Leider ist hier fachlich einiges falsch recherchiert und ungenau dargestellt worden:
Das Digital Ocean Lab ist beispielsweise ein Projekt des Frauenhofer Instituts für grafische Datenverarbeitung – und nicht etwa der Uni Rostock zugehörig.
Ferner beträgt die Förderung des Projekts MARISPACE-X durch das (nicht erwähnte) Bundeswirtschaftsministeriums 9,4 Mio. Euro, es ist somit auch eine staatliche Initiative.
Mit freundlichen Grüßen
Björn Krüger
Natürlich ist das Ministerium erwähnt, lieber Björn. Das Digital Ocean Lab wiederum ist gar nicht Teil des Beitrags.