Was Segler am Kap Hoorn erwartet, ist eine gute Vorlage für Horrorszenarien. Windgeschwindigkeiten bis 265 km/h wurden hier schon gemessen. Kalt ist es: Ganzjährig liegen Wasser- und Lufttemperaturen um die 5 Grad Celsius. Es herrscht starke Strömung nach Osten, manchmal treiben abgebrochene Eisbergbrocken herum, und kein Land hält die Wellen auf, die über tausende Kilometer anrollen – und sich wie Hochhäuser auf über 30 Meter auftürmen können.
280 Tage im Jahr regnet es. An trockenen Tagen herrscht oft Nebel. Im Juli bläst es, statistisch gesehen, jeden dritten Tag mit mindestens 7 Beaufort, dazu kommt einmal die Woche ein Sturm. Nur im Sommer, der hier im Januar seinen Höhepunkt hat, nimmt der Wind etwas ab.

Unter fünf Beaufort kommt er nie: Im Schnitt wehen hier dreimal die Woche über sieben Windstärken und mit Orkanen ist immer wieder zu rechnen, wie auf der animierten Echtzeit-Windkarte gut zu erkennen ist.
800 Schiffswracks werden hier vermutet
Bis zur Eröffnung des Panama-Kanals 1914 war Kap Hoorn die einzige Möglichkeit, mit Schiffen vom Pazifik in den Atlantik zu gelangen. Oder umgekehrt, was die ganze Sache noch einmal verschlimmert, denn der Wind kommt fast immer aus Westen, und mit ihm zieht eine starke Strömung nach Osten. Die nördlich gelegene Magellanstraße ist für Segelschiffe ohne Motor keine Option: Sie ist schlichtweg zu eng und die Strömung zu stark, um sie nur unter Segeln zu durchfahren.

Wenn Segler den Erdball umrunden, so wie bei der Vendee Globe oder dem Golden Globe Race, treffen sie auf mehrere berühmte Kaps: Das Kap der Guten Hoffnung in Afrika und das Kap Leeuwin in Australien. Keiner dieser Landzipfel hat sich jedoch Schrecken, Mythos und Ehrfurcht so verdient wie das Ende Südamerikas. Schätzungsweise 800 Schiffswracks liegen hier auf dem Grund, und 10.000 Menschen sollen hier ihr Leben verloren haben. Bei Niedrigwasser sind einige Masten im Wasser zu erkennen.
Das ist eine der gefährlichsten Routen der Welt. Dort stürmt es fast immer von Westen. Es ist eiskalt, die Segel vereisen, es ist ein Albtraum. – Dirk Jan Barreveld, Historiker
Selbst das stählerne Denkmal am südlichsten Ende Chiles, mit dem der verunglückten Seeleute gedacht werden soll, hat 2014 ein Sturm erwischt. Dem stilisierten Albatros, der Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h überstehen sollte, brach im Sturm eine Hälfte ab. Kap Hoorn holt sich, was es will – selbst ein Denkmal aus Stahl.

Aus gutem Grund nennen Seefahrer diese Breitengrade auch die „Furious Fifties“. Es verwundert kaum, dass Captain Bligh 1788 an diesem Kap scheiterte und vermutlich hier die lange Geschichte der Meuterei auf der Bounty begann.
55° 58′ 48″ S, 67° 17′ 21″ W
Wer jemals in Skagen war, dem nördlichsten Zipfel Dänemarks, wo Ostsee und Nordsee zusammentreffen, der weiß, welche skurrilen Wellenbilder sich ergeben können, wenn Meere aufeinandertreffen. Ost- und Nordsee sind im Vergleich zum Atlantischen und Pazifischen Ozean jedoch eher niedlich. So kann man sich in etwa vorstellen, was Segler da unten erwartet.
Ein Kommentar
Super interessant!!!!